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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet
Autoren: Richard Matheson
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Flaschen und Flaschen mit merkwürdigen Formen, in denen farbige Parfüms sind. Und man kann sich fast ganz in dem Spiegel sehen.
    Wenn ich dort sitze, bilde ich mir ein, daß ich Mama bin. Ich sage, sei still Mutter, ich gehe jetzt aus und du kannst mich auf keinen Fall zurückhalten. Das ist etwas, das ich sage ohne zu wissen warum als hörte ich es in mir. Und oh hör doch endlich mit dem Gejammer auf Mutter, mich erwischen sie nicht, ich habe doch die magische Robe an.
    Dann stelle ich mir vor wie ich mein langes Haar bürste. Aber ich nehme dazu immer meine eigene Bürste aus meinem Zimmer. Ich habe Mamas Bürste nie genommen. Ich glaube nicht, daß Großmutter deshalb auf mich böse ist, weil ich nie Mamas Bürste benützt habe. Das würde ich bestimmt nie tun.
    Manchmal habe ich die Schachtel aufgemacht. Weil ich weiß, wo Großmutter den Schlüssel zu der Kiste versteckt. Zu dem Schloß meine ich. Ich habe sie einmal dabei beobachtet, als sie nicht wußte, daß ich ihr zusehe. Sie hängt den Schlüssel an den Haken in Mamas Kleiderschrank. Hinter die Tür meine ich.
    Ich habe die Kiste oft aufgeschlossen. Weil ich Mamas Kleid immer wieder ansehen wollte. Ich sehe es am liebsten an. Es ist so hübsch und fühlt sich weich an und wie Seide. Ich könnte es eine Million Jahre lang streicheln.
    Ich knie auf dem Teppich mit den Rosen darauf. Ich halte das Kleid in den Armen und rieche daran. Ich drücke es gegen mein Gesicht. Ich wünsche mir, daß ich es mit ins Bett nehmen könnte und so einschlafen könnte. Das wäre schön. Aber jetzt darf ich es ganz bestimmt nicht mehr. Großmutter hat es gesagt. Und sie sagt, ich sollte es verbrennen, aber ich habe sie doch so geliebt. Und sie weint bis ihre Tränen auf das Kleid fallen.
    Ich bin immer vorsichtig damit gewesen. Ich habe es wieder zusammengefaltet und so zurückgelegt, als hätte niemand es angefaßt. Großmutter hat nichts davon gewußt. Ich habe darüber gelacht, daß sie es nicht vorher wußte. Aber jetzt weiß sie, daß ich es getan habe, vermute ich. Und sie wird mich dafür bestrafen. Was habe ich ihr damit getan. War es nicht früher Mamas Kleid.
    Was ich wirklich am allerliebsten in Mamas Zimmer habe, ist Mamas Bild anschauen. Es hat ein goldenes Ding rundherum. Rahmen sagt Großmutter dazu. Es ist an der Wand über dem Schreibtisch.
    Mama ist schön. Deine Mama war schön, sagt Großmutter. Warum sagt sie das? Ich sehe Mama wie sie von dort aus zu mir herunterlächelt und sie ist schön. Für immer.
    Ihre Haare sind schwarz. Wie meine. Ihre Augen sind ebenfalls dunkel und ganz groß. Ihre Lippen sind rot, so rot. Ich mag das Kleid, denn es ist das weiße. Es geht nicht bis über die Schultern. Ihre Haut ist auch weiß, fast so weiß wie das Kleid. Und ihre Hände sind es auch. Sie ist so schön. Ich liebe sie, obwohl sie für immer fortgegangen ist und mich allein gelassen hat. Ich liebe sie so sehr.
    Ich glaube, das ist auch der Grund dafür, weshalb ich heute so böse war. Zu Mary Jane meine ich.
    Mary Jane kam nach dem Mittagessen wie sie es immer tut. Großmutter ging in ihr Zimmer, um ihren Mittagsschlaf zu halten. Sie sagte, vergiß nicht, daß du auf keinen Fall in Mamas Zimmer darfst. Ich sagte, nein, bestimmt nicht, Großmutter. Und ich meinte es auch so, aber dann kam Mary Jane und ich spielte gerade mit dem Feuerwehrauto. Mary Jane sagte, ich wette, du hast gar keine Mutter, ich wette, du hast dir das alles nur ausgedacht, sagte sie.
    Ich war böse auf sie. Ich habe eine Mama, ich weiß es genau. Ich war wütend auf sie, weil sie gesagt hatte, daß ich mir alles ausgedacht habe. Sie sagte, daß ich eine Lügnerin bin. Ich meine in bezug auf das Bett und den Toilettentisch und das Bild und sogar das Seidenkleid und alles.
    Ich sagte, gut dann werde ich es dir zeigen, du Naseweis.
    Ich sah in Großmutters Zimmer hinein. Sie hielt noch immer ihren Mittagsschlaf. Ich ging wieder nach unten und sagte zu Mary Jane komm mit weil Großmutter es nicht merken würde.
    Dann war sie auf einmal nicht mehr so vorlaut wie vorher. Sie kicherte albern was sie sonst nie tut. Als sie oben im Flur gegen einen Tisch stieß, den sie im Halbdunkel nicht gesehen hatte, war sie sehr erschrocken. Ich sagte, du bist ein richtiger Angsthase zu ihr und lachte. Sie sagte, bei mir zu Hause ist nicht alles so finster wie hier. Als ob es so dunkel gewesen wäre.
    Wir gingen in Mamas Zimmer. Dort war es nicht mehr so dunkel. Ich sagte, das ist das Zimmer meiner Mama, aber
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