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Tschoklet

Titel: Tschoklet
Autoren: Harald Pflug
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Edwards los und brüllte zu Vickers: »Fahr los!« Mit aufheulendem Motor setzte sich die Halbkette ruckelnd in Bewegung. Nur kurz konnte sich Christine noch einmal nach vorn beugen, um Edwards etwas zuzuflüstern, dann wurde sie von den anderen Menschen wieder abgedrängt.
    »Fahren Sie da drüben in die Straße rein, Joey, Christine und der Frenchy kommen in einigen Minuten nach.« Er deutete auf die schmale Straße links neben dem Haus mit der Aufschrift ›Schlosshotel‹.
    Doch dazu sollte es nicht kommen, denn in die große Menschentraube um die Amerikaner war auch Chuck Harrison eingetaucht. Er hatte Edwards und die anderen Jungs wiedererkannt und sich unbemerkt zu Christine und Pierre außerhalb der Fahrzeuge durchgezwängt. Als er hinter dem Franzosen stand, bückte er sich schnell, zog flink das Brotmesser aus dem Strumpf und stieß es ihm bis zum Heft seitlich in die Lende. Während er es wieder herauszog, bemerkte er die Pistole in dessen Gürtel. Geschickt ließ er beides zwischen seiner Armschlinge und dem Pullover verschwinden und fasste dann Christine um die Hüfte. Der Franzose griff sich überrascht und schockiert an die Wunde, brach aber dann sofort zusammen. Der unterdrückte Schrei ging in der Erregung und dem lauten Gemurmel der anderen Menschen unter.
    Chuck drückte sein Gesicht von hinten in Christines Haar und flüsterte ihr gepresst ein paar Worte ins Ohr: »Wenn du schreist, bist du sofort tot. Los, komm mit!«
    Er zerrte sie innerhalb der zurückweichenden Menschenmasse zu einem Seiteneingang der überdachten Bahnhofsruine. Trotz des stechenden Schmerzes in seiner Brust und ständig zunehmender Kreislaufprobleme war er davon überzeugt, bald Edwards die Pistole an die Schläfe setzen zu können. Jetzt hatte er nämlich das vermeintliche Liebchen des Offiziers erwischt und diese würde heute der Schlüssel zu seiner Rache werden.
    Die wogende Menschenmasse drängte sich gleichzeitig immer weiter zurück, schließlich blieb nur der in einer Blutlache auf dem Pflaster liegende Franzose zurück, Frauen schrien, drängten auseinander, Panik entstand bei einigen Leuten.
    Corporal Jonas, der auf den Sitzkisten in der Halbkette stand, entdeckte als Erster den leblosen Körper. Er schlug wie ein Irrer mit der flachen Hand gegen die äußere Panzerplatte.
    »Anhalten, Joey! Halt an! Der Frenchy ist gerade ermordet worden!«
    Edwards riss die Beifahrertür auf und sprang heraus, gleichzeitig ruderte Jonas wild mit den Armen und deutete den Kameraden im Dodge, den Blick auf den Franzosen zu werfen. Auch Letchus und Roebuck sprangen sofort aus dem Fahrzeug und schoben und quetschten sich zu dem jungen Mann durch. Ein paar gelangweilte marokkanische Soldaten, die sich zufällig in Richtung Bahnhof bewegten, begannen sofort, die panische Menschenmasse mit Schüssen aus ihren Karabinern auseinanderzutreiben.
    Schließlich lag nur noch der junge Pionier auf dem Vorplatz, drei Amerikaner um ihn herum und die fünf bewaffneten Kolonial-Franzosen, die für Ruhe und Ordnung sorgten. Hunderte Leute standen, von den Franzosen abgehalten, in einem großen Kreis um das kleine Grüppchen.
    Pierre Cemposano war nach kurzem Todeskampf innerlich verblutet und bereits verstorben, seine starren Augen waren auf die Kopfsteine unter ihm gerichtet, seine linke Hand stemmte sich noch immer in die blutige Hüfte. Edwards und die zwei anderen Soldaten standen bestürzt vor der Leiche, von Christine keine Spur.
    Roebuck fand als Erster Worte.
    »Das war Harrison! Ich bin mir sicher! Er hat uns erkannt und Christine mitgenommen. Er ist sicherlich hier noch irgendwo, ich muss sie suchen gehen!«
    Edwards hielt den aufgebrachten jungen Soldaten fest. »Bleib hier, wir müssen erst auf die Militärpolizei warten! Du kannst hier nicht einfach so rumspazieren und Cowboy spielen!«
    »Aber ich muss nach meinem Mädchen suchen. Wenn er ihr etwas antut?«
    Edwards seufzte. »Okay. Nimm van Bouren mit. Und das Funkgerät. Der Gunny kennt sich damit aus. Fangt aber um Gottes willen keinen Krieg an!«
    Währenddessen beugte sich Letchus aus dem Dodge heraus. »Sucht mal den Frenchy nach meiner Waffe ab! Ich glaube, er hat sie bei mir vorhin mitgehen lassen!«
    Mit geübten Handgriffen tastete Edwards den Leichnam ab, doch er konnte keine Pistole in den Kleidern finden. Verdammt, jetzt wurde die Sache wieder gefährlich.
    Der Deserteur hatte das Mädchen in eine dunkle Unterführung seitlich rechts vom Hauptgebäude gezerrt. In dem
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