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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung
Autoren: Arnold Kuesters
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verstehen, dass sie sich Sorgen macht. Wir können nur leider auch nicht mehr tun, als mit allen freien Kräften nach ihm suchen.« Frank nahm ihre Hand.
    »Er ist schon mehr als drei Tage weg.« In ihren Augen glitzerte es.
    »Lisa.« Frank fühlte sich hilflos.
    »Ich habe Angst um ihn.«
    »Heini ist ein alter Haudegen, den wirft so schnell nichts um. Du wirst sehen, ihm wird nichts passieren.«
    »Wie kannst du nur so denken? Heini ist vielleicht in Lebensgefahr, und du sagst, ihm wird schon nichts passieren.« Lisa zog ihre Hand weg.
    »Es gibt keinen Hinweis auf ein Verbrechen. Und die Verbindung zu Gilleßen ist nicht mehr als ein vager Hinweis. Wir haben die Morde aufzuklären, vergiss das bitte nicht. Unsere dünne Personaldecke erlaubt es nicht, mehr Leute auf die Straße zu bringen.«
    »Es kann doch nicht sein, dass ihr Jennes verdächtigt. Er ist ein so netter Mensch. Wenn ich mir vorstelle, dass er ein Mörder sein soll.« Lisa bekam Gänsehaut.
    »Wie sagt Ecki immer: Der Teufel ist ein Eichhörnchen.«
    »Dann überführt ihn endlich.«
    »Du redest schon wie Carolina. Aber uns fehlt noch das entscheidende Mosaiksteinchen.« Frank griff wieder nach Lisas Hand. »Ich bin so müde, Lisa.«
    Jasmin Köllges gähnte und rieb sich den Unterschenkel. Seit der Gips ab war, hatte sie ständig das Gefühl, sich kratzen zu müssen. Es würde Wochen brauchen, bis sie wieder genügend Muskelmasse an ihrem Bein aufgebaut hätte.
    Seit drei Stunden saß sie in ihrem Büro und arbeitete sich zum wiederholten Mal durch ihre Ermittlungsergebnisse. Sie steckte in einer Sackgasse. Dabei hatte sie das sichere Gefühl, der Lösung ganz nahe zu sein. Silvia und der Tote aus der Grube waren über die Busrouten eingeschleust worden. Da konnten Borsch und Eckers reden, wie sie wollten.
    Frank war ein eingebildeter Spinner, der ihr keine Chance geben wollte. Das hatte sie schon früh gespürt. Eckers war vielleicht ein bisschen zugänglicher. Aber auch er hatte bisher nichts getan, um ihre Arbeit zu unterstützen, geschweige denn sie zu würdigen. Borsch und Eckers waren eben eingebildete Machos. Jasmin gähnte erneut. Von dieser Art Kollegen gab es bei der Polizei in Mönchengladbach mehr als genug. Die Typen schotteten sich und ihre Arbeit ab. Da sollte nur ja keine Frau Erfolg haben. Anerkennung wollten sie ausschließlich für sich selbst.
    Je länger sie über die Ignoranz der beiden nachdachte, umso wütender wurde sie. Zumal sie auch in der Staatsanwältin keine Verbündete fand. Zu Beginn ihrer Ausbildung hatte sie noch die Hoffnung gehabt, dass die Juristin einen Blick für die Arbeit ihrer Geschlechtsgenossinnen hat. Aber Guttat hatte die Polizei als Spielplatz der männlichen Ermittler anerkannt und stellte das auch nicht in Zweifel. Jedenfalls hatte sie bislang noch nicht einmal erkennen lassen, dass es anders sein könnte.
    Jasmin schlug die Akte mit den Aussagen des Busfahrers zu. Der magenkranke Janowitz war doch keine große Hilfe. Er hatte zwar noch einige Busfahrer benannt, aber auch deren Aussagen waren vage geblieben. Und sie hatte keinen Hebel, um die Fassade des ganzen Gebäudes einreißen zu können. Das war einfach eine verschworene Gemeinschaft, die Züge eines Geheimbundes hatte.
    Die Polizeibeamtin warf die Akte zu den anderen, die unsortiert auf ihrem Schreibtisch lagen. Dann sah sie sich um, als könne sie von dem dürftigen Mobiliar ihres Arbeitsplatzes die nötige Inspiration erwarten. Aber da waren nur die vom Zigarettenqualm ihres Vorgängers gelben Bürowände. Kein Wandschmuck außer dem obligatorischen Kalender der GdP. Auf der Fensterbank standen zwei Pflanzen, die ihr Vorgänger ihr vererbt hatte und die sie tapfer pflegte, das einzig Lebendige in ihrer dienstlichen Umgebung. Aber statt Trost von ihnen zu bekommen, beschleunigten sie heute nur ihr Gefühl von Trostlosigkeit.
    »Hallo?« Rüdiger Bittner hatte leise an ihre Bürotür geklopft. »Darf ich?«
    »Klar«, antwortete Jasmin eine Spur zu fröhlich. Bittner versprach ein wenig Abwechslung. »Was gibt’s?«
    »So gute Laune sieht man selten.« Bittner setzte sich. Wie immer wirkte er, als wäre er gerade erst von einem Ausflug mit seiner Rockercrew ins Präsidium zurückgekehrt. »Ich habe den ganzen Tag mit Recherchen, Analysen und Telefonaten mit Dolmetschern, mies gelaunten Botschaftsmitarbeitern und ähnlich arbeitsscheuem Gesindel zugebracht. Da kommt dein Lächeln gerade richtig.«
    Meinte Bittner das ernst, oder wollte er
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