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Turrinis Jagd: Kriminalroman

Turrinis Jagd: Kriminalroman

Titel: Turrinis Jagd: Kriminalroman
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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hinunterfahren müssen, damit sie ein Geld zum Tarockieren haben.
    Muss ich vielleicht erklären, wie so ein Tarock-Turnier funktioniert. Wie das Tarockieren funktioniert, brauch ich sowieso nicht erklären. Die einen – die können es eh. Und die anderen – bei denen ist es hoffnungslos. Weil du ja Monate, wenn nicht sogar Jahre brauchst, bis du das Tarockieren derlernst.
    Also: Turnier. Dauert vom Nachmittag bis um zehne, elfe in der Nacht. Weil du dreimal vier Runden spielst. Mit drei anderen Spielern. Wird ausgelost, mit wem du da zusammenkommst. Eine Runde aber vier Spiele. Ist gleich: 48 Spiele. Dauert schon seine Zeit, weil du ja so nebenbei hübsch was trinken musst, gehört zum Tarockieren einfach dazu. Musst du dann natürlich auch öfter aufs Klo rennen. Geht aber eh flott bei die Männer.
    Bei der Gucki sowieso. Weil sie wieder einmal die einzige Frau ist bei diesem Turnier, ist das Damenklo praktisch arbeitslos. Sonst bist du ja als Frau bei einer Unterhaltung scheißhausmäßig extrem benachteiligt. Sagen wir einmal: auf einem Ball. Am Männerklo wird ruck, zuck im Akkord gebrunzt – bei die Damen aber kannst du dich himmellang anstellen, bis du endlich einmal drankommst.
    Ist die Gucki beim letzten Feuerwehrball in St. Anton einfach ins Männerklo hinein. Weil ihr die Warteschlange vor dem Damenklo zu lang war. War ja eh nix dabei, was siehst du denn schon auf einem Männerklo? Männer von hinten siehst du! Trotzdem ein Mords ein Skandal in St. Anton. Weil da lasst man die Töchter noch hundertmal lieber in die Bundeshymne hinein als in ein Männerklo. Hat sich im ganzen Mühlviertel herumgesprochen, der Gucki ihre Männerklo-Geschichte.
    Sonst hätt nicht gleich in der allerersten Runde vom Tarockturnier einer von ihren Mitspielern, ein gewisser Mandi aus Liebenau, zur Gucki gesagt: „Wennst mir ein Bier zahlst, derfst mit mir aufs Klo gehn!“
    â€žBist du leicht der, der immer danebenbrunzt und zum Klogehen eine Kindergartentante braucht?“, stänkerte die Gucki zurück. War es schon ein Hallo, bevor das Tarockieren überhaupt angefangen hat.
    Da taucht jetzt natürlich eine ganz eine wesentliche Frage auf: „Wie ist die Gucki überhaupt zum Tarockieren gekommen?“ Stammt ja eigentlich aus Linz und hat dann in Wien unten studiert. Und die Linzer und die Wiener können ja bekanntlich alle miteinander nicht viel. Am allerwenigsten aber können sie tarockieren!
    Wie hat die Gucki also das Tarockieren gelernt? Natürlich der Opa! Wieder einmal der Opa! Hat für sein Leben gern tarockiert. Aber grundsätzlich nur mit Kriegskameraden. War halt doch ein bisserl ein alter Nazi, der Opa. Jetzt geht aber so ein Weltkrieg an keinem ganz spurlos vorüber, und so ist es immer wieder vorgekommen, dass der eine oder der andere Kamerad kriegsverletzungsbedingt beim Tarockieren ausgefallen ist. Ist dann kurzerhand die Gucki als Tarockier-Reservist verpflichtet worden. Quasi letztes Aufgebot. Nur dass sie nicht vierzehn war wie die HJ -Buben beim Volkssturm, sondern im Volksschulalter. Hat mit ihren kleinen Handerln kaum die Karten derhalten können, aber gespielt hat sie bald wie ein Großer.
    Weil der Opa wirklich ein guter Lehrer war. Ein pädagogisches Naturtalent. Hat die Gucki in kleinen Trippelschritten zum Tarockieren hingelenkt. Zuerst einmal Kartenhaus-Bauen. Da hat sie so nebenbei gelernt, wie die 54 Karten alle heißen. Und dann ist es auch schon losgegangen, zuerst einmal mit offenen Karten. Die Gucki mit ihren zwölf Karten, der Opa aber hat für alle drei anderen Spieler gespielt. Dann dasselbe mit verdeckten Karten. Und dann hat es nimmer lang gedauert, bis die Gucki wirklich mitgespielt hat. Genauer gesagt hat sie nur drei Wochen schulschwänzen müssen, wegen eitriger Angina, bis sie das Tarockieren derlernt hat. Und wie sie dann beim ersten Mal Tarockieren in echt – der Opa hat natürlich Fronteinsatz dazu gesagt –, wie sie dann also an einem Nachmittag gleich 25 Schilling gewonnen hat, war der Opa so stolz auf seine Gucki, dass sie am nächsten Tag als Belohnung das allerdickste Schweizer Taschenmesser gekriegt hat, das es in ganz Linz gegeben hat.
    Jetzt bin ich aber direkt ein bisserl vom Thema abgekommen. Weil ja ein jeder schon wissen will, wie es ausgegangen ist, der Gucki ihr Spiel mit dem nackerten Uhu . Muss ich aber vielleicht doch erst einmal erklären, was
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