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TS 55: Die Wespe

TS 55: Die Wespe

Titel: TS 55: Die Wespe
Autoren: Eric Frank Russell
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ganze Organisation dahinter.“
    „Warum?“ fragte Fischauge.
    „Das sieht man doch! Der Zettel ist richtig gedruckt. Außerdem beweist es die Unterschrift: Sirianische Freiheitspartei.“
    „Noch nie davon gehört!“ rief jemand im Hintergrund.
    „Dann haben Sie eben jetzt davon gehört!“ warf Mowry ein.
    Fischauge konnte sich nicht beruhigen.
    „Das ist ja un-unerhört. Man m-m-müßte etwas unternehmen!“
    Jemand unternahm etwas. Ein Polizist. Er drängte sich durch die Menge, sah in die erregten Gesichter und fragte:
    „Was soll das?“
    Fischauge ergriff die Initiative.
    „Sehen S-Sie selbst, was dort geschrieben s-s-steht!“
    Der Polizist sah es. Sein Gesicht wurde knallrot, dann wandte er sich wieder den Versammelten zu.
    „Wer ist das gewesen?“
    Niemand wußte es.
    „Habt ihr denn keine Augen im Kopf? Wer hat den Zettel zuerst entdeckt?“
    „Ich“, drängte Fischauge sich stolz vor.
    „So?“ machte der Uniformierte. „Aber wer den Zettel anklebte, das sahen Sie nicht, he?“
    „N-N-Nein! Auf der Straße war ein Unfall. Zwei Dy-Dy-y …“ Er verhedderte sich hoffnungslos bei der schwierigen Silbe und verstummte. Der Polizist gab es auf. Er sagte zu den anderen:
    „Wenn jemand den Saboteur doch gesehen hat und macht den Mund nicht auf, wird er bestraft werden.“
    Einige der Zuhörer entsannen sich plötzlich, noch dringende Geschäfte erledigen zu müssen und verschwanden. Etwa dreißig blieben zurück. Mowry tippte dem Polizist freundschaftlich gegen die Brust.
    „Vielleicht sollten Sie einmal im Geschäft nachfragen“, riet er vertraulich. Der Schutzmann sah ihn von oben herab an. „Ich weiß selbst, was ich zu tun habe.“
    Mit einem verächtlichen Schnauben betrat er den Laden, rief nach dem Inhaber und kam wenige Sekunden später mit diesem wieder auf die Straße, um ihm den an der Scheibe klebenden Zettel zu zeigen. Der Geschäftsmann war entsetzt.
    „Das ist ja grauenhaft!“ entrüstete er sich. „Aber ich garantiere Ihnen, wir haben damit nichts zu tun. Jemand muß den Zettel im Vorbeigehen angebracht haben. Warum ausgerechnet an mein Fenster … ich bin für meine patriotische Einstellung bekannt.“
    „Die Kaitempi benötigt nur Sekunden, um das einwandfrei festzustellen“, erklärte ihm der Polizist zynisch.
    „Ich war Reserveoffizier und …“
    „Schon gut! Machen Sie das Ding ab!“
    Das, natürlich, war leichter gesagt als getan. Der Geschäftsinhaber versuchte es mit den Fingernägeln und brachte es fertig, den Zettel wenigstens an den vier Ecken einzureißen. Die irdische Überlegenheit auf technischem Gebiet machte sich auch bei modernen Klebstoffen bemerkbar. Nach einigen Minuten entschuldigte sich der Unglückliche, ging in seinen Laden und kehrte mit einem Messer zurück. Aber auch das half ihm nicht viel weiter.
    „Heißes Wasser!“ brüllte ihn der Polizist an, der die Geduld zu verlieren begann. Und zur gaffenden Menge gewandt: „Weitergehen, los! Keine Ansammlungen!“
    Die Neugierigen verliefen sich. James Mowry blieb an der nächsten Ecke stehen und sah zurück. Der Ladeninhaber kam gerade mit einem Eimer heißen Wassers aus seinem Geschäft und begann, den Zettel damit einzuweichen. Mowry grinste. Gerade das heiße Wasser würde die hydrofluorinische Schicht unter der Schrift lösen.
    Er ging weiter und wurde im Verlauf der nächsten zehn Minuten zwei weitere Plakate los. Zwanzig Minuten würde es dauern, bis Zettel Nr. 56 von dem Wasser entsprechend präpariert worden war. Als diese Frist verstrichen war, konnte Mowry nicht widerstehen. Auf einem Umweg gelangte er wieder zu dem Geschäft.
    Das Plakat war nun in der Tat verschwunden, aber dafür stand die Schrift deutlich und nicht mehr zu übersehen milchig in der Scheibe. Der Polizist und der Ladeninhaber standen dabei und diskutierten heftig. Zuhörer versammelten sich und starrten auf die Botschaft.
    Während Mowry vorbeiging, hörte er den Polizisten brüllen:
    „Mir ist es egal, ob die Scheibe zweitausend Kronen kostet. Sie muß verschwinden und durch eine neue ersetzt werden.“
    „Aber …“
    „Das ist ein Befehl! Jeder Angriff auf die Regierung ist ein Staatsverbrechen!“
    Mowry schlenderte zufrieden weiter. Er besaß nun noch achtzehn Plakate, die er nach und nach unterbrachte. Auch fand er eine geeignete Wohnung.
    Es war bereits dämmerig, als er ins Hotel zurückkehrte.
     
    *
     
    „Dieser Krieg macht uns wirklich das Leben schwer“, sagte er zu dem Portier. „Ich muß
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