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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe
Autoren: Eric Frank Russell
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Fahrgastes.
    „Sie sind Mashambiner?“
    „Stimmt“, nickte Mowry. „Es scheint so, daß man uns überall sofort erkennt, ohne daß wir den Mund zu öffnen brauchen.“
    „Ich bin noch niemals in Masham gewesen, aber es muß eine wunderbare Stadt sein. Ist es nicht so, Snat?“
    „Ja“, nickte der Fahrer müde.
    „Heute hatten wir einen schlechten Tag, Fremder.“
    „Wieso?“ wollte Mowry wissen.
    „Motorschaden. War eine Menge Arbeit. Stimmt’s, Snat?“
    „Ja, stimmt“, nickte der Fahrer.
    Der redselige Sirianer fuhr fort:
    „Überhaupt ist heute ein schlechter Tag gewesen.“
    „Wieso?“ fragte Mowry.
    „Der Krieg … heute brachten sie im Radio, daß die Steuern erhöht werden müßten. Außerdem wurde heute ein feindliches Schiff über Jaimec gesichtet. Sie mußten es zugeben, weil sie es beschossen. Wir sind ja schließlich nicht blind, nicht wahr, Snat?“
    „Nein, sind wir nicht“, pflichtete Snat bei.
    Für den Rest der Fahrt änderte sich der Gesprächsstoff nicht. Erst in der Stadt bat Mowry:
    „Von hier aus finde ich schon meinen Weg. Vielen Dank.“ Der Wagen hielt an, und er stieg aus. „Ich wünsche langes Leben.“
    „Langes Leben!“ gaben die beiden Fahrer zurück, dann rollte der Lastwagen weiter und war bald Mowrys Blicken entschwunden.
    Der Agent atmete auf. Den ersten Test hatte er bestanden. Niemand hatte bemerkt, daß er kein Sirianer war. Er hatte sich auch nicht darüber geärgert, daß der Beifahrer die Terraner als ,Wanzen’ bezeichnete. Er war schließlich Shir Agavan, geborener Sirianer.
    Langsam schritt er weiter.
    Er befand sich in Pertane, der Hauptstadt des Planeten Jaimec, mit mehr als zwei Millionen Einwohnern. Hier war der militärische und administrative Mittelpunkt von Jaimec. Und für einen Terraner gab es keinen gefährlicheren Ort auf Jaimec als gerade Pertane.
    Es begann schon zu dämmern, als er in einer Seitenstraße ein kleineres Hotel fand. Er trat ein und verlangte ein Zimmer mit Bad für zehn Tage.
    „Ihre Papiere?“ fragte der Portier.
    Mowry gab ihm seinen Paß. Es war ein schöner und absolut echt aussehender Paß, wie ihn der irdische Geheimdienst nicht besser herstellen konnte.
    Zuerst nahm Mowry ein Bad, dann überdachte er seine Lage. Das Hotelzimmer war nur eine vorläufige Unterkunft, bis er etwas Besseres gefunden hatte. Ein Hotel konnte immer überwacht werden, und es würde nicht lange dauern, bis man ihm unangenehme Fragen stellen würde. Natürlich hatte er entsprechende Antworten zur Hand, aber eine Wespe läßt es gar nicht so weit kommen, daß man sie ausfragt.
    Vor dem Schlafengehen machte er noch einen Spaziergang durch die Stadt, um sich zu orientieren. In einem Lokal aß er, und er dachte darüber nach, ob sich nicht vielleicht schon einmal eine terranische Wespe dadurch verraten hatte, daß ihr während des Essens schlecht geworden war.
    In jedem Krieg, so ließ er seine Gedanken weiter spazieren, gab es eine Opposition – so auch hier. Es konnte sehr viele Gründe geben, grundsätzlich gegen einen Krieg eingestellt zu sein. Selbst die härteste Diktatur hat ihre Gegner und konnte nicht mit hundertprozentiger Unterstützung der Bevölkerung rechnen. Diese Tatsache mußte von der Wespe ausgenutzt werden. Vielleicht gelang es Mowry nicht, die eigentlichen Träger einer Widerstandsbewegung aufzusuchen, aber schon ihr bloßes Bestehen konnte von ihm ausgenutzt werden.
    Gegen Mitternacht kehrte er in sein Hotel zurück, mit dem Ergebnis seiner ersten Untersuchungen sehr zufrieden. Er hatte mit mehr als vierzig Leuten einige Worte gewechselt und vielen Gesprächen gelauscht. Niemand, so mußte er zugeben, hatte sich offen gegen die Regierung gestellt, aber viele ließen doch durchblicken, daß sie mehr dachten, als sie zu sagen wagten. Man sah ihnen ihre Zweifel an, aber sie allein hätten kaum genügt, vor einem Gericht als Beweis zu dienen. Aber alle diese Bürger, ob Idealisten, Feiglinge, Unzufriedene oder Verbrecher, konnten für die Zwecke der Terraner ausgenutzt werden.
    Während er im Bett lag und auf den Schlaf wartete, entwarf Mowry eine mystische Widerstandsbewegung und ernannte sich selbst zu ihrem Anführer. Er nannte sie Dirac Angestun Gesept, die sirianische Freiheitspartei. Die Tatsache, daß alle ihre Mitglieder nicht einmal wußten, daß eine solche Partei überhaupt existierte, spielte in diesem speziellen Fall keine Rolle. Ebenfalls würde es keine besonders große Rolle spielen, daß die Kaitempi schon
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