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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein
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»Ich habe das beste Popcorn am ganzen Ufer!«
    Grundy wandte sich an das Einhorn. »Einhörner mögen Popcorn nicht besonders, oder?«
    »Natürlich nicht«, pflichtete das Wesen ihm bei, und das Wasser lief ihm dabei im Munde zusammen.
    Grundy wandte sich wieder an die Popcornpflanze. »Siehst mir aber gar nicht nach sonderlich viel aus«, höhnte er in Pflanzensprache.
    Die Pflanze plusterte sich auf und bekam Farbe. »Ich bin einfach top unter den Pops!« rief sie. »Meine Körner knallen stärker als alle anderen.«
    »Tun sie nicht!« widersprach Grundy. »Ich wette, die knistern bloß so leise vor sich hin.«
    »Leise knistern!« schnappte die Pflanze empört. Ihre Ohren nahmen einen zornigen roten Ton an. »Ich werde gleich so laut lospoppen, daß du glaubst, es wäre eine Explosion!«
    »Ach was, du gibst ja bloß an!« erwiderte Grundy.
    Die Körner der Pflanze wurden so rot, daß die Zöpfe darob welkten und zusammenschrumpften, und dann begannen sie zu poppen. Erst nur wenige, dann immer mehr, bis es in der Tat schließlich wie eine Explosion klang. In alle Richtungen stoben Popcornflocken davon, und einige von ihnen gelangten in hohem Bogen über den Schloßgraben und prasselten gegen die Mauer.
    »Popcorn!« rief Einhorn und schnappte gierig nach den fallenden Stücken.
    »Aber Einhörner mögen doch gar kein Popcorn«, erinnerte Grundy das Wesen.
    »Verschwinde, Golem!« rief das Tier zornig.
    »Wie du willst.« Grundy wich hinter das Einhorn zurück, dem Tor entgegen; das Tier war so sehr vom köstlichen Popcorn abgelenkt, daß es Grundys Verschwinden nicht merkte. Ohne weitere Hindernisse gelangte er ins Innere des Schlosses!
    »Wirklich sehr schlau, du leckeres Appetithäppchen«, knurrte eine Stimme.
    Erschrocken sah Grundy sich um. Er befand sich in einem mittelgroßen Hof aus gestampftem Erdreich, und vor ihm baute sich ein Ameisenlöwe auf. Das Ungeheuer konnte ihn jederzeit verschlingen, wenn ihm danach zumute sein sollte.
    »Ich versuche lediglich, den Guten Magier in wichtiger Angelegenheit aufzusuchen«, sagte der Golem nervös.
    »Tatsächlich.« Der Ameisenlöwe gähnte und zeigte dabei seine gewaltigen Fänge. Er spielte Katz-und-Maus mit ihm, weil er genau wußte, daß er den Golem mit seinen sechs Insektenbeinen jederzeit einholen konnte. »Ich möchte bezweifeln, daß du überhaupt klug genug bist, um auch nur einen Bruchteil seiner Zeit wert zu sein.«
    »Und ob ich das bin!« erwiderte Grundy hitzig. »Ich bin einfach nur nicht groß genug, um an all euch Ungeheuern vorbeizukommen.«
    »Ich schlage dir ein Geschäft vor«, sagte der Ameisenlöwe und streckte sich behaglich. »Beweise mir, daß du schlau bist, dann lasse ich dich vorbei.«
    Der führte doch irgend etwas im Schilde! Doch Grundy erkannte, daß er nichts zu verlieren hatte, er war ihm ohnehin schon ausgeliefert. »Und wie soll ich das tun?«
    »Du spielst mit mir drei Runden Tricktrack«, erklärte der Ameisenlöwe. »Wenn du mich besiegst, lasse ich dich hinein. Wenn du verlierst, fresse ich dich. Das ist doch äußerst fair, nicht wahr?«
    Grundy mußte schlucken. Die Bedingungen gefielen ihm nicht besonders. »Und was, wenn es ein Unentschieden gibt?«
    »Dann lasse ich dich trotzdem hinein. Leuten gegenüber, die mir intellektuell ebenbürtig sind, kann ich durchaus großherzig sein. Und damit du es leichter hast, erlaube ich dir sogar, jedesmal anzufangen.«
    Grundy gefiel die Sache zwar immer noch nicht, doch war er sich zweier Dinge bewußt: erstens hatte er keine andere Wahl, da er sonst nie zum Guten Magier vordringen würde, und zweitens war er ein ziemlich guter Tricktrackspieler. Es war durchaus wahrscheinlich, daß er gewinnen würde. »Einverstanden«, sagte er schließlich.
    »Ausgezeichnet!« rief der Ameisenlöwe fröhlich. Nun sprang er mehrmals in die Luft und ließ die Beine beim Landen tief ins Erdreich sinken, bis auf diese Weise ein Muster im Boden entstanden war, das aus neun Furchen bestand, die zusammen ein großes Quadrat bildeten mit einer weiteren Furche in der Mitte. »Das ist das Spielbrett«, verkündete er.
    »Aber das reicht doch bloß für vier Kästchen!« protestierte Grundy.
    Der Ameisenlöwe streckte eine Pranke vor und musterte sie interessiert. »Und?«
    Grundy beschloß, nicht weiter zu protestieren. Ein kleines Spiel war im Prinzip nichts anderes als ein großes, und schließlich stand ihm der erste Zug zu. Er trat vor und kratzte mit dem Fuß eine Linie zwischen eine Eckfurche
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