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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen
Autoren: John Ball
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um...«
    Linda öffnete den Mund und holte rasch Atem. »Damit niemand ihn erkennen sollte!«
    »Wir können ihn zwar identifizieren, doch das wird Zeit brauchen, kostbare Zeit.«
    »Darf ich was fragen?«
    »Bitte.«
    »Wenn es dem Mörder darauf ankam, die Identifizierung hinauszuschieben, vielleicht sogar unmöglich zu machen, warum hat er dann den Toten hierhergebracht, wo wir ihn doch unweigerlich finden mußten? Ganz in der Nähe bietet sich hundertfach die Möglichkeit, einen Menschen für immer verschwinden zu lassen.
    Er hätte ihn nur irgendwo einen Abhang hinunterzuwerfen brauchen. Wahrscheinlich hätte man die Leiche wochenlang nicht gefunden. Die Straßen durch die Canons führen teilweise durch ganz wildes Gebiet.«
    Tibbs starrte seine verschränkten Finger an und blickte ihr dann ins Gesicht. »Jetzt kommen Sie dem springenden Punkt schon näher. Im Augenblick weiß ich keine Antwort auf Ihre Frage. Doch ich weiß, daß dies der Kernpunkt des Problems ist.«

4

    Offensichtlich verwirrt und besorgt trat Forrest Nunn aus dem Wäldchen. Als er sich dem Schwimmbecken näherte und Tibbs zu Gesicht bekam, verriet seine Miene eine Spur Überraschung. »Sind Sie Mr. Tibbs?« fragte er.
    »Ja.« Der schwarze Kriminalbeamte streckte die Hand aus. Es war keine aufdringliche Geste. Sie war ruhig und sicher. Forrest nahm die dargebotene Hand.
    »Tut mir leid, daß ich nicht eher kommen konnte. Ich habe telefoniert«, erklärte er. »Die Zeitung rief an. Wir sind mit einigen Leuten von der Redaktion recht gut befreundet, und ich konnte sie nicht einfach abblitzen lassen.«
    Er wandte sich an seine Tochter. »Linda, ich fürchte, du bist hier im Weg. Ich vielleicht auch?« Er sah Tibbs fragend an.
    »Sie sind wohl Mr. Nunn?« meinte Tibbs. »Und diese junge Dame ist Ihre Tochter, nicht wahr? Wir haben uns gerade über den Fall unterhalten.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Forrest. Er stellte sich und Linda vor und schickte sie dann zurück ins Haus. »Hoffentlich ist sie Ihnen nicht lästig gefallen«, bemerkte er. »Sie ist in dem Alter, in dem man alles ganz genau wissen will, und betrachtet sich als ganz und gar erwachsen.«
    Tibbs machte eine beschwichtigende Geste. »Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich mich hier eine Weile umsehen und Ihnen dann gern einige Fragen stellen.«
    »Lassen Sie sich nur Zeit«, erwiderte Forrest. »Ich werde alle anderen solange von hier fernhalten. Wenn Sie fertig sind, können Sie zu uns ins Haus kommen.«
    Tibbs stimmte zu.
    Fast anderthalb Stunden dauerte seine eingehende Untersuchung des Fundorts der Leiche. Als er schließlich zu dem Stuhl zurückkehrte, wo er sein Jackett und seine Krawatte abgelegt hatte, lief ihm ein kleines sonnengebräuntes Mädchen entgegen.
    »Sie sind Mr. Tibbs«, stellte die Kleine fest. »Und wer bin ich?«
    »Du bist ein kleines Plappermaul«, versetzte Tibbs.
    »Nein, ich bin Carole. Ich soll Ihnen etwas von Papa aus- richten. Mr. Addis hat angerufen.«
    »Polizeichef Addis?« fragte Tibbs rasch.
    »Nein, er selbst nicht.« Sie blickte auf einen Zettel in ihrer Hand. »Es war ein Mr. Harnois. Kennen Sie ihn?«
    »Larry Harnois? Natürlich. Er ist bei der Polizei von Pasadena. Genau wie ich. Was wollte Mr. Harnois?«
    Carole holte tief Atem und kostete den Moment ihrer Wichtigkeit voll aus. »Er sagte, wir sollen Ihnen ausrichten, Polizeichef Addis will, daß Sie den Leuten hier rauskriegen helfen, wer den Mann in unserem Schwimmbecken umgebracht hat. Wo ist er denn?« Sie sah sich rasch um.
    »Der Krankenwagen hat ihn fortgebracht«, antwortete Tibbs.
    »Oh«. Carole war enttäuscht.
    Tibbs legte seinen Schlips um.
    »Warum tun Sie das?« wollte Carole wissen.
    »Damit ich ordentlich aussehe«, erwiderte Tibbs.
    »Vorher haben Sie mir besser gefallen.«
    Er lachte. »Ist Linda deine Schwester?« fragte er.
    »Ja.«
    »Hast du sonst noch Schwestern?«
    »Nein.«
    »Ein Glück«, stellte Tibbs ein wenig grimmig fest.
    Carole sah ihn forschend an. »Aber unsere Mami ist sehr nett«, erklärte sie entgegenkommend.
    »Das glaube ich. Jetzt muß ich mit deinem Vater sprechen. Zeigst du mir den Weg?«
    Emily Nunn hatte sich ein gelbes ärmelloses Kleid übergezogen, als sie vermutete, daß den ganzen Tag lang ein ständiges Kommen und Gehen herrschen würde. Immer wenn Gäste zu erwarten waren, die keiner Nudistenvereinigung angehörten, zog sie sich an. Erschienen sie allerdings unerwartet, so vertrat sie die Ansicht, es sei die Aufgabe der Gäste,
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