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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet
Autoren: Richard Matheson
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aussieht. Für ein paar Dollar würde ich mir aus einem Versandhaus eine Kleinkaliberpistole kommen lassen. Dann könnte ich den Unsympathen damit abknallen. Natürlich würden sie mich erwischen und einsperren, aber dann brauchte ich mir wenigstens keine Sorgen mehr zu machen. Ach was, der Kerl ist die Mühe nicht wert.
    Und morgen abend wird es erst richtig schön. Harry Hartley hat mich ins Kino eingeladen. Hinterher will er wie üblich mit mir »zum Essen gehen«, wie er es so vornehm ausdrückt. Wahrscheinlich wieder diese verdammten Spaghetti, von denen man nur dick wird. Und dafür läßt er sich dann endlos nicht mehr abwimmeln. Ehrlich, diese Männer!
    Es ist so verflucht heiß.
    Jetzt muß ich noch ein paar Sachen für morgen auswaschen. Ich mag gar nicht daran denken. Ach, haltet doch endlich einmal den Mund! Diese Vollidioten über mir – bla, bla, bla! Die New York Giants, die Brooklyn Dodgers – von mir aus soll alle Baseballmannschaften der Schlag treffen!
    Und wenn ich an die fürchterliche Fahrt mit der Untergrundbahn denke, die mir morgen bevorsteht – zweimal, hin und zurück! Man kommt sich wie eine menschliche Sardine vor, nur ohne Olivenöl. Ein ausgesprochenes Vergnügen!
    Mein Gott, was würde ich nicht alles tun, um hier herauszukommen. Ich glaube, ich würde sogar Harry Hartley heiraten – und dann muß es wirklich schlecht um mich stehen, wenn ich schon auf solche Gedanken komme.
    Warum kann ich nicht auch nach Hollywood gehen und dort ein Filmstar wie Doris Day oder die anderen werden? Dann würden die Männer sich gegenseitig verprügeln, um mir die Hand küssen zu dürfen. Verdufte, Rock, du bist nur lästig. Na, der sollte mich nur belästigen. Ich würde ihn keinen Meter mehr von mir fortlassen.
    Oh, dieses verdammte trübselige Loch! Was kann ein Mädchen hier schon vom Leben erwarten? Ihre Zukunftsaussichten – nicht vorhanden. Keinen einzigen Mann, der einen gern hat – nur dieser fette Dussel. Ich glaube, ich werde ihn von jetzt ab einfach Spaghetti-Harry nennen.
    In zwei Wochen habe ich Urlaub. Vierzehn Tage Langeweile. Wahrscheinlich werde ich mit Gladys nach Coney Island zum Baden fahren. Dort hocken wir dann an dem verdammten Strand, beobachten die alten Männer, die im Wasser planschen, und ärgern uns krank, weil überall nur Liebespaare herumliegen. Kein einziger Junggeselle. Und dann bekomme ich einen erstklassigen Sonnenbrand. Vielleicht sogar Fieber. Und wir sehen uns dämliche Filme an. Puh, ist das ein Leben!
    Warum kann ich nicht ein paar Jahrtausende später leben? Dann brauchte ich wenigstens nicht zu arbeiten. Ich würde in einer hübschen Wohnung ganz für mich allein leben, könnte ab und zu mit einer Rakete fliegen, brauchte nur noch Pillen statt Mahlzeiten zu essen und würde in einer Gesellschaft leben, in der freie Liebe die Regel ist. Das würde mir gefallen! Die Pillen, natürlich. Endlich nicht mehr kochen!
    Heutzutage ist man am besten unter der Erde aufgehoben. Überall Kriege, jeder Mensch ist auf den anderen neidisch – was soll das Leben da schon taugen?
    Jetzt muß ich aber wirklich waschen. Ich wüßte nichts, was ich lieber täte!
     
    10. Juni 3964
    Liebes Diarium,
    irgendwann werde ich dieses verdammte Plastikhochhaus so satt haben, daß ich mich übergeben muß, weil ich mich nicht mehr beherrschen kann, wenn ich daran denke.
    Diese trübselige Aussicht vor meinem Fenster!
    Der Raumhafen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die ganze Nacht hindurch ein Start nach dem anderen – fffitt, fffit, fffitt – und die hellrot glühenden Flammen aus den Düsen. Selbst wenn ich ein Dutzend Tabletten nehme und mir Augen und Ohren mit Narcotilotion einreibe, kann ich unmöglich ruhig schlafen. Eines Tages werde ich noch einen Nervenzusammenbruch bekommen. Eine schöne Misere!
    Und dieser Idiot in dem Appartement neben mir mit seiner Strahlenmaschine. Ich könnte vor Wut aus der Haut fahren, wenn ich mir überlege, daß er damit durch die Plastikwände sehen kann. Selbst wenn ich den Wandschirm um mein Bett stelle, fühle ich mich unausgesetzt beobachtet. Wo er wohl die Bezugsscheine für die Materialien herbekommt, die er für seine Erfindungen braucht? Sein kümmerlicher Job in der Abfertigung des Raumhafens bringt unmöglich soviel ein. Ich würde mich nicht wundern, wenn er im Büro Warengutscheine mitgehen läßt.
    Für zwei Minimascheine würde ich mir im Depot eine Strahlenpistole geben lassen und den verdammten Erzschnüffler in seine
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