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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt
Autoren: Brian Hodge
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gewesen wäre, innehalten ließ und Erinnerungen heraufbeschwor.
    Die Luftkavallerie.
    Die Cajun achteten nicht weiter darauf und tranken in aller Seelenruhe weiter. Die Wände des Belisaire’s begannen zu vibrieren, als der Hubschrauber näher kam, und die Alligatorhäute flatterten, als der Staub zwischen den Ritzen hindurchdrang.
    Finch warf aus dem Augenwinkel einen Blick zu Dorcy hinüber und sah sein Unbehagen, seine Neugier und dass er etwas Unangenehmes kommen sah. Es war wohl besser, dies gleich zu unterwandern.
    »Wenn das die Verkehrsüberwachung ist, dann haben die sich aber ziemlich verflogen.« Finch lachte beruhigend. »Wollen wir mal nachsehen?«
    Dorcilus entspannte sich, und das war gut so. Sie standen auf, gingen hinüber zur Tür, und Finch wusste, dass ihnen alle Augen folgten. Als er die Tür aufriss, drang frischere Luft in die finstere Bar. Sie wanderten hinüber zu Finchs Chevy und sahen in die Richtung, aus der sich der Hubschrauber näherte.
    Er landete in einer Lichtung zwischen den beiden Häuserreihen des Bayou Rouge. Es war ein schlankes weißes Gefährt mit verspiegelten Fenstern, durch die man nicht hindurchsehen konnte und die in zwei Blautönen schimmerten, Himmelblau und Navy. Der Pilot stellte den Motor aus und die Rotoren wimmerten beim Langsamerwerden. Als sie schließlich ganz erstarben, stand er da auf seinem Landeplatz, 65 Meter entfernt, wie eine Art hochtechnologische Wespe.
    Das mit diesem Dorcilus war wirklich eine Schande. Er war ein netter Kerl. Finch musste ein leises Aufflattern seines Bewusstseins unterdrücken.
    Aus dem Inneren des Hubschraubers wurde eine Tür geöffnet, die weit aufschwang. Der erste Kerl war ein kräftiger Bursche in brauner Hose, einem blauen Hemd und mit einer verspiegelten Brille auf der Nase. Ein zweiter tauchte auf, dem ein Gewehr über der Schulter baumelte. Sie schienen ehrerbietig auf eine höhere Autorität zu warten …
    Und als diese erschien, war sie einen guten Kopf größer als die ersten beiden, dafür aber spindeldürr. Der Mann war komplett weiß: Anzug, Krawatte, Panamahut … und Haut. Den einzigen Farbfleck bildete das rote Hemd. Der Albino sah in ihre Richtung, und Finch dachte seltsamerweise, dass die blauen Augen in diesem Fall noch merkwürdiger wirkten als rote. Sein Name war Terrance Fletcher, aber manch einer nannte ihn auch Aal, was durchaus passte. Er war wahrscheinlich der schaurigste Kerl, der je auf Louisianas Erde weilte.
    Der Mann mit dem Gewehr schloss die Tür des Hubschraubers, und alle drei kamen bedächtig näher. Finch warf Dorcilus einen Blick zu, um zu sehen, wie es ihm ging. Der Haitianer hatte nicht bloß Angst, er war wie versteinert. Dorcy zeigte auf Aal, während sich langsam ein dunkler Fleck im Schritt seiner Hose breitmachte.
    »Djab Blanc«, murmelte Dorcilus mit zitternder Stimme. Dann erhob er sie zu einem grauenerregenden Schrei. »Djab Blanc!«
    Finch schlug ihn mit einem traurigen wissenden Blick und schüttelte dann bedauernd den Kopf. »Tut mir leid, Kumpel. Es ist nichts Persönliches.«
    Dorcilus sperrte den Mund auf wie einer der zahllosen Fische, die er an diesem Tag aus dem Wasser gezogen hatte, und allein der Gedanke an diese Erniedrigung sorgte schon dafür, dass sich Finch ein wenig besser fühlte. Dann bemerkte er, dass die Beine des Haitianers leicht zuckten.
    Er will abhauen …
    Finch stürzte sich auf ihn. Dorcilus wäre in diesem von Wasser umgebenen Kaff sowieso nicht weit gekommen, aber man wusste ja nie, vielleicht machte er bei den richtigen Leuten ein paar Punkte gut, wenn er Aal die Rennerei ersparte. Er stürzte los …
    Und verfehlte ihn.
    Finch taumelte gegen seinen Wagen, und seine Knie nutzten den ungünstigsten Augenblick überhaupt, um nachzugeben. Das Nächste, was er mitbekam, war, dass sich Dorcilus seinen fetten Fang vom Boden geschnappt hatte und nun mit beachtenswerter Begeisterung um sich schwang. Finch bekam den Fisch direkt ins Gesicht und in den Mund, dann knallte er spuckend auf den Boden. Er hasste Sushi.
    Seine Augen tränten, aber er konnte noch erkennen, dass die beiden Handlanger jetzt liefen. Sie beugten beim Rennen den Oberkörper nach vorn wie ehemalige Footballspieler, die ihrem einstigen Ruhm hinterherrannten. Hinter ihnen behielt Aal seine gemütliche Gangart bei, als stünde ihm alle Zeit der Welt zur Verfügung.
    Dorcilus war auf die nächste Baumreihe und das Dickicht aus Bayou-Unterholz zugaloppiert. Ein erstaunlicher Energieaufwand,
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