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TTB 118: Die schlafende Welt

TTB 118: Die schlafende Welt

Titel: TTB 118: Die schlafende Welt
Autoren: William R. Burkett jr.
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Fremde war entweder tot, betrunken, oder er hatte einen außergewöhnlich tiefen Schlaf.
    Rierson langte durch das Fenster und packte den Mann an der Schulter. Der Körper setzte seinem Schütteln keinerlei Widerstand entgegen. Die Augenlider zuckten nicht einmal.
    Der Rechtsanwalt öffnete die Tür, und der Fahrer fiel ihm entgegen. Im letzten Augenblick konnte er den Leblosen vor einem gefährlichen Sturz auf den Betonboden abfangen. Rierson kniete nieder.
    Der Mann atmete, doch es war keinerlei Alkoholgeruch festzustellen. Er war also weder tot noch betrunken. Was blieb da noch übrig? Lähmungsschick? Funktionsstörung? Oder schlief der Mann bloß?
    Rierson stand auf und blickte auf den Bewußtlosen herab, der plötzlich zu schnarchen begann. Seine Atemzüge waren außerordentlich langsam. Etwas an dieser Langsamkeit erinnerte Rierson an …
    Er richtete den Mann in sitzende Stellung auf. Mit beiden Händen ohrfeigte er ihn, aber der Dicke rührte sich nicht. Rierson atmete tief ein und landete einen härteren Schlag.
    Keine Reaktion.
    Er blickte sich um und fühlte einen kalten Schauer seinenRücken hinablaufen. Er war allein mit dem goldenen Sonnenschein, der verlassenen Station und dem kalten Wind, der in den Bäumen jenseits der Straße rauschte.
    Zuerst der Hirsch, jetzt ein Mensch. Und der Roboter hatte von vierundachtzig ähnlichen Fällen gesprochen. Die Enten, so erkannte Rierson plötzlich, waren ertrunken, weil sie das Bewußtsein verloren hatten, ebenso wie der Hirsch und der fette Mann hier. Und den Ranger hatte den Anruf seines Assistenten nicht beantwortet, weil…
    Rierson ließ den Bewußtlosen allein und suchte nach dem Mechaniker. Er fand ihn, zusammengesunken zwischen zwei Zapfsäulen, den Benzinschlauch noch in der Hand.
    Auch er schnarchte in Zeitlupe.
    Rierson zerrte ihn zu dem anderen hinüber und lehnte ihn ebenfalls gegen die Wand. Das ging entschieden über die Kompetenz des Jagddienstes hinaus und fiel bereits in den Bereich der Polizei. Er betrat das Büro, fand ein altes Telefon mit zerkratztem Visischirm und wählte die Notrufnummer. Er ließ es fünf Minuten lang klingeln, doch niemand meldete sich. Er wählte die Nummer zum zweitenmal. Wieder erfolglos. Kurz darauf wurde der Schirm hell. Die formlose Gestalt eines Arbeitsroboters erschien. »Süd-Georgia Fernvermittlung«, sagte eine Stimme. »Welche Nummer versuchen Sie zu erreichen, Sir?«
    »Na, endlich, George! EXN-088 Highway-Patrouille.«
    »Einen Augenblick bitte.«
    Rierson wartete ungeduldig. »Die Leitung ist in Ordnung, Sir. Der Teilnehmer meldet sich nicht.«
    »In Ordnung … versuchen wir’s mit dem Polizei-Hauptquartier in Savannah.«
    Wieder keine Antwort. »Seltsam«, sagte Rierson. »George, kommt dir das nicht auch seltsam vor?« wandte er sich an den Roboter auf dem Bildschirm.
    »Sir?« Georges Stimme klang verwundert.
    »Die Institution, die die Öffentlichkeit beschützen soll, ist plötzlich nicht mehr erreichbar. Niemand geht ans Telefon. Und das mitten am Nachmittag. Wenn das nicht seltsam ist …«
    »Es ist ein wenig ungewöhnlich, Sir. Aber ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen machen. Die Menschen sind unberechenbare Wesen. Ihre Handlungen haben nur selten etwas mit Logik zu tun. Ich möchte sogar behaupten …«
    George beendete seinen Satz nicht, denn plötzlich erlosch der kleine Schirm. Rierson drückte die Gabel mehrmals herab, doch das Telefon war völlig tot. Es war, als wäre ein Vorhang gefallen, ein dicker, alles absorbierender Vorhang.
    Rierson bemerkte plötzlich ein leises Summen, das ihm vorher nicht aufgefallen war, und suchte das Büro ab, bis er auf ein winziges Transistorradio stieß. Es war eingeschaltet, doch der eingestellte Sender arbeitete offensichtlich nicht mehr. Seit wann? Rierson suchte die gesamte Skala ab.
    Der Lautsprecher blieb völlig still. Es schien keine einzige Rundfunkstation mehr in Betrieb zu sein. Beunruhigt machte er sich klar, daß es keinen Zweck hatte, hier untätig herumzustehen. Er mußte etwas unternehmen. Da er bereits auf dem Weg nach Baxter gewesen war, konnte er diese Richtung ebensogut beibehalten. Und als er an das beschädigte Luftschiff dachte, entschloß er sich, seinen Weg auf der Straße fortzusetzen. Das würde sicherer sein.
    Er schleppte die beiden Schläfer ins Haus und füllte den Tank des Catamount. Dann ging er zu seinem Aero-Wagen hinüber, holte sein Gewehr und seinen Munitionsgürtel mit dem breiten Jagdmesser. Er konnte sich
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