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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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Stammplatz. Schwiete wusste, dass er nur darauf wartete, auf sein Fehlverhalten angesprochen zu werden. Doch den Gefallen würde er ihm nicht erweisen. Jedenfalls nicht jetzt!
    Das Team hatte an verschiedenen Flipcharts alles gesammelt, was es bisher an Informationen über die Detonation des Hauses und die damit verbundenen Ereignisse und Personen gab.
    »Erstens: Wir haben die Leichenteile einer Frau gefunden. Das ist bis zum jetzigen Zeitpunkt die einzige Tote«, fasste Schwiete zusammen. »Zweitens: Die Ursache für die Explosion war wahrscheinlich eine zerbeulte Gasflasche, die mittlerweile sichergestellt wurde. Drittens, und das finde ich sehr ungewöhnlich: Das Einwohnermeldeamt hat niemanden registriert, der in dem Haus wohnte. Mittlerweile wurde eine Frau festgenommen. Laut dem Protokoll, das die Kollegen vom Streifendienst erstellt haben, hatte ein Polizist die Aufgabe, den Explosionsort abzusichern.«
    »Klar, das war Perreira, den habe ich selbst angewiesen!«, posaunte Kükenhöner los.
    Schwiete ignorierte ihn und fuhr fort: »Als der Kollege jemanden auf der Ruine herumklettern sah, hat er nicht etwa Kollegen zur Hilfe geholt, sondern ist auf eigene Faust in die Trümmer gestiegen, um die Person zu stellen. Die Frau war mit einer Gaspistole bewaffnet, von der sie auch Gebrauch gemacht hat. Nachdem sie unseren Kollegen ausgeschaltet hatte, ist sie geflüchtet. Als wir sie später festgenommen haben, behauptete sie, in dem Haus am Lohfeld ein Zimmer gemietet zu haben. Von unserem Kollegen habe sie sich bedroht gefühlt. Bei dem Hausbesitzer handelt es sich übrigens um einen gewissen Hatzfeld.«
    Kükenhöner stieß einen leisen Pfiff aus. »Werner Hatzfeld? Das ist doch einer der Schönen und Reichen hier in Paderborn. Außerdem ist der Typ mal mit mir in eine Klasse gegangen. Der war damals schon was Besseres. Den nehme ich mir vor, Horsti! Man trifft sich eben immer zweimal im Leben.«
    Kükenhöner grinste süffisant und malte sich in den schillerndsten Farben aus, wie er seinen Lieblingsfeind von einst ein bisschen peinigen könnte. Doch dann wurden seine Gedanken jäh unterbrochen.
    »Tut mir leid, Karl, aber da habe ich eine ganz andere Idee. Diesen Hatzfeld übernimmt Linda Klocke. Du hast heute schon einen Termin mit zwei älteren Herrschaften. Doch bevor du dich um diese netten Menschen kümmerst, haben wir beide noch ein ernstes Gespräch zu führen. Komm bitte gleich nach der Sitzung in mein Büro!«
    Das war zu viel für Kükenhöner. Was bildete sich dieser Schwiete überhaupt ein? Seitdem er vor etwas mehr als einem Jahr von der scheidenden Polizeidirektorin zum Chef des Kommissariats befördert worden war, wurde er in Kükenhöners Augen von Tag zu Tag größenwahnsinniger.
    »Jetzt bleib mal auf dem Teppich, Horsti! Ich habe dir doch schon letzte Nacht gesagt, dass diese beiden Alten nur aufgeblasene Wichtigtuer sind. Die kommen heute Morgen doch sowieso nicht. Dafür würde ich fast meine Monatsbezüge verwetten. Und wenn doch, dann könnte doch Linda die netten älteren Herrschaften verarzten. Dieser Hatzfeld ist genau meine Kragenweite.«
    Doch Schwiete schwieg, bis sich Kükenhöner geschlagen geben musste.
    »Okay, Horsti, dann beschwer dich aber nicht, wenn du die Alten, nachdem ich sie in der Mangel hatte, unter deiner Bürotür herschieben kannst. Und beschwer dich vor allem nicht, wenn Linda, unser Küken, von meinem lieben Freund Hatzfeld nicht einmal hereingelassen wird.«
    In Linda Klockes Augen machte sich ein wütendes Funkeln breit, und Kükenhöner wurde augenblicklich klar, dass er das »Küken« noch bereuen würde.

9
    Hier wohnen wirklich die besseren Leute, schoss es Linda Klocke durch den Kopf, während sie ihren kleinen Fiat in die Mallinckrodtstraße lenkte. Vor einer Villa im Baustil der Zwanzigerjahre stellte sie ihren Wagen ab – neben einem schwarzen Mercedes. An diesem Haus schien einfach alles stilsicher zu sein. Selbst der Türgriff der Eingangspforte und der Knopf der Hausklingel waren im Stil des Art déco gehalten. Kaum hatte Linda Klocke die Klingel betätigt, ertönte ein eindrucksvoller Gong.
    Kurze Zeit später wurde die Tür von einer älteren Dame in schwarzem Kostüm und weißer Schürze geöffnet. Linda Klocke überreichte ihr eine Visitenkarte und bat darum, Herrn Hatzfeld sprechen zu dürfen. Daraufhin wurde sie von der Hausdame in eine eindrucksvolle Bibliothek geführt und gebeten, einen Augenblick zu warten. Kaum hatte sie sich in einen der
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