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U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen

Titel: U47 mit Kapitänleutnant Prien gegen England - Der Bericht des Funkers Carl Steinhagen
Autoren: Carl Steinhagen
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mächtig, daß wir dem Gegner keinen von unseren Aalen in die Spanten sausen lassen konnten. Vielleicht war uns dies aber eine gute Lehre, auch den Gegner nicht zu unterschätzen. Tagelang schlichen wir mit grimmigen Gesichtern umher. Doch im Stillen verdoppelte jeder seine Aufmerksamkeit. So etwas mußte beim nächsten Mal natürlich ganz anders kommen. —
    Scharfe Doppelgläser suchen den Horizont ab. Eigentlich riecht man es schon, daß wir heute etwas vor unseren Bug bekommen. Unsere Torpedomechaniker mit ihren Obermaaten — wir nennen sie kurz und einfach Mixer bei uns an Bord haben ihre Aale besonders gut gepflegt. In der Maschine blitzt und blinkert alles. Es sieht fast so aus, als ob wir im Frieden zur See führen und nicht schon etliche Wochen draußen herum-schwabberten. Fiete, unser Schmut, hat uns gerade das Frühstück fertig gemacht. Die Backschafter stellen alles auf die Backen.

    „Steuerbord voraus eine Rauchwolke!" Der Kommandant saust, mit beiden Backen kauend, auf die Brücke. Wie ein Lauffeuer geht die Nachricht durch das Boot. „Hast du schon gehört? Wir haben einen!" Noch ist er sehr weit ab von uns, wir sehen nur eben seine Mastspitzen über der Kimm. Ganz allmählich kommt der Schornstein darüber weg, dicker Qualm steigt heraus und weht mit dem Winde. Nun sind auch die Aufbauten zu sehen. Der Kommandant läßt den Dampfer ruhig näher kommen. Ist es ein Engländer oder ein Neutraler?
    Gar bald merken wir, was los ist. Mit Zickzackkurven versucht er uns zu entkommen. „Geschütz klar!" Die Bedienung saust an Oberdeck. Breite Gurte haben sie sich um den Leib geschnallt, denn über unser niedriges Boot geht fast jede gröbere See hinweg. Sie müssen sich am Geschütz anschnallen. Wie ein geölter Blitz, viel schneller, als es im Frieden geübt ist, klettern die Männer den Turm hinauf. Schon sind alle Zurrungen gelöst, der Verschluß des Geschützes fliegt auf, und die erste Granate liegt im Rohr. „Einen Schuß vor den Bug!" — Rumms — Drüben, kurz vor dem Dampfer, steigt eine hohe Wassersäule auf. Der aber läßt sich gar nicht stören. Er versucht auch weiterhin zu entkommen. Unten im Funkschapp hören wir, wie er unentwegt SOS-Rufe sendet. Den Funker drüben muß ja eine wahnsinnige Angst gepackt haben, er kloppt wie ein Irrer auf seiner Taste herum.

    Plötzlich meldet sich dazwischen ein anderes Fahrzeug. In unseren Listen suchen wir uns den Namen heraus, es ist ein Norweger. Ein Tankdampfer. Jetzt gibt er seinen Standort durch. Ein Vergleich auf der Karte zeigt uns, daß er ganz in unserer Nähe ist. Jeden Augenblick kann er in Sicht kommen.
    Inzwischen hat auch oben die Verfolgung ihr Ende gefunden. Stoppen will der englische Kapitän nicht, darum setzt ihm unsere Geschützbedienung einige wohlgezielte Treffer in seinen Kahn. Erst dann zieht er es vor, zu stoppen. Seine Mannschaft geht in die Boote. Unser Kommandant dampft längsseit und unterhält sich mit dem Kapitän, dieser kommt zu uns aufs Boot. Man kann den englischen Seeleuten ansehen, daß sie im Grunde froh sind über den Ausgang. Sie winken uns alle zu und lachen übers ganze Gesicht. Der Kapitän will unserem Kommandanten sogar Zigaretten anbieten, doch wir haben selbst genug.

    Nun ist auch der Tankdampfer in Sicht gekommen. Er setzt ein Boot aus und kommt zu uns herüber. Der Kommandant bittet ihn heran, mit erhobener Rechten begrüßt ihn der Norweger. Sofort erklärt er sich bereit, die englischen Seeleute zu sich an Bord zu nehmen. Dann pullen alle drei Rettungsboote zum Tanker hinüber und die Männer steigen über die Jakobsleitern an Deck. Und weiter dampft er auf seinen alten Kurs. Unserem englischen Dampfer aber setzt ein wohlgezielter Torpedoschuß ein schnelles Ende. Nichts als einige Wrackstücke zeigen die Stelle an, wo vor einer Stunde noch ein stolzes Schiff mit Erz beladen nach England dampfte. Endlich können wir nun auch weiter frühstücken.

    Der Engländer ist ein ganz unhöflicher Mensch, das muß hier einmal festgestellt werden. Kommt der Bursche uns doch gerade zum Frühstück vor den Bug gelaufen! Wir können jetzt kalten Kaffee trinken. Doch es sollte noch besser kommen! Zunächst aber freuen wir uns mal gewaltig über unseren ersten Erfolg. Eifriger denn je wird nach neuen Fahrzeugen Ausschau gehalten.

    Bis jetzt haben wir eigentlich immer gutes Wetter gehabt. Daß es auch einmal anders kommen konnte, hatten wir noch gar nicht bedacht. Der gestern noch strahlende Himmel hat sich mit
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