Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Treffpunkt Scheuermühle

Treffpunkt Scheuermühle

Titel: Treffpunkt Scheuermühle
Autoren: Thomas Brezina
Vom Netzwerk:
zweite erstaunte sie.
    „Hätte ich nicht verraten sollen, wohin die Kinder unterwegs sind? War es vielleicht ein Fehler?“ überlegte sie nachher. Doch dann schob sie den Gedanken zur Seite. Man durfte nicht so mißtrauisch sein.
    Die Fahrt zum Forellenzirkus verlief zuerst ruhig und entspannt. Als sie aber schon fast am Ziel angelangt waren, drehte sich Poppi zufällig um, weil sie ein Säckchen Bonbons von der hinteren Ablage fischen wollte. Dabei blickte sie durch die Heckscheibe und erschrak. Sie drehte sich nach vor und zupfte ihre Freundin am Ärmel.
    „Lilo! Lilo, schau! Hinter uns!“ Ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung.
    Doch das Superhirn hörte sie gar nicht richtig. Lieselotte war zur Zeit voll damit beschäftigt, den Witz von der Kuh im Kino zu erzählen. Allerdings mußte sie dabei immer lachen und kam nie zur lustigsten Stelle.
    „Lilo!“ rief Poppi ungeduldig.
    „Ja, was hast du denn?“ kicherte das Mädchen.
    „Hinter uns fährt der Kerl im schwarzen Lederanzug. Er trägt wieder den Sturzhelm, aber diesmal hat er ein anderes Auto!“
    Lieselotte drehte sich um und schüttelte den Kopf.
    „Da ist doch keiner! Hinter uns fährt kein Auto!“ stellte sie fest.
    Poppi warf abermals einen Blick nach hinten und konnte das nicht verstehen. Gerade vorhin war der Mann noch dagewesen. Er mußte abgebogen sein.
    „Also, ich habe eigentlich darauf geachtet, ob uns jemand nachfährt, aber mir ist niemand aufgefallen“, versicherte Stanislaus Poppi. „Du kannst völlig beruhigt sein!“
    Das Mädchen verzog wütend den Mund. Warum glaubte ihr keiner? Nur weil sie die Jüngste war?
    Endlich waren sie beim Forellenzirkus angelangt und kamen in der nächsten Stunde aus dem Staunen nicht heraus.
    Bereits vor vielen Jahren hatten zwei Brüder begonnen, die Forellen in einem Bach zu zähmen. Das war ihnen auch gelungen. Die Tiere waren nicht nur zutraulich, sondern bewiesen auch ihre Klugheit und Geschicklichkeit.
    Sie sprangen durch Reifen und holten zum Beispiel Würmer aus einem Bierglas. Außerdem hörten sie auf Namen und ließen sich von ihren „Herrchen“ mit der Hand aus dem Wasser heben.
    In der Bachanlage, wo der Zirkus untergebracht war, gab es „Meisterbecken“, einen „Trainingsplatz“ und eine „Kinderabteilung“, wo bereits den jungen Forellen die ersten Kunststücke beigebracht wurden.
    „Das ist der ungewöhnlichste Zirkus, den ich kenne“, stellte Poppi fest, als sie wieder zum Auto zurückgingen.
    Zur allgemeinen Überraschung wurden sie auf dem Parkplatz erwartet. Die Tür eines amerikanischen Straßenkreuzers flog plötzlich auf, und eine Frau in einem langen, hellen Mantel und einem Kopftuch hastete auf sie zu.
    „Bitte steigt ein! Bitte, ich... ich muß mit euch reden. Aber nicht hier!“
    „Hehehe!“ Stanislaus drängte sich zwischen die Frau und die Knickerbocker. „Die Kinder steigen nirgendwo ein, bevor Sie sich nicht vorgestellt haben.“
    „Das ist Frau Kelly“, sagte Lieselotte. „Die Frau des großen Charles Kelly! Wir kennen sie, da wir ihren Mann gemeinsam mit Tante Clarissa besucht haben.“
    „Ich kann nur hoffen, daß er mich nicht verfolgt hat. Sonst überlebe ich das nicht. Aber ich muß euch etwas mitteilen. Ich darf es nicht an die Polizei weiterleiten, da sonst mein Leben zerstört wird. Aber ihr könnt es für mich tun. Sonst geschieht noch mehr Unheil!“ flehte die Dame.
    Stanislaus blickte die verzweifelte Frau halb mitleidig, halb fassungslos an. „Wovon reden Sie?“ wollte er wissen.
    „Bitte keine Fragen! Fahrt mit mir, ich erzähle euch alles unterwegs. Sie können mitkommen, wenn Sie wollen“, sagte sie zu Stanislaus. „Besser wäre es aber vielleicht, wir täuschen ihn. Die Kinder tun so, als würden sie bei Ihnen einsteigen und kommen in Wirklichkeit mit mir mit. Ihr müßt euch ganz flach auf die Sitze legen, damit euch niemand von außen sehen kann. Ungefähr vier Kilometer von hier befindet sich ein Sägewerk. Der Hof ist offen, und dort erwarte ich Sie in 30 Minuten!“
    Stanislaus winkte ab, doch Lilo beruhigte ihn. „Ich bin sicher, Frau Kelly steckt mit diesen Ganoven nicht unter einer Decke. Bitte, laß uns mitfahren. Zumindest Axel und mich!“
    Widerstrebend willigte der Reitlehrer ein.
    Doch wenn es darauf ankam, hielten die vier Freunde absolut zusammen. Deshalb wollten auch Dominik und Poppi dabeisein. Ganz egal, was das für Folgen haben könnte. Stanislaus gefiel das Ganze zwar überhaupt nicht, doch er wußte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher