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Träum weiter, Liebling

Träum weiter, Liebling

Titel: Träum weiter, Liebling
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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gewesen sein mussten, doch war die Farbe über die Jahre zu einem unscheinbaren Graublau verblasst. Ein rostiges Klettergerüst, der Rahmen einer Schaukel, ein kaputtes Karussell und eine Betonschildkröte vervollständigten die erbärmliche Ansammlung.
    »Geh auf den Spielplatz spielen, während ich mit dem Mann rede, Edward. Ich bleib nicht lange.«
    Seine Augen flehten sie stumm an, ihn nicht allein zu lassen. Sie lächelte und gestikulierte in Richtung Spielplatz.
    Andere Kinder mochten lauthals protestieren, wenn sie nicht ihren Willen bekamen, doch Edward hatte seinen natürlichen Widerspruchsgeist in den letzten paar Jahren Stück um Stück verloren. Er rieb mit den Zähnen über seine Unterlippe und ließ den Kopf hängen, ein Anblick, der ihr das Herz bluten ließ, so dass sie es nicht fertigbrachte, ihn fortzuschicken.
    »Also gut, dann komm eben mit und setz dich vor die Tür.«
    Seine kleine Hand umkrallte die ihre, als sie ihn auf den Betonbau zuzog. Sie spürte, wie ihr der Staub in die Lunge drang. Die Sonne brannte heiß auf ihren Kopf, und die Musik dröhnte in ihren Ohren.
    An der Tür angekommen, ließ sie Edwards Hand los und beugte sich zu ihm hinunter, damit er sie über das schrille Kreischen der Elektrogitarren und das Scheppern des Schlagzeugs hören konnte. »Bleib hier, Bärchen.«
    Er krallte sich an den Rock ihres Kleides. Mit einem beruhigenden Lächeln löste sie sanft seine Finger und trat in das Gebäude.
    Die Snackbar mit den Automaten schien neu zu sein, doch an den schmutzigen Betonwänden hingen noch immer uralte Filmplakate und Flugzettel. Auf der neuen, schneeweißen Anrichte der Bar lag eine Sonnenbrille mit verspiegelten Gläsern, daneben eine noch ungeöffnete Tüte Kartoffelchips sowie ein in Frischhaltefolie gepacktes Sandwich und ein Radio, das die ohrenbetäubende Musik ausspuckte wie Gas, das in eine Todeszelle geleitet wird.
    Der Inhaber des Autokinos stand auf einer Klappleiter und war gerade dabei, die Abdeckung einer Neonröhre an der Decke zu befestigen. Er wandte ihr den Rücken zu, was ihr die Gelegenheit gab, dieses neuerliche Hindernis zu begutachten, das ihr vom Leben in den Weg gestellt worden war..
    Sie erblickte ein Paar farbbespritzter brauner Arbeitsschuhe und abgewetzte Jeans, in denen lange muskulöse Beine steckten. Die Hüften des Mannes waren schmal, und seine Rückenmuskeln spannten sich unter seinem Hemd, als er den Röhrenschirm mit der einen Hand an die Decke drückte und ihn mit dem Schraubenzieher in der anderen Hand festschraubte. Seine hochgerollten Hemdsärmel enthüllten tiefgebräunte Unterarme und kräftige Handgelenke sowie große Hände mit überraschend langen, eleganten Fingern. Sein ein wenig ungleich geschnittenes, dunkelbraunes Haar reichte über den Kragen seines Hemds. Es war glatt und wies ein paar graue Fäden auf, obwohl der Mann nicht älter als Anfang bis Mitte Dreißig zu sein schien.
    Sie schritt zum Radio und drehte die Lautstärke herunter. Ein Mensch mit weniger starkem Nervenkostüm hätte vielleicht vor Schreck den Schraubenzieher fallen lassen oder einen Überraschungslaut von sich gegeben, doch dieser Mann tat keines von beidem. Er wandte einfach nur den Kopf herum und starrte sie an.
    Sie blickte in ein Paar silbergrauer Augen und wünschte, er hätte die Sonnenbrille nicht abgesetzt. In seinen Augen war keine Spur von Leben. Sie waren hart und leer. Selbst jetzt, wo ihr das Wasser bis zum Hals stand, wollte sie nicht glauben, dass ihre Augen genauso aussahen - vollkommen gefühllos, bar jeder Hoffnung.
    »Was wollen Sie?«
    Beim Klang dieser flachen, emotionslosen Stimme lief ihr ein Schauder über den Rücken, doch sie zwang sich zu einem sorglosen Lächeln. »Freut mich auch, Sie kennenzulernen. Ich bin Rachel Stone. Der Fünfjährige, den Sie terrorisiert haben, ist mein Sohn Edward, und der Hase, den er mit sich rumschleppt, heißt Pferdchen. Nicht fragen.«
    Falls sie gehofft hatte, ihm ein Lächeln zu entlocken, wurde sie enttäuscht. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass dieser harte Mund jemals lächelte. »Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, dass Sie sich von meinem Grundstück fernhalten sollen.«
    Alles an ihm irritierte sie, was sie jedoch tapfer hinter einem unschuldigen Gesichtsausdruck zu verbergen wusste. »Tatsächlich? Muss mir wohl entfallen sein.«
    »Hören Sie, Lady -«
    »Rachel. Oder Mrs. Stone, falls Ihnen Formalität lieber ist. Nun, wie es der Zufall will, ist heute Ihr Glückstag,
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