Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Flugzeug zu schaffen. Und dann sind wir in Dublin, und Mother Blessing übernimmt die Verantwortung für dich, und das ist natürlich okay – es ist ihr Fachgebiet. Am nächsten Tag rufe ich sie auf ihrem Satellitentelefon an, und sie erzählt mir: ›Dein Vater ist von der Hüfte abwärts gelähmt. Er wird nie wieder gehen können.‹ Und damit beendet sie das Gespräch und lässt sofort die Nummer außer Betrieb setzen. Das war’s. Knall auf Fall. Aus und vorbei. Und die nächsten zwei Jahre höre ich nichts von dir.«
    »Wir wollten dich bloß beschützen, Maya. Es sind sehr gefährliche Zeiten.«
    »Erzähl das deinem tätowierten Knaben. Ich habe oft genug miterlebt, wie du Gefahren und Sicherheitsmaßnahmen als Ausrede für alles Mögliche benutzt hast, aber das zieht bei mir nicht mehr. Die Schlachten sind Vergangenheit. Genau genommen sind auch die Harlequins Vergangenheit – es gibt nur noch ein paar wie dich und Linden und Mother Blessing.«
    »Und Shepherd in Kalifornien.«
    »Drei oder vier Kämpfer können nichts bewirken. Der Krieg ist vorbei. Begreifst du das denn nicht? Tabula hat gewonnen. Wir haben verloren .«
    Der letzte, auf Deutsch gesprochene Satz schien ihn etwas stärker zu berühren als alles, was sie zuvor auf Englisch gesagt
hatte. Thorn betätigte die Steuerung seines Rollstuhls und drehte ihn ein wenig zur Seite, damit Maya ihm nicht mehr in die Augen sehen konnte.
    »Auch du bist ein Harlequin, Maya. Das ist dein wahres Ich. Deine Vergangenheit und deine Zukunft.«
    »Ich bin kein Harlequin, und ich bin nicht so wie du. Das sollte dir doch inzwischen klar sein.«
    »Wir brauchen deine Hilfe. Es ist wichtig.«
    »Es ist immer wichtig.«
    »Du musst unbedingt für mich nach Amerika fliegen. Wir kommen für die Kosten auf. Organisieren alles.«
    »Amerika ist Shepherds Territorium. Soll er sich doch selbst um die Sache kümmern.«
    Ihr Vater legte so viel Nachdruck in seine Stimme, wie er konnte. »Shepherd ist mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert. Er weiß nicht, was er tun soll.«
    »Ich führe inzwischen ein richtiges Leben. Ich gehöre nicht mehr zu euch.«
    Mit Hilfe des Steuerungshebels lenkte er den Rollstuhl so, dass er eine makellose Acht auf dem Fußboden beschrieb.
    »Aaach ja. Ein Leben als Bürgerin im System. So angenehm und unterhaltsam. Erzähl mir davon.«
    »Du hast mich noch nie danach gefragt.«
    »Du arbeitest in einer Firma, oder?«
    »Ich bin Industriedesignerin und gehöre zu einem Team, das Behältnisse für die Produkte verschiedener Firmen entwickelt. Letzte Woche habe ich einen Parfümflakon entworfen.«
    »Klingt spannend. Bestimmt bist du sehr erfolgreich. Und was ist mit deinem Privatleben? Gibt es einen engen Freund, über den ich Bescheid wissen sollte?«
    »Nein.«
    »Da war doch dieser Anwalt – wie hieß er noch gleich?« Thorn wusste es natürlich genau, tat aber so, als krame er in seinem Gedächtnis. »Connor Ramsey. Wohlhabend. Gut aussehend.
Sohn einflussreicher Eltern. Und dann hat er dich wegen dieser anderen Frau verlassen. Offenbar hat er sich während eurer Affäre die ganze Zeit auch mit ihr getroffen.«
    Maya war, als hätte Thorn ihr gerade eine Ohrfeige verpasst. Sie hätte sich denken können, dass er seine Kontakte in London benutzen würde, um Informationen über sie zu bekommen. Er schien immer alles zu wissen.
    »Das geht dich nichts an.«
    »Verschwende keinen Gedanken mehr an Ramsey. Vor ein paar Monaten haben ein paar Kerle, die für Mother Blessing arbeiten, seinen Wagen in die Luft gesprengt. Er glaubt jetzt, dass irgendwelche Terroristen es auf ihn abgesehen haben und hat Leibwächter engagiert. Lebt in ständiger Angst. Und das ist gut so. Nicht wahr? Mr. Ramsey musste dafür bestraft werden, dass er mein kleines Mädchen schlecht behandelt hat.«
    Thorn drehte den Rollstuhl ruckartig herum und lächelte sie an. Maya wusste, dass sie zornig reagieren sollte, aber sie konnte nicht. Sie dachte daran, wie Connor sie auf dem Pier in Brighton umarmt und wie er ihr drei Wochen später in einem Restaurant mitgeteilt hatte, dass sie als Ehefrau für ihn nicht in Frage komme. Maya hatte von der Autoexplosion gelesen, hatte den Anschlag aber nicht mit ihrem Vater in Verbindung gebracht.
    »Das hättest du nicht zu tun brauchen.«
    »Aber ich hab’s getan.« Thorn rollte zurück zum Couchtisch.
    »Dass du ein Auto in die Luft hast jagen lassen, ändert gar nichts. Ich fliege trotzdem nicht nach Amerika.«
    »Wer spricht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher