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TTB 118: Die schlafende Welt

TTB 118: Die schlafende Welt

Titel: TTB 118: Die schlafende Welt
Autoren: William R. Burkett jr.
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Kurzwellensender vom Tisch gerissen hatte.
    Irgendwo war plötzlich Bewegung. Donovan blickte auf.
    Die Decke raste auf ihn zu.
    Er schrie unwillkürlich auf und streckte schützend die Arme vor.
    Doch der Aufprall blieb aus. Vorsichtig blinzelte er nach oben. Die Decke befand sich wieder an Ort und Stelle und rührte sich nicht mehr – oder etwa doch? Im nächsten Augenblick rüttelte er bereits verzweifelt an der Tür und stürzte die Treppe hoch. In Sekunden hatte er das Erdgeschoß erreicht. Er hastete durch den Vorraum in die kalte Nachtluft hinaus und lehnte keuchend gegen eine Wand.
    In der Ferne war leises Motorengeräusch zu hören, und er blickte hoch.
    Überall am Himmel blaue Kreise – wohin er nur blickte. In Paaren und Gruppen sanken sie geräuschlos wie Schneeflocken herab. Donovans Augen weiteten sich.
    Fallschirmtruppen!
    Rauminfanterie der Larrys auf Antigrav-Platten! Und es erfolgte keinerlei Gegenwehr! Nichts störte ihre Landung – keine Flugzeuge, keine Raketen, keine Flugabwehrgeschosse. Nicht einmal ein Stein wurde gegen die Invasoren erhoben!
    Wieder begann Donovan zu laufen.
    Er hastete um mehrere Ecken und rannte plötzlich in eine Gruppe dunkler Gestalten, die an einer Kreuzung auf etwas zu warten schienen.
    Sein plötzliches Auftauchen rief einige Verwirrung hervor. Die erstaunten Ausrufe ließen ihm genügend Zeit, seine Pistole zu ziehen und das halbe Magazin zu leeren, ehe die Gegner Deckung suchten. Drei leblose Gestalten blieben zurück.
    Donovan sprang hinter einen geparkten Bus und begann zu laufen. Eine hellblaue Feuerzunge streckte sich nach ihm aus, und Befehle klangen auf. Ein zweiter Energieschuß verfehlte ihn um Haaresbreite. Dann umrundete er eine Ecke und sprintete. Seine Beinstümpfe begannen zu schmerzen. Plötzlich waren die Gegner wieder vor ihm. Er hob die Pistole und feuerte weiter.
    Ein Energieschuß schwärzte den Beton vor seinen Füßen. Donovan feuerte, bis der Hammer auf eine leere Kammer traf. Erst dann stellte er fest, daß die Energieschüsse des Gegners seine Beine getroffen und die Kontrollen außer Betrieb gesetzt hatten. Ein weiterer Schuß riß ihm den Fuß unter dem Körper fort.
    Und er stürzte um wie ein gefällter Baum.

 
2
     
    Unter dem wolkenlosen Himmel erstreckte sich die Landschaft Georgias in herbstlichen Farben. Nirgends störten Fabriken oder Wolkenkratzer das wundervolle Panorama. Über den wildromantischen Wiesen herrschte der Sonnenschein und kämpfte gegen den ersten novemberlichen Kältehauch. In der Ferne, hinter überwachsenen Feldern, ragte ein zerfallenes Bauernhaus auf.
    Der Mann, der am Fuße eines Eichenstammes saß, zog zufrieden an seiner Pfeife und genoß den herrlichen Ausblick. Der Boden war kalt, und der Wind ließ ihn sehnsüchtig an eine besser gefütterte Jacke denken. Doch er hätte in diesem Augenblick mit keinem Menschen im Universum getauscht. James Rierson war in seinem Element und setzte seine Waffe und seine Geschicklichkeit gegen die Schlauheit der Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Die zehn Monate im Jahr, in denen er vor den Gerichtsschranken in Atlanta sein juristisches Talent und seine Argumentierkunst gegen andere Anwälte einsetzte, bedeuteten in diesem Augenblick nichts dagegen.
    Am ersten November eines jeden Jahres machte Rechtsanwalt Rierson eine Wandlung durch und wurde zu Rierson, dem Landmenschen. Er lebte in den folgenden zwei Monaten in einem Blockhaus und widmete sich voll und ganz der Jagd. Hierfür stand ihm ein Gebiet von mehr als tausend Quadratkilometern offen, das vom Staat Georgia großzügigerweise in einem Zustand romantischer Halbwildnis erhalten und solchen sentimentalen Reaktionären zur Verfügung gestellt wurde wie er einer war; Romantikern, die sich sehnsüchtig der friedlichen Tage einer fernen Vergangenheit erinnerten.
    Rierson war kein Narr; er wußte, daß diese Vergangenheit nicht ohne Schattenseiten gewesen war, nicht ohne Kriege und Unruhen. Aber in fünf Jahrhunderten geht manches unter, und Namen werden zu leeren Begriffen. Sherman und Shiloh und die Schlacht von Atlanta versinken in der Bedeutungslosigkeit, und man ist sich nicht mehr sicher, ob »Kaiser« eine Automobilmarke oder ein Herrschertitel gewesen war. Hiroshima, die Wasserstoffbombe, der Kommunismus, die Zensur … Obwohl die Bedeutung dieser Worte schwindet, bleibt doch eine unbestimmte Sehnsucht mit ihnen verbunden, die sich über die Generation hin vererbt.
    Auch Daniel Rierson, sein Onkel, war von
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