Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen
Autoren: Mathilda Grace
Vom Netzwerk:
seine Wohnung ließ, wusste Kilian plötzlich, was ihn schon den gesamten Abend über im Hintergrund lauernd irgendwie gestört hatte. So nett seine heutige Eroberung auch war und so gut er auch aussah, die erotischen Drucke an den Wänden, die schwarzen Möbel in der Wohnung und der auf einmal fester werdende Griff um sein Handgelenk verrieten Kilian, dass ihr gemeinsamer Abend und vor allem ihre Bekanntschaft hier und für immer zu Ende war. Matt war ein Spieler. Ein harter Spieler. Und das hieß für ihn: Finger weg. Kilian war beileibe kein Kostverächter und hatte schon einige Dinge ausprobiert, von denen er Colin besser nichts erzählte, aber Matt wollte eindeutig zuviel.
    „Die Antwort ist 'Nein'“, sagte Kilian und blieb stehen.
    „Ich habe doch noch gar nicht gefragt.“
    „Das musst du auch nicht“, konterte Kilian ruhig und verspannte sich, als Matt ihm über den Rücken strich. „Kein Interesse.“
    „Ach, komm schon. Ist doch nur Spaß. Wir kommen beide auf unsere Kosten.“
    „Das glaube ich dir sogar.“ Kilian sah über seine Schulter. „Aber ich sagte 'Nein', Matt, und das meinte ich auch so. Und jetzt lass mich auf der Stelle los.“
    Matt studierte einen Moment sein Gesicht, dann nickte er und gab ihn frei, um anschließend von der noch offenstehenden Wohnungstür zurückzutreten. „Schade. Es hätte dir gefallen, Kilian.“
    Kilian schüttelte den Kopf. „Ich bin kein Spieler und vor allem bin ich kein Spielzeug. Für niemanden. Leb' wohl, Matt.“
    Er wollte keine Zweifel aufkommen lassen, dass ihre Bekanntschaft damit beendet war, und Matt verstand ihn, denn er sagte kein Wort mehr, schloss nur schweigend hinter ihm die Tür, als Kilian in den Flur getreten war. Er ging zurück zum Fahrstuhl und lehnte sich in selbigem gegen die Wand, um erstmal tief Luft zu holen. Das hätte schief gehen können, den rein körperlich war Matt ihm überlegen gewesen. Aber Adrians und Davids Tipps in Sachen Spielen und deren Ablehnung waren wie immer Gold wert.
    Kilian zitterten trotzdem die Hände, als er sich vor dem Haus ein Taxi nahm, fest entschlossen sich für die nächsten Wochen lieber von Clubs fernzuhalten. Mikael hatte Recht. Er brauchte unbedingt einen Tapetenwechsel oder zumindest einige Tage Abstand von allem, was in letzter Zeit passiert war. Das Erlebnis eben sprach Bände, denn normalerweise erkannte er einen Spieler schon auf eine Meile Entfernung. Auch wenn Kilian wieder zeichnete und es ihm allgemein gutging, der Gedanke an Alex ließ ihn einfach nicht los. Und sein Telefonat mit Adrian heute hatte mit Sicherheit dazu beigetragen, dass er vorhin bei Matt nicht auf die Zeichen geachtet hatte.
    Kilian bat den Taxifahrer auf ihn zu warten, als der vor seinem Haus hielt, und rannte nach drinnen, um das Nötigste für ein paar Tage einzupacken und zu seinen Vätern zu fahren. Vielleicht hatten Mikael und Colin einen Rat für ihn, wie er die Geschichte mit Alex aus seinem Kopf bekam. Den Vorfall mit Matt würde er allerdings in Colins Anwesenheit besser nicht erwähnen. Sein Vater reagierte auf solche Vorfälle nicht sehr gut, seit er mit Anfang zwanzig nur mit Mühe und Not einer Vergewaltigung entgangen war. Kilian wollte die Erinnerungen daran bei Colin nicht wecken, und außerdem war ihm ja nichts weiter passiert.

    „Kilian? Bist du das?“
    Soviel dazu, dass er sich unbemerkt ins Haus schleichen konnte. Wie machte Colin das nur immer? Manchmal hatte er das Gefühl, sein Vater hörte selbst Flöhe husten. Zumindest hatte Mikael es früher immer so kommentiert, wenn er nachts nach Partys, die etwas länger geworden waren als erlaubt, durch den Flur in sein Zimmer gewollt und Colin ihn regelmäßig dabei erwischt hatte.
    „Ja, ich bin's. Schlaft weiter.“
    „Bleibst du länger?“
    Kilian grinste. Die Frage war perfekt, um Colin zu ärgern. „Kommt darauf an.“
    „Worauf?“
    „Colin, wie alt musst du eigentlich werden, um nicht mehr darauf reinzufallen?“
    „Dad!“, empörte er sich, worauf Mikael loslachte und kurz darauf ging im Flur das Licht an, und er stand seinen Vätern gegenüber, die ihn frech angrinsten. „Ihr seid unmöglich“, grollte Kilian und kämpfte gleichzeitig gegen den Drang, die Beiden zu umarmen. Aber so wie er nach Rauch stank, musste das wirklich nicht sein. „Kann ich schnell duschen? Ich wollte euch nicht wecken.“
    „Natürlich, das weißt du doch.“ Colin betrachtete ihn einmal vom Kopf bis zu den Füßen und schien zufrieden. „Schlaf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher