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TTB 118: Die schlafende Welt

TTB 118: Die schlafende Welt

Titel: TTB 118: Die schlafende Welt
Autoren: William R. Burkett jr.
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einer solchen Sehnsucht besessen, einer Sehnsucht nach klarem Himmel und frischer Luft und einer guten Waffe in der Hand. Und so hatte er seine Habseligkeiten gepackt und an Bord eines interstellaren Linienraumers die Grenzen der Terranischen Föderation verlassen. Sein Traum hatte sich dort draußen erfüllt, und er hatte es sogar durchgesetzt, daß ihn sein Neffe einmal einen Sommer lang besuchen durfte. Es war ein kurzer Aufenthalt gewesen, doch der Fünfzehnjährige hatte in dieser Zeit drei Tarls geschossen – ziegenähnliche Pelztiere –, und dabei war auch in ihm eine Leidenschaft erwacht.
    Es war ihm jedoch nicht gelungen, dem Vorbild seines Onkels zu folgen. Noch im selben Jahr hatten es die verschlechtertenBeziehungen mit dem Liralanischen Imperium erforderlich gemacht, alle auswärtigen Siedler zurückzurufen. Und so war auch Dan Rierson zurückgekehrt.
    Dreiundzwanzig Jahre später hatte James Rierson nun seine Sehnsüchte mit den ihm zu Gebote stehenden Möglichkeiten verbunden. Zehn Monate im Jahr arbeitete er als Rädchen der zeitgenössischen Gesellschaft. Für die übrigen zwei Monate drehte er die Zeit um fünf Jahrhunderte zurück zu einem weniger komplizierten Leben, das er in vollen Zügen genoß.
    Er hob das Gewehr auf seine Knie. Auch diese Waffe war ein Teil seiner Illusion. Äußerlich war sie ein vollkommenes Abbild der Vergangenheit, mit scheinbar hölzernem Kolben, ledernem Tragriemen, blauschwarz gefärbtem Lauf. Die Unterschiede lagen unter der Oberfläche. Das Zielfernrohr entsprach den modernen Anforderungen, und die langen, konischen Geschosse besaßen eine sehr große Reichweite und Durchschlagskraft.
    Rierson setzte das Zielfernrohr an die Augen und richtete es auf eine Stelle in etwa achthundert Metern Entfernung, wo das hohe, froststarre Gras langsam in einen Sumpf überging. Dort hätte seine Beute schon längst erscheinen müssen.
    Plötzlich eine Bewegung.
    Rierson hielt das Fernrohr starr auf ein Gebüsch gerichtet. Zwischen den Zweigen tauchte ein Hirsch auf – das Tier, auf das er gewartet hatte – ein Prachtkerl mit einem unglaublich symmetrischen Geweih. Doch das Wild benahm sich mehr als sonderbar. Rierson hielt den Finger um den Abzug gekrümmt und wartete.
    Der Hirsch taumelte wie ein Betrunkener dahin, ließ den Kopf hängen, als wäre sein gewaltiges Geweih plötzlich zu schwer für ihn geworden. Auf zitternden Beinen bewegte er sich vorwärts, knickte ein. Schließlich verlor er völlig die Balance und sank zu Boden. Noch einige schwache Bewegungen, dann lag er völlig regungslos.
    Rierson senkte das Gewehr. Mit bloßen Augen war der gestürzte Hirsch nur als verschwommener brauner Fleck sichtbar. Langsam bewegte sich Rierson vorwärts, und als er den Hirsch erreichte, lag er noch genauso im Gras, wie er ihn durch das Zielfernrohr beobachtet hatte.
    Eine Wunde war nicht festzustellen. Der Ranger hatte ihm versichert, daß er dieses Gebiet ganz für sich allein hatte. Die meisten anderen Jäger waren im Augenblick in der Armee oder blieben wegen der zunehmenden Störangriffe der Larrys ganz zu Hause.
    Und doch stimmte etwas nicht mit diesem Hirsch, der dort lag und so langsam atmete, daß man es kaum merkte. Und er schnarchte.
    James Rierson setzte sich auf einen Baumstumpf und versuchte sich an ähnliche Vorkommnisse zu erinnern. Doch er kam zu keinem Ergebnis. Es schien sich um etwas sehr Außergewöhnliches zu handeln. Und das hieß, daß er sofort den Forstdienst verständigen mußte.
    Er stand auf und verließ das Tier. Er hatte sein Luftfahrzeug in zwei Kilometern Entfernung geparkt und brauchte etwa eine halbe Stunde, bis er es erreichte. Nach zehn Minuten Tiefflug über den Baumwipfeln erreichte er die Station des Rangers, der für diesen Teil des Jagdgebietes verantwortlich war.
    Der Ranger war im Augenblick unterwegs und wurde von einem seiner Robot-Assistenten vertreten. Der etwa anderthalb Meter große Maschinenmensch war damit beschäftigt, farbige Nadeln in eine große Karte zu stecken.
    »Ich habe wegen eines kranken Tieres Meldung zu erstatten«, sagte Rierson.
    »Wo?« Der Roboter verteilte die Nadeln auf der Karte, so schnell er sie nur greifen konnte. Rierson zeigte ihm die Stelle.
    »Welche Gattung?«
    »Hirsch.«
    »Hirsch.« Der Roboter nahm eine grüne Nadel und brachte sie an der angegebenen Stelle an. Dann wies er auf einen Stapel Formulare auf dem Tisch. »Bitte füllen Sie das aus.«
    Rierson gehorchte und reichte dem Roboter das
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