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TTB 106: Der dritte Planet

TTB 106: Der dritte Planet

Titel: TTB 106: Der dritte Planet
Autoren: Richard Matheson
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Dunkelheit, kauerte mich zusammen, damit sie mich nicht sehen konnten. Ich hörte sie vor dem Fenster sprechen und hörte andere, die herbeieilten. Oben fiel eine Tür ins Schloß, und meine Mutter rief etwas. Dann hörte ich schwere Schritte und lief schnell zu meinem Bett, machte die Kette an der Wand fest und legte mich hin.
    Mutter kam herunter. »Bist du am Fenster gewesen?« fragte sie ärgerlich. »Bleib vom Fenster weg! Du hast sicher die Kette wieder losgemacht!«
    Sie nahm den Stock und schlug mich. Ich habe nicht geweint – das kann ich nicht. Aber das Blut lief über mein Bett. Sie sah es und drehte sich um. »Oh, mein Gott! Mein Gott!« sagte sie. »Warum hast du mir das angetan!«
    Ich hörte den Stock auf den Steinboden fallen. Sie rannte nach oben, und ich verschlief den ganzen Tag.
     
    *
     
    Heute hat es wieder geregnet. Ich hörte, wie Mutter langsam die Treppe herunterkam, und versteckte mich in dem Verschlag für die Kohlen.
    Sie hatte ein kleines, lebendes Tier bei sich. Es lief auf den Armen und hatte spitze Ohren. Sie sprach zu ihm.
    Es wäre alles gut gewesen, wenn das kleine Ding mich nicht gerochen hätte. Es rannte zu dem Kohlenverschlag und sah mich. Seine Haare sträubten sich. Es knurrte wütend. Ich zischte, aber es sprang mich an.
    Ich wollte ihm nicht weh tun, bekam aber Angst, weil es noch schlimmer biß als eine Ratte. Es schmerzte sehr, und die kleine Mutter schrie.
    Ich packte das Tier mit aller Kraft. Es machte dabei Geräusche, die ich noch nie gehört hatte. Ich drückte es, so stark ich konnte. Dann lag es als roter Klumpen still auf den Kohlen.
    Ich versteckte mich, als Mutter jetzt rief, weil ich Angst vor dem Stock hatte. Nach einer Weile ging sie, und ich kroch mit dem Ding über die Kohlen, verbarg es unter meinem Kissen und legte mich darauf. Die Kette machte ich wieder in der Wand fest.
     
    *
     
    Heute ist wieder ein anderer Tag. Vater hat mich ganz eng gefesselt. Ich hatte Schmerzen, weil er mich schlug. Diesmal riß ich ihm den Stock aus der Hand und schrie. Er bekam ein ganz weißes Gesicht, rannte aus meiner Kammer und schlug die Tür zu.
    Ich fühle mich nicht sehr wohl. Den ganzen Tag ist es kalt hier drin. Die Kette kommt langsam wieder aus der Wand. Und ich habe eine große Wut auf Vater und Mutter. Ich will es ihnen zeigen! Ich werde tun, was ich schon einmal getan habe.
    Ich will laut schreien und lachen und an den Wänden hinauflaufen. Zuletzt will ich mit dem Kopf nach unten an den Füßen hängen und lachen und überallhin grünes Blut tropfen lassen, bis es ihnen leid tut, daß sie nicht netter zu mir waren.
    Wenn sie versuchen, mich wieder zu schlagen, werde ich sie auch schlagen.
    Das will ich.

 
Der dritte Planet
     
    Fünf Minuten vor der Zeit, auf die der Wecker eingestellt war, schlug er die Augen auf. Mühelos und plötzlich wurde er hellwach, streckte die linke Hand aus und drückte im Dunkeln auf den Sperrknopf. Der Knopf leuchtete noch eine Sekunde lang und erlosch dann.
    Seine Frau neben ihm legte eine Hand auf seinen Arm.
    »Hast du geschlafen?« fragte er.
    »Nein. Du?«
    »Ein bißchen«, sagte er. »Nicht viel.«
    Ein paar Sekunden lang schwieg sie. Er hörte, wie ihre Kehle sich schluckend zusammenzog. Sie zitterte, und er wußte, was sie sagen würde.
    »Fliegen wir wirklich?«
    Er drehte sich zur Seite und holte tief Luft, ehe er antwortete.
    »Ja«, sagte er und fühlte, wie ihre Hand auf seinem Arm fester zufaßte.
    »Wieviel Uhr ist es?« fragte sie.
    »Gegen fünf.«
    »Dann fangen wir am besten gleich an, uns fertigzumachen.«
    »Ja.«
    Trotzdem bewegte sich noch keiner von beiden.
    »Bist du wirklich ganz sicher, daß wir in das Schiff kommen, ohne daß sich einer darum kümmert?« fragte sie.
    »Sie denken, es ist einfach noch ein Probeflug. Keiner wird auf die Idee kommen, das nachzuprüfen.«
    Sie antwortete nicht, sondern rückte nur ein wenig dichter zu ihm. Er fühlte, daß sie kalt war.
    »Ich habe Angst!« sagte sie.
    Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Das brauchst du nicht«, sagte er. »Es ist alles sicher.«
    »Wegen der Kinder mache ich mir Sorgen.«
    »Es ist alles sicher«, wiederholte er.
    Sie zog seine Hand an ihre Lippen und küßte sie zärtlich. »In Ordnung!« sagte sie.
    Beide setzten sich im Dunkeln auf. Er hörte, daß sie aufstand und ihr Nachthemd auf den Fußboden gleiten ließ. Sie hob es nicht auf, sondern stand still und schauderte in der kühlen Morgenluft.
    »Bist du ganz sicher, daß wir
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