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Turrinis Jagd: Kriminalroman

Turrinis Jagd: Kriminalroman

Titel: Turrinis Jagd: Kriminalroman
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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Eisstock-Turnier – diesmal hat er sein Häusl verloren. Genauer gesagt: Er wird es verlieren, in drei Wochen wird es versteigert. Und morgen wird der Hias delogiert.
    Aber selber schuld, warum nimmt er sich denn nicht einen normalen Kredit? Wie alle anderen Häuslbauer auch. Aber nein, der Hias muss halt wieder einmal gescheiter sein wie alle anderen und hat sich einen Kredit in Schweizer Franken genommen. Hat ja noch beim Eisstock-Turnier in Blumenthal fest herumerzählt, wie günstig das ist. Dass sich das Häusl praktisch von selber abzahlt!
    Funktioniert praktisch wie eine Wette, so ein Kredit: Wenn der Schweizer Franken im Verhältnis zum Euro sinkt, macht der Hias einen Gewinn, wenn der Franken steigt, macht er einen Verlust. Zwei Jahre lang hat er einen schönen Gewinn gemacht, aber dann ist der Franken auf einmal so derartig gestiegen, dass der Hias trotz Überstunden und trotz Pfuschen die Kreditraten nimmer derzahlen hat können.
    Hat er der Gucki alles erklärt, am Telefon, feinsäuberlich: SWAP heißt der, so ein Kredit. Mit dem kennt er sich wirklich gut aus, der Hias. Hat ihm aber nichts genutzt, weil er statt 150.000 Euro Schulden auf einmal 300.000 Euro Schulden gehabt hat. Da ist es für den Hias auch nur ein schwacher Trost, dass die Stadt Linz mit 400 Millionen Euro Schulden dasitzt, auch aus so einem SWAP -Geschäft. Weil ja der Linzer Bürgermeister morgen nicht delogiert wird, der Hias aber schon.
    Hat er natürlich eine Mordswut auf die Raika, der Hias, wo sie ihm den Franken-Kredit eingeredet haben. Hätt ich an seiner Stelle auch! Und jetzt will er sich rächen, mit Bomben und Granaten! Gut, das ist vielleicht ein bisserl übertrieben, spektakulär ist sein Plan aber trotzdem. Zumindest so spektakulär, dass für die Gucki dabei eine heiße Story herausschaut. Das will er ja, der Hias: nicht nur Rache, sondern dazu auch noch die Geschichte vom Hias, dem gnadenlosen Rächer. In die Zeitung will er. Sonst hätt er ja nicht die Gucki angerufen und nicht nach Windgschlief hinbestellt.
    Und da sind wir auch schon: Windgschlief. Muss die Gucki doch ein bisserl vom Gas herunter, mehr als wie einen Hunderter solltest du im Ortsgebiet wirklich nicht fahren. Muss sie dann hübsch zusammenbremsen, wie sie im letzten Moment den Stau sieht. Jetzt heißt es rennen, wenn die Gucki den Hias noch derwischen will, bevor er was angestellt hat. Gut dass sie immer so fleißig trainiert mit ihrem kleinen Turrini!
    Sprinten die zwei also an der endlosen Autoschlange vorbei, bis sie dem Hias seinen Tieflader erreicht haben, am Dorfplatz, mitten auf der Straße. Aber ohne den dazugehörigen Bagger, auf dem sitzt nämlich der Hias. Ist ja Baggerfahrer bei der Baufirma Steinbrecher und fährt auch schon mit Vollgas auf die Raika los.
    Ist die Gucki zu spät gekommen. Eh nur ein, zwei Minuten, aber zu spät! Jetzt kann sie beim besten Willen nichts mehr machen – jetzt kann sie nur mehr das Teleobjektiv auf ihren Fotoapparat schrauben und warten.
    Bei der Gelegenheit muss ich vielleicht erwähnen, dass im gesamten Mühlviertel die Raika grundsätzlich das protzigste und hässlichste Gebäude im ganzen Ort ist. Die Raika von Windgschlief aber ragt da noch einmal heraus, weil sie nigelnagelneu ist, erst voriges Jahr komplett umgebaut. Da hat man sich an den Anblick noch nicht so gewohnt: ein einziger Albtraum in Dunkelblau und Gagerlgelb mit viel Glas!
    Das splittert natürlich wunderschön, das viele Glas, wie der Hias mit seiner Mordstrumm Baggerschaufel mitten durch die Eingangstür kracht. Ist mit Abstand das beste Titelbild, das die Gucki in ihren ganzen elf Jahren bei den Mühlviertler Nachrichten zusammengebracht hat.
    Ist dem Hias aber noch immer nicht genug. Haut den Retourgang hinein, nimmt noch einmal Anlauf und räumt mit hochgezogener Baggerschaufel die ganze knallbunte Raika-Fassade herunter. Dass nur mehr das traurige Stahlbetonskelett überbleibt. Dann nimmt er wieder Anlauf, jetzt geht es ans Eingemachte: mitten hinein in die Raika! Nicht auf den Bankschalter fährt er los, der Hias, sondern auf die Kundenräume. Dort, wo sie ihm den Franken-Kredit eingeredet haben! Verletzt wird keiner, weil sich die Bankangestellten im Klo eingesperrt haben. Dafür ist die ganze Raika in kürzester Zeit nur mehr eine einzige Ruine.
    Kann der Hias also ruhig zum Tieflader zurückfahren, seinen Bagger
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