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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende
Autoren: Marlo Morgan
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gesamten Natur und der ganzen Menschheit verbunden. Unser Volk betrachtet das Leben vor der Geburt und nach dem Tod als das Ewige. Es gibt eine Botschaft aus dem Ewigen. So wie die Christen eine Liste von >Du sollst nicht<-Regeln haben, die ihr Verhalten bestimmen, haben auch wir unsere Vorschriften.« Sie lachte und fuhr fort: »Bei uns heißt es allerdings weniger >Du sollst nicht< als vielmehr >Du sollst<.
    Wie mir in der Wüste erklärt wurde, gilt das, was die Seelen mit der Erfahrung des Menschseins tun sollen, für jeden Menschen überall und zu allen Zeiten der Geschichte. So unglaublich das auch klingen mag, es gilt auch für dich an diesem Ort. Und es wird auch gelten, wenn du von hier fortgehst und nach Australien zurückkehrst oder aber entscheidest, dass du hier bleiben möchtest. Es tut mir leid, dass wir jetzt so wenig Zeit füreinander haben, aber ich bin froh, dass ich kommen und dich besuchen konnte.
    Ich habe das Gefühl, dass wir mehr sind als Bekannte, dass wir wirkliche Freunde sind, eine echte Beziehung zueinander haben. Ich hoffe, du fühlst das genauso.« Geoff nickte verständnisvoll mit seinem grauen Kopf. Mit einem verwirrten Ausdruck auf seinem pausbäckigen Gesicht sagte er:
    »In einem deiner Briefe hast du geschrieben, dass du auch eine Waise seiest. Wir könnten miteinander verwandt sein.«
    Bea lächelte. Auch sie hatte daran schon gedacht. »Meine Stammesleute würden sagen, dass das keine Rolle spielt. Wir sollen jeden, dem wir begegnen, mit gleicher Achtung und Ehrerbietung behandeln. Wenn sich dann später herausstellen sollte, dass die Person ein neuentdeckter Verwandter ist, wäre die Freude nur um so größer.«
    »Hmm«, murmelte er und dachte über ihre Antwort nach. »Ich muss wohl noch eine Menge lernen.«
    Über Lautsprecher kam die Ansage: »Nummer vier, die Zeit ist um.« Als Bea aufstand, um zu gehen, sagte sie: »Ich unterstütze dich auf deiner Reise und freue mich darauf, wieder von dir zu hören.«
    »Ja, ich auch«, antwortete Geoff und stand ebenfalls auf. Seine Schultern waren nach vorn gebeugt. Er schlurfte zum Ausgang, wo der Wachmann ihm wieder die Handschellen anlegte. Bea ging traurig hinaus.
    Der Tag endete damit, dass zwei Menschen vereint waren, ein Kreis sich geschlossen hatte und ein anderer vielleicht bereit war, sich zu öffnen. Bea konnte sich vorstellen, dass alle Aborigines durch den Einfluss dieses einen Mannes zu Würde und Achtung zurückfinden würden. Sie hoffte, ihn eines Tages mit erhobenem Kopf zu sehen, stolz auf das, was er war; dass er sein wahres Erbe begriff und danach lebte.
    Mit diesem Gedanken im Herzen kehrte sie in das Motel zurück, in dem sie übernachtete, und setzte sich an den kleinen hölzernen Schreibtisch am Fenster. Sie begann zu schreiben.
    Am nächsten Morgen, als sie auf dem Weg zum Flughafen war, um nach Australien zurückzukehren, gab sie den Brief auf. Zwei Tage später reichte der Gefängniswärter, der die Post verteilte, Geoff einen dicken Umschlag. Darin befanden sich ein mehrseitiges Dokument, an einer Ecke zusammengeheftet, und ein Brief:

    Lieber Geoff,
    wie du wuchs ich ohne jegliche Kenntnis meines Erbes auf.
    Zum Glück fand ich den Wüstenstamm der >Wahren Menschen<. Indem ich mit ihnen lebte, lernte ich die Werte kennen, die im Leben am wichtigsten sind. Ihre Überzeugungen sind schon alt, aber heute noch genauso richtig. Sie gelten für dich und mich. Sie gelten für jeden Menschen.
    Wenn du in das Land deiner Geburt zurückkehrst, kann ich nicht für das garantieren, was mit dir geschehen wird. Aber ich kann dir anbieten, was unser Volk mir angeboten hat - ein Verständnis für unsere Verbundenheit mit der Göttlichen Einheit und uns selbst als Geister des Ewigen. Ich habe aufgeschrieben, was sie mich gelehrt haben, und ich nenne es »Botschaft aus dem Ewigen«.
    Die Entscheidung, nach so vielen Jahren nach Australien zurückzukehren, musst du allein treffen. Ich werde jeden Entschluss, den du fasst, respektieren. Aber du sollst wissen, Jeff, dass du auf deiner Reise geliebt und unterstützt wirst - von mir, vom Stamm der >Wahren Menschen< und vom ganzen Universum.
    Herzlichst Bea (Biene)
    Botschaft aus dem Ewigen aufgeschrieben von Bea Lake Die folgende Botschaft gilt für jede Seele überall auf der Welt.
    Sie war immer gültig, von der Zeit der Höhlenmenschen an bis heute. Die Aufgabe ist nicht der weltliche Erfolg, sondern die Orientierung am Spirituellen.
    Dieser Maßstab galt bei meinem Volk im
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