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TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

Titel: TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff
Autoren: G. Martynow
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Spaten hätte er den Sand mit den Händen wegschaufeln müssen.
    Zum dritten Male betrat er nun das Innere des amerikanischen Schiffes.
    Neben dem Steuerpult sah er den dicken Briefumschlag, den er selbst hingelegt hatte, den Umschlag mit dem Protokoll über das Ableben des Kommandanten dieses Schiffes. ,Welch merkwürdige Fügung des Schicksals’, dachte Kamow. ,Beide Weltraumschiffe haben auf dem Mars ihre Konstrukteure verloren.
    Er fand den Aluminiumkasten, in dem Proviant lag, aber Getränke fand er nicht. Hatten die Amerikaner denn nichts zu trinken gehabt? Irgendwo mußte doch zumindest Wasser sein. Mehr noch als der Hunger plagte Kamow jetzt der Durst. Er begann zu suchen; dabei wunderte er sich immer mehr über das Durcheinander von Behältern, Flaschen, Kisten und verschiedenartigen Gefäßen, zwischen denen man sich kaum rühren konnte.
    Als er den Hahn eines Stahlbehälters aufdrehte, entdeckte er darin Alkohol. Komischer Einfall’, dachte er, .Alkohol in solcher Menge auf eine kosmische Reise mitzunehmen, und noch dazu in einem so schweren Gefäß!’
    In anderen Behältern war flüssiger Sauerstoff. Viele Behälter waren leer.
    Ein großer Aluminiumtank enthielt Wasser. Es roch scharf nach Metall und, wie ihm schien, auch nach Gummi. Von dem Tank führten Schläuche zu zwei länglichen, sargähnlichen Kästen. Das Wasser war offensichtlich nicht zum Trinken bestimmt.
    Endlich fand er mehrere Flaschen mit Orangensaft. ,Sehr schön! Was will ich mehr?’ dachte er.
    Nachdem Kamow Hunger und Durst gestillt hatte, forschte er nach Schreibpapier. Hapgood war Wissenschaftler, sagte er sich, er muß Beobachtungen angestellt und niedergeschrieben haben.
    Neben dem Steuerpult stand ein großer gelber Lederkoffer. Die Schlösser ließen sich nicht öffnen. Der Schlüssel fehlte. ,Das muß Hapgoods Koffer sein’, überlegte Kamow. Sicherlich hat er darin seine Notizen verwahrt.’ Die Schlösser waren stark und machten ihm lange zu schaffen.
    Endlich war der Koffer geöffnet. Zwei dicke Hefte lagen obenauf. Kamow sah sie flüchtig durch und legte sie beiseite. Sie enthielten Aufzeichnungen astronomischer Beobachtungen. Ganz unten, auf dem Kofferboden, lagen eine lederne Aktentasche und ein Bündel Zeichnungen.
    Kamow machte die Mappe auf. Ihr Inhalt waren engbeschriebene Blätter. Schon ein flüchtiger Blick genügte ihm, um zu begreifen, was das war. Kamow stockte der Atem. In qualvoller Erregung griff er nach dem Bündel und schnürte es auf. Oh, wenn er das gewußt hätte – er wäre sofort hierhergeeilt! Was er jetzt vor Augen hielt, könnte ihn gerettet haben.
    Vor ihm lag das Projekt des amerikanischen Raumschiffes. Was für ein Hohn des Schicksals, ihm diesen Fund in die Hände zu spielen, jetzt, da er völlig nutzlos für ihn war! Zuviel Zeit hatte er schon verloren …
    Kamow sah mechanisch Hapgoods Aufzeichnungen durch und suchte, ohne sich dessen bewußt zu sein, nach den Daten über die Geschwindigkeit des Schiffes.
    »30,75 km in der Sekunde.«
    »Und die Erde bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von neunundzwanzig Komma sechsundsiebzig«, sagte er laut. Die Bogen entglitten seinen Händen. Zu spät!
    Mit knapp einem Kilometer in der Sekunde mehr konnte er die verlorene Zeit nicht wettmachen. Dieser Kilometer ermöglichte eine Einsparung von höchstens dreißig Stunden, und auch die drei Stunden, die Kamow zur Verfügung standen, um sich mit dem Raumschiff vertraut zu machen, reichten bei weitem nicht aus. Der Hoffnungsfunke erlosch.
    Etwa zwei Stunden lang studierte Kamow das Projekt. In die Welt der Technik vertieft, vergaß er ganz seine verzweifelte Lage. Die Zeit hörte für ihn auf zu existieren. Doch plötzlich zuckte er zusammen, und seine Augen hefteten sich auf eine kurze Formel, die mit einem Male ins Riesenhafte wuchs und alles andere verdrängte.
    Aber natürlich! Daß er daran nicht gedacht hatte! Fünfzig Meter! – eine Beschleunigung, bei der sich die Schwerkraft verfünffacht!
    Nun wurde ihm auch klar, welche Bewandtnis es mit den Aluminiumkästen und dem daran angeschlossenen Wasserbehälter hatte. Er bezweifelte jedoch, daß das Wasserbad den Schaden, den der Organismus durch eine solche Beschleunigung erleiden mußte, verringern konnte.
    Aber wenn Hapgood nicht an eine begrenzte Beschleunigung gebunden war, dann hatte sein Motor vielleicht genügend Reserven, um auch diese Geschwindigkeit noch zu überschreiten …
    Zum dritten Male im Lauf eines Tages keimte in Kamow die
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