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Tyrann Aus Der Tiefe

Tyrann Aus Der Tiefe

Titel: Tyrann Aus Der Tiefe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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diesem Ort geschieht nichts, ohne dass ich davon erfahre. Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass es Ihnen nichts genutzt hätte, aus Goldspie zu entkommen. Mein Arm reicht weit, wissen Sie?«
    Bannermanns Gesicht zuckte vor Hass. Einzig das Gewehr, das auf ihn gerichtet war, schien ihn noch davon abzuhalten, sich auf Donhill zu stürzen.
    »Nun ja«, fuhr Donhill nach einer Pause fort, »es nutzt nichts, versäumten Gelegenheiten nachzuweinen, oder? Sie sind nun einmal hier. Machen wir das Beste daraus.«
    »Hören Sie auf, Donhill«, sagte ich leise. »Bringen Sie uns um, wenn Sie wollen, aber verspotten Sie uns nicht noch.«
    Donhill runzelte die Stirn und blickte mich einen Moment lang an, als sähe er mich zum ersten Mal. »Ah ja, Mister Craven«, sagte er. »Ein Mann mit Ehre, wie?« Er kicherte. »Aber dafür mit nicht sehr viel Verstand, fürchte ich. Haben Sie wirklich geglaubt, sie beide könnten allein etwas gegen mich und meine Männer ausrichten?«
    Ich starrte ihn an, sagte aber kein Wort mehr. Donhill lächelte böse, trat einen Schritt zurück und deutete mit einer einladenden Geste auf den Platz hinaus. »Nun, Sie sind gekommen, um Ihre drei Freunde zu sehen«, sagte er böse. »Dann wollen wir sie nicht warten lassen, oder?«
    Einer seiner Männer versetzte mir einen derben Stoß, als ich seiner Aufforderung nicht rasch genug nachkam. Ich stolperte, fand im letzten Moment mein Gleichgewicht wieder und ging neben Bannermann hinter Donhill her.
    Die Reihe der Kapuzenmänner teilte sich vor uns, als wir auf den Platz hinaustraten. Trotz der großen Anzahl von Menschen, die rings um uns versammelt waren, war es fast unheimlich still. Selbst das Geräusch unserer Schritte schien überlaut.
    Donhill führte uns über die Mitte des Platzes hinaus zu den drei Podesten, auf denen Bannermanns Männer gefesselt standen. Bannermann stöhnte, als er sah, wie grausam die Männer gebunden waren. Die Stricke waren so fest angelegt, dass sie blutige Linien in ihre Haut schnitten. Sie waren bis auf die Hosen entkleidet, und auf ihren nackten Rücken schimmerten rote Striemen. Sie waren geschlagen worden, ehe man sie hierhergebracht hatte. Einer von ihnen war ohne Bewusstsein.
    »Du verdammtes Monster«, keuchte Bannermann. »Dafür töte ich dich.«
    Der Mann hinter ihm hob den Arm und schlug ihm wuchtig mit der Faust in den Nacken. Bannermann brach in die Knie, fing den Sturz im letzten Moment mit den Händen ab und blieb stöhnend hocken.
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte Donhill ruhig. »Sie sind es, der sterben wird, Captain. Aber zuvor dürfen Sie mit ansehen, wie Ihre Männer sterben.« Er lachte leise. »Ich hoffe, Sie sind sich der Tatsache bewusst, dass Ihnen eine einmalige Chance gegönnt wird, Captain. Welcher Mann hat schon die Gelegenheit, seinen eigenen Tod vorher beobachten zu können?«
    »Hören Sie endlich auf, Donhill«, sagte ich.
    Donhill fuhr herum und starrte mich einen Herzschlag lang hasserfüllt an. Aber der erwartete Zornesausbruch blieb aus.
    »Sie haben recht, Craven«, sagte er. »Die Zeit wird knapp.« Er lächelte noch einmal, deutete eine spöttische Verbeugung an und drehte sich zum Fluss. Seine Arme hoben sich in einer langsamen, beschwörenden Bewegung.
    Er führte sie nie zu Ende.
    Hinter meinem Rücken fiel ein einzelner, peitschender Schuss. Donhill taumelte, machte einen halben, mühsamen Schritt und brach mit einer zeitlupenhaften Bewegung in die Knie. Ein keuchender Laut kam über seine Lippen. Er taumelte, senkte langsam die Hände und griff sich an die Brust. Auf seinen Zügen erschien ein überraschter, ungläubiger Ausdruck.
    »Ihr … ihr Narren«, keuchte er. Blut lief in einer dünnen, glitzernden Bahn aus seinem Mundwinkel. »Ihr … verdammten … Narren. Die … Bestie … wird euch … euch alle vernichten.«
    Er wollte noch mehr sagen, aber er konnte es nicht. Seine Augen brachen. Er war tot, ehe er auf dem Boden aufschlug.
    Ein zweiter Schuss fiel, gefolgt von einem spitzen, schmerzerfüllten Aufschrei. Ich fuhr herum und sah, wie eine der braungekleideten Gestalten mit einem fast grotesk anmutenden Schritt aus der Menge hervortaumelte.
    Wieder krachte ein Schuss. Der Mann wurde wie von einem unsichtbaren Faustschlag herumgewirbelt, fiel auf die Knie und kam mit einer unsicheren Bewegung wieder hoch. Das Gewehr, das er bisher in der Hand gehalten hatte, entglitt seinen Fingern.
    »Craven! Fliehen Sie! Laufen Sie weg!«
    Der dritte Schuss riss den Mann
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