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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht
Autoren: Faber Dietrich
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«Nein»sagen ist das so eine Sache. Ich verdiene schließlich auch mehr, und das Geld ist in den Handyverträgen meiner Tochter gut angelegt.
    «Ja klar, ein bisschen was wissen wir schon», fasele ich. «Wir könnten auch weniger wissen, aber eigentlich auch … mehr.»
    Ich höre mich sprechen, aber mein Gehirn weiß nicht, was es sagt. Ich habe andere Sorgen, denke ich, dieser Tote interessiert mich einen Scheißdreck. Mühsam finde ich den Faden wieder, den ich noch gar nicht hatte. «Okay, Teichner, dann trag doch mal zusammen, was wir schon alles wissen.» Teichner erhebt sich, sein Auftritt. Er schmiert sich das für sein Alter recht schüttere Haar mit den Fingerspitzen nach hinten, holt bedeutsam Luft und legt los:
    «All right, also, unser Opferlein ist ein gewisser Klaus Drossmann. Er ist durch einen harten Schlag auf die Schläfe getötet worden. Zeitpunkt zwischen 16 und 17 Uhr. Also gegen Ende des närrischen Bandwurms.»
    Teichner hält inne und blickt erwartungsfroh in die Runde. Seine Augen verschwinden zwischen den üppig aufgedunsenen Wangen und seiner speckig verschwitzten Stirn. Offenbar wartet er auf einen Lacher. Aber weder Markus Meirich noch ich lassen uns zu einem Höflichkeitsschmunzler hinreißen.
    «Also Lindwurm, natürlich, nicht Bandwurm, ne … hehe, nicht närrischer Bandwurm …», erklärt er seinen Nichtwitz.
    «Ja, Herrgott, schildere jetzt doch bitte sachlich die Lage, verdammt nochmal!», platzt es aus Markus Meirich heraus, und ich danke ihm stumm dafür.
    Teichner fährt beleidigt fort: «O.k., o.k., nur die Ruhe … Also, Todeszeitpunkt zwischen 16 und 17 Uhr. Das Opfer hat alle Papiere bei sich gehabt. Daher wissen wir, dass Klaus Drossmann 61 Jahre alt wurde und in Mannheim lebte. Wir, also eher meine Wenigkeit hat recherchiert, dass Drossmann bis 1989 mit seiner Familie in Schotten gelebt hat. Seine Frau ist vor sechs Jahren gestorben.»
    Teichner blickt in die Runde, aber niemand applaudiert.
    «Dann hat meinereiner auch noch herausgedröselt, dass Drossmann einen Sohn hat.»
    Wieder macht er eine Pause und scheint erneut begeisterte Ovationen zu erwarten.
    «Der Sohn heißt Frank Drossmann, ist 34 Jahre alt, wohnt alleinstehend in Gießen und arbeitet dort beim Finanzamt.»
    «Ist er schon informiert?», frage ich.
    «Für solch hohe Aufgaben wie Angehörige verständigen ist doch ein Herr Teichner nicht vorgesehen. Das machen doch hier andere Leute …»
    «Ich habe Frank Drossmann vorhin erst erreicht», schaltet sich Markus Meirich ein. «Ich fahre nachher hin. Willst du mit?»
    Markus hat mich gemeint, doch Teichner antwortet: «Ja, klar.»
    «Ach, du, äh, Teichner, es wäre besser, wenn du hier im Büro die Stellung hältst», komme ich Markus zu Hilfe. Zu Markus sage ich: «Markus, mach das ruhig alleine. Ich werde in der Zeit … na ja, es liegt ja noch so einiges andere an.»
    Mit Berlusconi Gassi gehen, das liegt an, denke ich, während die Sitzung mit einer etwas zu langen Stille ihren Abschluss findet.
     
    Warum in aller Welt muss Berlusconi immer Passantinnen im Schritt schnüffeln?, denke ich, nachdem ich von meinem Hundespaziergang heimgekehrt bin. Er ist einfach schlecht zu erziehen. Vielmehr ist er schlecht erzogen, na ja, eigentlich ist er gar nicht erzogen. Ist bei Mischlingen aus Osteuropa auch nicht immer leicht. Berlusconi ist einfach so, ein Hund mit Charakter. Wenn er «Sitz» machen soll, gibt er Pfötchen. Wenn er laufen soll, macht er «Platz», und wenn er Platz machen soll, furzt er.

[zur Inhaltsübersicht]
    6. KAPITEL
    E s wird Zeit, mit Markus zu sprechen. Ich will ihm ehrlich meine Lage schildern. Er muss wissen, warum es auf ihn nun noch mehr ankommt als ohnehin schon. Ich rufe ihn an, während Melina in ihrem Zimmer zu laut Rihanna oder so hört.
    «Markus», sage ich, «ich muss mal mit dir reden.»
    «Das trifft sich gut», antwortet er, «ich mit dir auch.»
    Jetzt wird er sagen, dass er nun endgültig die Nase voll davon hat, andauernd meine Inkompetenz zu schultern, denke ich sofort.
    Markus Meirich ist ein Gewinnertyp. Er ist 36 Jahre alt, spielte bis vor fünf Jahren noch beim SC Moers in der Volleyball-Bundesliga, ehe er sich auf seine Polizeikarriere konzentrierte und nach Alsfeld zog. Markus hat eine attraktive, intelligente Frau, Nadja, und eine süße dreijährige Tochter. Ich blicke zu ihm ein wenig auf. Nicht nur wegen seiner zwei Meter vier Lebendgröße, sondern wegen seiner zielstrebigen inneren
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