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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
Autoren: Mark T. Sullivan
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warf er hin. »Sie hat einen Doktortitel in Raumpflege, kann also mit Leichtigkeit eine der seltensten und gefährlichsten Viruserkrankungen der Welt diagnostizieren.«
    »Nicht so voreilig, Doc«, widersprach Missy und wedelte mit dem Notizblock. »Sie sagt, sie hat als Schwesternhelferin in einem Krankenhaus in Nairobi gearbeitet und dort Ebola-Leichen gesehen.«
    Selbst der unförmige Polizeiregenmantel konnte die athletische Figur von Missy Pan nicht kaschieren. Auf dem College war sie Mittelfeldspielerin in der zweiten Hockey-Nationalmannschaft gewesen. Sie hat die kräftigsten Beine und die breitesten Schultern, die ich je an einer Frau gesehen habe. Ihre Versuche, ihre Gestalt ein wenig weicher erscheinen zu lassen, sind zum Scheitern verurteilt – von ihrer Statur geht einfach der Eindruck geballter Kraft aus. In ihr steckt ein Drache, habe ich oft gedacht, der über wilde Entschlossenheit, ein ansteckendes Lachen und die Fähigkeit verfügt, vierundzwanzig Stunden durchzuarbeiten, ohne auch nur einmal zu gähnen. Wirklich kein einziges Mal.
    »Wir werden das schon noch herausfinden, danke schön, Detective«, grummelte Solomon in ihre Richtung.
    »Hat jemand eine Ahnung, woran Cook in dieser Biotechnologie-Firma gearbeitet hat? Vielleicht an irgendeinem Virus, über das wir besser Bescheid wissen sollten?«
    »Ich kümmere mich drum«, versprach Missy und ging zu ihrem Wagen.
    Rikko sah ihr durch den Regen nach und ließ seinen Blick dann zu dem gelben Absperrband am Treppenaufgang zu Gebäude Nummer 5 schweifen. »Glaubst du, man kann sich irgendwie mit Ebola das Leben nehmen?«
    »Schätze, das kommt alle Tage vor«, erwiderte ich. »In Mombasa.«

4
    »Ein kleiner Schritt für Moynihan«, sagte ich und stieß die Wohnungstür auf, die nach Mary Aboubacars Flucht immer noch einen Spalt offen stand.
    »Ein großer Sprung für Amerikas beste Polizeitruppe«, gluckste Dr.Solomon mit schaurig rauschender Stimme durch die Funkübertragung. Wir waren beide mit Kameras ausgerüstet, ich mit einer Polaroid, er mit einer Nikon.
    Bei der Besichtigung eines Leichenfundorts hätten Solomon und ich normalerweise gleich ein Team vom Erkennungsdienst mitgenommen. In diesem nun wirklich ungewöhnlichen Fall wollten wir die erste Inaugenscheinnahme aber allein durchführen, um abschätzen zu können, ob weitere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden mussten. Schließlich konnte Cook ja tatsächlich an Ebola gestorben sein. An der Tür zum Schlafzimmer blieb ich stehen. Durch das offene Fenster wurde der Regen durch das ganze Zimmer geweht. Der Teppich war bereits voll gesogen, der Spiegel an der gegenüberliegenden Wand mit Tröpfchen besprüht. Der Tote lag auf dem Bett.
    »Allmächtiger«, entfuhr es mir.
    In meiner Zeit bei der Polizei hatte ich schon so einiges zu Gesicht bekommen: Stark verweste Tote, Wasserleichen, die fürchterlichsten Schussverletzungen und Mordopfer, die regelrecht hingemetzelt worden waren. Aber so etwas hatte ich noch nicht gesehen. Mir wurde schwindlig, und mir wurde flau im Magen, wie damals mit zehn Jahren bei meiner ersten Achterbahnfahrt.
    »Allmächtiger kann man hier wohl sagen«, sagte Solomon. »Fotografieren wir ihn erst einmal in situ , bevor wir reingehen.«
    Ich nickte, schluckte und wappnete mich mit der Gefühllosigkeit, die mein Beruf verlangt. Dann knipste ich das schwache Deckenlicht über dem Bett an und fummelte mit der Polaroid herum. Ich nudelte zehn Bilder durch, Solomon schoss unterdessen mit seiner Nikon.
    »Schreckliches Licht, wie üblich, aber das sollte reichen«, sagte ich und wies zum Fenster. »Ich mach das mal zu.«
    »Pass bloß auf, dass du dir nicht irgendwo den Anzug aufschlitzt«, warnte mich Solomon. »Nach neuesten Untersuchungen wird Ebola nicht auf dem Luftweg übertragen. Aber wir gehen lieber kein Risiko ein.«
    »Keine Angst, Doc, ich mach hier keine Turnübungen.«
    Die Plastikhüllen, die ich über meinen Sneakern trug, knisterten auf dem cremefarbenen Teppich. Ich passierte einen Kleiderschrank aus Kiefernholz sowie einen blauen Koffer mit dazu passender Laptoptasche, bevor ich vorsichtig durch die Wasserpfütze auf das doppelflüglige Fenster zutrat, um es zu schließen. Ich wandte mich um und blickte auf eine nasse, niedrige Kiefernkommode unter einem wasserblinden, tropfenden Spiegel. Darauf lagen eine Toilettentasche für Herren und deren teilweise verstreuter und regennasser Inhalt: Rasierschaum, Haarwasser, Deo, Männerparfüm Southern Nights
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