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Traeume doch einfach weiter

Traeume doch einfach weiter

Titel: Traeume doch einfach weiter
Autoren: Cecily von Ziegesar
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langweilig, dass es
ihr schwerfiel, sich zu konzentrieren. Normalerweise warf sie höchstens einen
Blick auf die Gesellschaftskolumne in der New York Times, und auch das
nur, um die Fotos der diversen Benefizgalas nach bekannten Gesichtern
abzusuchen. Wozu sollte sich eine internationale Jetsetterin wie sie auch mit
dem Weltgeschehen auseinandersetzen? Sie war das
Weltgeschehen.
    Blair liebte
spontane Reisen, aber ihr Besuch in London war Lord Marcus' Einfall gewesen. Zu
ihrem Schulab- schluss hatte er ihr, neben einem Paar absurd extravaganter
Bulgari-Ohrringe, ein Flugticket nach London geschenkt. Blair hatte sich
ausgemalt, wie sie während des englischen Dauerregens wochenlang in seinem
riesigen Schloss kettenvögeln (das sexuelle Äquivalent zum ketten- rauchen) und
nur dann und wann eine kleine Verschnaufpause einlegen würden, um an einer
über dem offenen Feuer gerösteten Lammhaxe zu knabbern oder sich an irgendeinem
anderen mittelalterlichen Snack zu laben, der aus der primitiven, aber
wohlgefüllten Schlossküche angeliefert werden würde. Leider machte Marcus den
Sommer über ein Praktikum in der Firma seines Vaters und hatte dort so
unglaublich viel zu tun, dass die Zeit bisher lediglich für ein paar hastige
Treffen zum Mittagessen und flüchtige Küsse gereicht hatte.
    Blair ließ die
Zeitung ungeöffnet zu Boden fallen und suchte im Zeitschriftenstapel auf dem
Nachttisch nach der englischen Vogue - sie hatte sich
sämtliche wichtigen englischen Modemagazine besorgt, um sich darüber zu informieren,
was sie kaufen und wo sie es kaufen musste als ihr scheckkartendünnes
Vertu-Handy plötzlich zart bimmelte. Es gab nur einen einzigen Menschen, der
ihre neue Londoner Nummer kannte.
    »Hallo?«, hauchte
sie so sexy, wie sie es mit einem Mund voller Rühreipampe hinbekam.
    »Hallo, Darling«,
erklang Lord Marcus Beaton-Rhodes' charmanter britischer Bariton. »Ich komme
gleich vorbei. Ich wollte nur sichergehen, dass du schon wach bist, Liebes.«
    »Ich bin wach,
ja! Ich bin total wach!« Blairs Stimme schnappte vor Begeisterung geradezu
über. Sie hatte die letzten beiden Nächte allein verbracht und fühlte sich sexuell
so ausgehungert, dass sie kurz vor dem Kollaps stand. Ihr war schleierhaft, wie
sie es überhaupt so lange ausgehalten hatten. Hieß das, dass sie sich auf ein
kleines morgendliches Schäferstündchen sans dessous freuen durfte?
    »Grandios«,
freute sich Lord Marcus auf seine reizend zurückhaltende britische Art. »Dann
bis gleich. Ich bringe eine Überraschung mit.«
    Eine
Überraschung! Blair durchrieselte ein wohliger Schauer, als sie ihr Handy
zuklappte. Das war genau der Weckruf, den sie gebraucht hatte. Sie sprang aus
dem Bett, hastete ins Badezimmer und entledigte sich im Gehen des seidenen
Slips, in dem sie geschlafen hatte. Brachte er Rosen und Kaviar mit? Gekühlten
Champagner und Austern? Na gut, dafür war es vielleicht noch ein bisschen früh,
aber sein letztes Geschenk waren die bezaubernden Ohrringe mit den daran
baumelnden goldenen Bs gewesen, weshalb sie nicht daran zweifelte, dass es
etwas ganz Exquisites sein würde. Vielleicht ein ähnlich überwältigendes Symbol
seiner unsterblichen Liebe? Ihre Freundinnen in New York waren alle so
krankhaft neidisch auf ihren perfekten englischen Freund, dass sie das Gerücht
in die Welt gesetzt hatten, Marcus sei bereits mit einer anderen verlobt. Es
gab nur eine Möglichkeit, diese hässliche Lüge ein für alle Mal aus der Welt zu
schaffen: indem sie bei ihrer Rückkehr nach New York seinen Ring am Finger
trug. Vorzugsweise natürlich einen lupenreinen Vierkaräter im Smaragdschliff,
aber ein antiker Brillantring aus der Familienschmuckschatulle würde es zur Not
auch tun.
    Hach, wie
bescheiden.
    Ursprünglich
hatte Lord Marcus sie eingeladen, den Sommer im Stadthaus seines Vaters in
Knightsbridge zu verbringen, aber als er sie in einem chauffeurgesteuerten
cremefarbenen Bentley am Flughafen in Heathrow abgeholt hatte, waren sie
überraschenderweise nicht zu ihm, sondern ins Claridge's gefahren. »Zu Hause
wäre einfach nicht genug Platz, Darling«, hatte Marcus ihr mit heißem Atem ins
Ohr gewispert, und jedes Härchen an ihrem Körper hatte sich erwartungsvoll aufgerichtet,
als der Concierge am Empfang ihr den Kartenschlüssel zu ihrer Suite reichte.
»Außerdem sind wir hier völlig ungestört.«
    Dagegen war nun
wirklich nichts einzuwenden.
    Blair wusste
nicht genau, womit Lord Marcus' Vater sein Geld verdiente, es hatte
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