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Touchdown

Titel: Touchdown
Autoren: John Grisham
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Missgeschicke und Pleiten in der Geschichte des Sports. Da war Bill Buckners fataler Fehlgriff während der Baseball World Series 1986, Jackie Smiths fallen gelassener Touchdown-Pass im dreizehnten Super Bowl und so weiter und so fort. All dies aber, so rief, ja schrie Cray seinen Lesern zu, waren lediglich Einzelaktionen gewesen.
    Mr. Dockery dagegen schaffte drei - sage und schreibe drei! - verheerende Pässe in nur elf Minuten.
    Daher sei Rick Dockery ganz klar der unumstritten größte Esel in der Geschichte des Profi-Sports. Das Urteil war eindeutig, und wer daran etwas auszusetzen habe, solle sich bei Cray melden.
    Rick warf die Zeitung gegen die Wand und rief nach neuen Tabletten. Im Dunkeln, allein, bei geschlossener Tür, wartete er darauf, dass das Medikament seine wundersame Wirkung entfaltete, ihn in Bewusstlosigkeit fallen ließ und dann hoffentlich für immer fortholte.
    Er sank tief ins Bett zurück, zog sich die Decke über den Kopf und fing an zu weinen.
2. Kapitel
    Es schneite, und Arnie hatte die Nase voll von Cleveland. Er war am Flughafen, wartete auf einen Flug nach Las Vegas, seinem Zuhause, und verkürzte sich die Wartezeit, indem er wider besseres Wissen einen eher untergeordneten Vizepräsidenten der Arizona Cardinals anrief.
    Rick Dockery nicht mitgezählt, vertrat Arnie momentan sieben Spieler in der NFL und vier in Kanada. Er war, wie er sich mitunter gezwungen sah einzugestehen, ein Agent der mittleren Preisklasse, doch natürlich stand ihm der Sinn nach Höherem. Telefongespräche für Rick Dockery zu führen war seinen Ambitionen nicht unbedingt förderlich. Zwar war Rick zu diesem trostlosen Zeitpunkt vermutlich der Spieler im Land, über den am meisten geredet wurde, doch es war eben nicht das Gerede, das Arnie gebrauchen konnte. Der Vizepräsident war höflich, aber kurz angebunden und konnte es gar nicht erwarten, den Hörer wieder aufzulegen.
    Arnie ging zu einer Bar, holte sich etwas zu trinken und suchte sich einen Platz weit weg von allen Fernsehapparaten, denn das einzige Thema, das Cleveland nach wie vor in Atem hielt, waren die drei Interceptions gegen einen Quarterback, von dem niemand gewusst hatte, dass er überhaupt zum Team gehörte. Die Browns waren mit einer eher schwankenden Offense, aber einer knallharten Defense durch die Saison gezogen, einer Defense, die alle Rekorde brach, weil sie so wenig Raumgewinn und Punkte für den Gegner zuließ. Sie verloren nur ein Spiel, und mit jedem Sieg wuchs die Begeisterung der seit Langem nach dem Super Bowl hungernden Stadt für ihre einstmals liebenswerten Verlierer. Plötzlich, innerhalb einer kurzen Spielzeit, waren die Browns keine Verlierer mehr, sondern Schlächter. Hätten sie das Spiel am Sonntag gewonnen, wären die Minnesota Vikings der Gegner im Super Bowl gewesen, ein Team, das sie erst im November vernichtend geschlagen hatten.
    Die ganze Stadt hatte bereits den süßen Geschmack der Meisterschaft auf der Zunge. Aber dann war alles in elf schrecklichen Minuten zunichte.
    Arnie bestellte noch einen Drink. Zwei Geschäftsleute am Tisch nebenan gaben sich die Kante und feierten den Untergang der Browns. Sie kamen aus Detroit. Die heißeste Story des Tages war die Entlassung von Clyde Wacker, dem geschäftsführenden Direktor, der noch am letzten Samstag als Genie gefeiert worden war, nun aber den perfekten Sündenbock abgab. Irgendjemand musste gefeuert werden, und Rick Dockery reichte nicht. Als sich schließlich herausstellte, dass es Wacker war, der Dockery im letzten Oktober als einen anderswo auf die Verkaufsliste gesetzten Spieler verpflichtet hatte, entließ ihn der Eigentümer. Es war eine öffentliche Hinrichtung - große Pressekonferenz, jede Menge Stirnrunzeln und die Versicherung, man werde in Zukunft ein strengeres Regiment führen etc. Die Browns würden wiederkommen!
    Arnie hatte Rick während dessen Abschlussjahr in Iowa kennengelernt, am Ende einer Saison, die vielversprechend begonnen hatte, dann aber vergleichsweise kläglich in einem drittklassigen Bowl Game versandete. In den letzten beiden Spielzeiten seiner College-Zeit war Rick Stammquarterback und er schien der richtige Mann zu sein für eine offene, flexible Form des Angriffsspiels, wie man es im College-Football so selten sieht. Mitunter war er brillant - konnte die Verteidigungsformationen lesen, improvisierte kaltblütig, warf den Ball mit unglaublicher Geschwindigkeit. Sein Wurfarm war erstaunlich, zweifellos der beste von allen Spielern,
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