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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen
Autoren: authors_sort
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ein wahlloses Durcheinander von Farben und Formen; drinnen war alles still und friedlich. Einen Moment lang überlegte er, ob er sie ungestört weiterschlafen lassen sollte. Er würde wahrscheinlich auch so finden, wonach er suchte. Vermutlich
fand sich die Information, auf die er aus war, in einer Seitenschublade des antiken Eichenholzschreibtischs, der zwischen Kommode und Fenster geklemmt war. Oder sicher in ihrem Laptop gespeichert. So oder so, er wusste, dass alles, was er wollte, griffbereit lag. Er musste es nur nehmen und wieder in der Nacht verschwinden, ohne dass jemand etwas bemerkte.
    Aber wo blieb dabei der Spaß?
    Er schob seine rechte Hand in die Tasche und tastete nach der harten Klinge seines Messers, die für den Augenblick noch sicher in dem Holzgriff schlummerte. Er würde sie zücken, wenn die Zeit gekommen war. Aber vorher gab es noch viel zu tun. Er konnte die Vorstellung ebenso gut beginnen lassen, dachte er und ließ sich vorsichtig auf dem Bett nieder. Die Matratze gab nach, und seine Hüfte streifte die ihre. Sie drehte sich instinktiv zum ihm um. »Hallo, Gracie«, gurrte er mit einer Stimme, die so sanft war wie weiches Fell. »Zeit zum Aufwachen, Gracie-Girl.«
    Sie stöhnte leise, ohne sich zu rühren.
    »Gracie«, wiederholte er lauter.
    »Hm«, murmelte sie, hielt die Augen jedoch stur geschlossen.
    Sie weiß, dass ich hier bin, dachte er. Sie spielt bloß mit mir. »Gracie«, bellte er.
    Sie riss die Augen auf.
    Und dann passierte, so schien es, alles auf einmal. Sie war wach, schrie und versuchte, sich aufzurichten, das grässliche katzenartige Gejaule schlug ihm auf die Ohren und hallte von den Wänden wider. Instinktiv schnellte seine Hand vor, um sie zum Schweigen zu bringen, seine Finger schlossen sich um ihren Hals, und ihr Schreien wurde unter dem stärker werdenden Druck auf ihren Kehlkopf zu einem Wimmern. Sie rang keuchend nach Luft, als er sie mit einem Arm mühelos hochhob und an die Wand hinter ihrem Bett drückte.
    »Halt’s Maul«, befahl er ihr, während sie die Zehen ausstreckte,
um Stand auf dem Bett zu finden. Mit den Fingern zerrte sie an seinen Handschuhen in dem vergeblichen Bemühen, sich aus seinem unnachgiebigen Griff zu befreien. »Willst du jetzt wohl die Klappe halten?«
    Sie riss ihre Augen noch weiter auf.
    »Was?«
    Er spürte, wie sie versuchte, eine Antwort zu krächzen, aber sie brachte nur einen abgewürgten Schrei heraus.
    »Ich nehme das mal als Ja«, sagte er, lockerte langsam seinen Griff und beobachtete, wie sie an der Wand auf ihr Kissen zurücksank. Er gluckste, als sie würgend nach Luft rang. Ihr Schlafanzugoberteil war hochgerutscht, und er konnte ihre einzelnen Wirbel ausmachen. Es wäre so leicht, ihr einfach das Rückgrat zu brechen, dachte er und genoss die Vorstellung, während er ihr Haar packte und ihren Kopf herumriss, sodass sie ihn direkt ansehen musste. »Hallo, Gracie«, sagte er und wartete auf das verächtliche Nasenzucken. »Was ist los? Hab ich dich aus einem schönen Traum gerissen?«
    Sie sagte nichts, sondern starrte ihn nur angstvoll und ungläubig an.
    »Überrascht, mich zu sehen, was?«
    Ihr Blick zuckte zur Schlafzimmertür.
    »Ich denke, den Gedanken solltest du am besten gleich vergessen«, sagte er ruhig. »Es sei denn, du willst mich wirklich wütend machen.« Er machte eine Pause. »Du erinnerst dich doch noch, wie ich bin, wenn ich wirklich wütend bin, oder nicht, Gracie?«
    Sie schlug die Augen nieder.
    »Sieh mich an.« Wieder packte er sie an den Haaren und riss diesmal ihren Kopf so heftig in den Nacken, dass ihre Kehle wie eine Faust hervortrat.
    »Was willst du?«, stieß sie heiser hervor.
    Als Antwort zog er noch fester an ihren Haaren. »Hab ich gesagt, dass du sprechen darfst? Hab ich das gesagt?«

    Sie versuchte, den Kopf zu schütteln, doch sein Griff war zu fest.
    »Ich nehme das mal als Nein.« Er ließ sie los, und ihr Kopf fiel auf ihre Brust, als hätte man sie enthauptet. Sie weinte jetzt, was ihn überraschte. Tränen hatte er nicht erwartet. »Und, wie geht’s, wie steht’s?«, fragte er, als wäre das eine völlig alltägliche Frage. »Du darfst antworten«, sagte er, als sie nicht reagierte.
    »Ich weiß nicht, was du hören willst«, erwiderte sie nach einer langen Pause.
    »Ich habe dich gefragt, wie es so geht und steht«, wiederholte er. »Die Antwort darauf wirst du doch wohl wissen.«
    »Alles bestens.«
    »Ach ja? Wie kommt’s?«
    »Bitte. Ich kann nicht …«
    »Klar kannst
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