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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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dafür sorgen, dass Sie einigermaßen ehrenvoll und mit Würde aus dem Leben scheiden. Aber Sie müssten zu einer Gegenleistung bereit sein. Verraten Sie mir, wo ich Ihre Freunde Linden und Mother Blessing finde. Sollten Sie sich weigern, gibt es eine wesentlich demütigendere Alternative …«
    Harkness stellte die Kiste vor der Schlafzimmertür ab. Sie hatte oben Luftlöcher, die mit einem stabilen Drahtgitter bedeckt waren. Klauen kratzten an dem Metallboden der Kiste, und Boone hörte schnarrende Atemgeräusche.
    Er holte die Rasierklinge aus der Tasche. »Während ihr Harlequins euch euren Träumen von einem mittelalterlichen Leben hingegeben habt, hat die Bruderschaft sich ein neues Forschungsgebiet erschlossen. Wir haben die Probleme der Gentechnik gemeistert.«
    Boone ritzte die Haut unterhalb der Augen des Harlequins ein. Die Kreatur in der Kiste schien Thorns Blut riechen zu können, denn sie machte ein sonderbares, lachendes Geräusch,
warf sich dann gegen die Seitenwand und riss mit ihren Klauen an dem Drahtgitter.
    »Dank einiger gentechnischer Veränderungen ist dieses Tier aggressiv und furchtlos. Es hat den unbändigen Drang anzugreifen, ohne Rücksicht auf das eigene Leben. Es wird für Sie kein stolzer Tod sein. Das Tier wird Sie auffressen wie ein Stück Fleisch.«
    Kommissar Loutka ging zurück ins Wohnzimmer. Der Serbe machte einen neugierigen, aber auch leicht panischen Eindruck. Er stellte sich einen Meter hinter Harkness in den Flur.
    »Ihre letzte Chance. Erzählen Sie mir etwas Brauchbares. Gestehen Sie ein, dass wir gewonnen haben.«
    Thorn rollte auf dem Boden herum und starrte die Kiste an. Boone begriff, dass der Harlequin sich zur Wehr setzen, dass er versuchen würde, das Tier mit seinem Körper zu zerquetschen.
    »Glauben Sie doch, was Sie wollen«, sagte er langsam. »Es wird sehr wohl ein stolzer Tod sein.«
    Boone ging zur Tür und zückte seine Pistole. Sobald das Tier mit Thorn fertig war, würde er es töten müssen. Das lachende Geräusch verstummte, und die Kreatur harrte stumm wie ein Jäger der Dinge. Boone nickte Harkness zu. Der Mann setzte sich rittlings auf die Kiste und zog langsam die Vorderwand hoch.

DREI
    A ls Maya wieder bei der Karlsbrücke ankam, merkte sie, dass sie verfolgt wurde. Thorn hatte einmal zu ihr gesagt, dass Augen Energie aussenden. Wenn man nur feinfühlig genug war, konnte man die Strahlung am Körper spüren. Als Maya ein Kind war, hatte ihr Vater gelegentlich einen Straßendieb angeheuert, der ihr auf dem Heimweg von der Schule folgen sollte. Ihre Aufgabe war es gewesen, den Dieb zu erkennen und ihn mit Eisenkugeln, die sie im Schulranzen trug, zu bewerfen.
    Als sie die Brücke überquert hatte, bog sie nach links in die Saská ab. Es war inzwischen fast dunkel. Sie beschloss, zur Kirche St. Maria unter der Kette zu gehen: Dort gab es einen unbeleuchteten Innenhof, der mehrere Fluchtwege bot. Lass dir nichts anmerken, ermahnte sie sich. Schau nicht über die Schulter. Die Saská war schmal und verwinkelt. Ein paar Straßenlaternen verströmten nur schmutzig gelbes Licht. Maya ging an einer dunklen Seitengasse vorbei, machte kehrt, lief ein paar Schritte in die Gasse hinein und versteckte sich hinter einem Mülleimer.
    Zehn Sekunden vergingen. Zwanzig Sekunden. Dann kam der Taxifahrer-Troll, der sie zum Hotel gefahren hatte, den Bürgersteig entlang. Nicht zögern. Sofort reagieren. Als er die Einmündung der Gasse erreicht hatte, ließ Maya das Stilett in ihre Hand gleiten, näherte sich ihm von hinten, griff mit der linken Hand nach seiner Schulter und drückte ihm die Messerspitze in den Nacken.
    »Keine Bewegung. Und versuch nicht zu fliehen.« Ihre
Stimme war sanft, beinahe verführerisch. »Geh nach rechts, und mach ja keine Schwierigkeiten.«
    Sie drehte ihn herum, zog ihn in die Dunkelheit der Gasse und stieß ihn gegen die Mülltonne. Jetzt war die Messerspitze auf seinen Adamsapfel gerichtet.
    »Ich will alles wissen. Und keine Lügen. Dann lass ich dich vielleicht am Leben. Kapiert?«
    Der völlig verängstigte Troll nickte einmal kurz.
    »Wer hat dich engagiert?«
    »Ein Amerikaner.«
    »Name?«
    »Ich weiß es nicht. Er ist ein Freund von Kommissar Loutka.«
    »Und wie lautete dein Auftrag?«
    »Ihnen zu folgen. Das ist alles. Ich sollte dafür sorgen, dass Sie in mein Taxi einsteigen, und Sie heute Abend beschatten.«
    »Wartet jemand im Hotel auf mich?«
    »Keine Ahnung. Ich schwör’s.« Er begann zu wimmern. »Bitte, tun Sie mir
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