Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Macht­kämp­fen. Die Aus­ein­an­der­set­zun­gen wä­ren noch er­träg­lich ge­we­sen, wenn sich nicht un­glaub­lich fremd­ar­ti­ge Le­be­we­sen ein­ge­schal­tet hät­ten, de­ren Hei­mat wir auf der Ve­nus ver­mu­te­ten. Hun­dert­pro­zen­tig si­cher war das aber nicht.
    All das hat­te zur be­schleu­nig­ten Grün­dung des GWA-Raum­korps ge­führt. Wenn mich nicht al­les täusch­te, lag mein Ein­satz­ge­biet von nun an auf dem Mond und – noch er­wei­tert – im ei­gent­li­chen Welt­raum.
    Die Aus­sicht war er­re­gend, so­gar fas­zi­nie­rend. Den­noch frag­te ich mich, was ei­ni­ge we­ni­ge GWASchat­ten dort oben aus­rich­ten soll­ten. So­lan­ge die Eig­nungs­prü­fun­gen der­art hart wa­ren, ka­men über­haupt nur we­ni­ge Aus­er­le­se­ne durch.
    Es war, als hät­te der Astro-Me­di­zi­ner mei­ne Ge­dan­ken ge­le­sen. Un­ver­mit­telt warf er ein:
    »Drei her­vor­ra­gen­de Män­ner mit ei­ner ein­zig­ar­ti­gen Spe­zi­al­aus­rüs­tung kön­nen mehr er­rei­chen als zehn­tau­send Durch­schnitts­men­schen mit nor­ma­len Hilfs­mit­teln. Be­den­ken Sie das, und las­sen Sie sich vom ›Ge­hirn‹ be­leh­ren. Ich glau­be, Ma­jor HC-9, daß wir in den Rei­hen der ak­ti­ven Agen­ten ge­nü­gend Män­ner und Frau­en ha­ben, die mit den in­ter­nen Schwie­rig­kei­ten auf der Er­de auch oh­ne Sie fer­tig­wer­den kön­nen.«
    »In­ter­ne Schwie­rig­kei­ten« hat­te er ge­sagt! Him­mel – wa­ren wir schon so weit, daß die Pro­ble­me der Welt als in­tern an­ge­se­hen wur­den? Hat­ten wir den Sprung in den Raum denn wirk­lich ge­schafft? War end­lich in Er­fül­lung ge­gan­gen, was noch mei­nen Va­ter als traum­haf­te Vor­stel­lung be­wegt hat­te?
    Ich konn­te mich gut an sei­ne Wor­te er­in­nern. Es war et­wa 1975 ge­we­sen, und ich war noch ein klei­ner Jun­ge. Er hat­te ernst­haft be­haup­tet, der rou­ti­ne­mä­ßi­ge be­mann­te Raum­flug lie­ße noch min­des­tens drei­ßig Jah­re auf sich war­ten. Ge­nau um­ge­kehrt war es ge­kom­men. Mit der Ent­wick­lung des Mi­kro-Kern­mei­lers und der Fo­li­en-Strom­bank zur di­rek­ten Stro­mer­zeu­gung wa­ren die che­mi­schen Flüs­sig­keit­strieb­wer­ke der Ra­ke­ten über­holt ge­we­sen.
    Und jetzt, En­de 2003, ras­ten schon Klein­ra­ke­ten mit voll­wer­ti­gen Plas­ma­trieb­wer­ken zum Mond. Die Raum­schif­fe wa­ren so klein, daß man sie da­mals nicht ein­mal als drit­te Stu­fe ei­ner Sa­tel­li­ten­ra­ke­te ver­wen­det hät­te.
    Den Mars hat­ten wir vor ei­ni­gen Mo­na­ten zum ers­ten­mal er­reicht – ein groß­ar­ti­ger Er­folg. Dann al­ler­dings war es zu ei­nem Zwi­schen­fall ge­kom­men. Un­se­re Plas­ma­ra­ke­te war mit ei­ner tod­kran­ken Be­sat­zung in In­ner­asi­en not­ge­lan­det. Kurz da­nach war das rus­si­sche Schiff TSCHER­KINS­KIJ bei der Rück­kehr ab­ge­schos­sen wor­den.
    Es hing al­les in der Schwe­be. Kein Mensch konn­te die Fül­le der an­fal­len­den Pro­ble­me auf ein­mal be­wäl­ti­gen. Wis­sen­schaft­li­che Grund­ge­set­ze stürz­ten über Nacht. Kon­ven­tio­nel­le Wis­sen­schaft­ler be­ka­men wei­ße Haa­re. Fä­higs­te For­scher stan­den stau­nend vor den Ma­schi­nen ei­nes uns un­be­kann­ten ga­lak­ti­schen Vol­kes; vor Ma­schi­nen, die min­des­tens hun­dert­acht­zig­tau­send Jah­re alt wa­ren.
    Das al­les wa­ren Vor­stel­lun­gen, die so­gar ei­nem phan­ta­sie­be­gab­ten Men­schen zu schaf­fen ma­chen konn­ten. Es war eben zu­viel auf ein­mal auf uns ein­ge­stürzt. Dar­an krank­te au­gen­blick­lich die geis­ti­ge Eli­te der Mensch­heit.
    Un­ser kal­ter Krieg mit dem Großasia­ti­schen-Staa­ten­bund war in ein der­art fried­li­ches Sta­di­um ge­tre­ten, daß un­se­re Asi­en­spe­zia­lis­ten nur noch die Köp­fe schüt­tel­ten. Un­se­re Freun­de vom Pe­kin­ger Ge­heim­dienst ga­ben sich aus­ge­spro­chen zu­rück­hal­tend. Wir hü­te­ten uns des­halb, ih­nen un­nö­tig auf die Fü­ße zu tre­ten.
    All das hat­te et­was zu­stan­de ge­bracht, was wir über­haupt noch nicht er­fas­sen konn­ten. Aus die­sem Grun­de moch­te Dr. Bul­be recht ha­ben, wenn er mein­te, daß drei fä­hi­ge Män­ner mehr aus­rich­ten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher