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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
Autoren: Christine Westendorf
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geknebelt und an Händen und
Füßen gefesselt. Vollkommen wehrlos. Wenn nicht noch ein Wunder geschah, würde dieser Mann, dessen Charme ihr noch bis vor wenigen Minuten eine wohlige Gänsehaut über den Körper gejagt hatte, sie leiden lassen, sie vielleicht sogar töten.
    Unterdessen war Adam ganz auf den Inhalt seines Koffers konzentriert. Sorgfältig breitete er seine Utensilien, eins nach dem anderen, auf der Decke vor ihr aus. Danach tauschte er seine ledernen Handschuhe gegen ein Paar weiße aus Gummi. Monika sah die Messer, die Zangen, die Seile und ein mit spitzen Widerhaken besetztes Eisenrohr. Verzweifelt versuchte sie trotz ihrer gebundenen Hände das Klebeband von ihrem Mund zu reißen.
    »Zu spät, meine Liebe, du hattest deine Chance. Leider hast du sie vertan.«
    Als er sich anschließend mit einem feinen Skalpell über sie beugte, war sein Gesicht nur mehr eine böse verzerrte Fratze.

2
    Die junge Frau lag tot am feinsandigen Elbstrand des Falkensteiner Ufers in Hamburg-Blankenese. Vor einer Weile hatte es zu schneien begonnen, doch es war klebriger, nasser Schnee, der, kaum auf dem Boden angekommen, bereits wieder zu Wasser wurde. Ein Schnee, der nicht zärtlich bedeckte, was hier geschehen war.
    Der Fundort der Leiche war großflächig mit rot-weißen Plastikbändern abgesperrt, hinter denen eine Handvoll Schaulustiger neugierig ihre Hälse reckte, um einen Blick auf das Geschehen zu werfen. Dr. Severin, der Dienst habende Rechtsmediziner, streifte gerade seine Gummihandschuhe ab, als die Kommissarin Anna Greve vom LKA Hamburg, gefolgt von ihrem Kollegen Lukas Weber, auf ihn zutrat.
    »Moin, Frau Greve. Weber«, fügte er mit einem kurzen Kopfnicken in Richtung Annas Begleiter hinzu. »Der Arbeitstag fängt ja gut an. Komme soeben aus der Wohnung einer alten Dame in Altona, die, wie es aussieht, mindestens zwei Monate lang tot in ihrem Schlafzimmer gelegen hat, ohne von irgendjemandem vermisst zu werden. So etwas ist mir immer wieder…«
    »Und was ist hier passiert?«, unterbrach ihn Weber.
    »Die Frau ist erdrosselt worden. Wahrscheinlich mit einem Metalldraht oder etwas Ähnlichem.«

    Dr. Severin wies auf die feine, blaue Linie am Hals des Opfers. »Die Schnittverletzungen in ihrem Gesicht und an den Händen sind dagegen nur oberflächlich. Außerdem war sie an Hand- und Fußgelenken gefesselt. Ich schätze, sie ist seit ungefähr zehn bis zwölf Stunden tot.«
    Anna war unterdessen neben der Toten in die Hocke gegangen und versuchte zu erfassen, was sich hier abgespielt hatte. Die junge Frau trug einen hellbraunen Wollmantel, darunter einen schwarzen Rollkragenpullover, doch ihr Unterkörper war unbekleidet und blutverschmiert. Sie lag auf dem Rücken, die Beine geöffnet. Ihre Arme lagen am Oberkörper an, die mit Schnittverletzungen übersäten Hände waren zu Fäusten verkrampft. Die Augen waren starr aufgerissen, auch überall in ihrem Gesicht klebte Blut. Vorsichtig strich Anna der Toten eine Haarsträhne aus der Stirn und bemerkte dabei, wie weich sich das glatte, schwarze Haar anfühlte. Plötzlich wurde sie von einer unsäglichen Wut auf die Person gepackt, die dieser Frau das Leben genommen hatte.
    Rasch kam die Kommissarin wieder auf die Beine und schüttelte Dr. Severin die Hand.
    »Wann können wir mit den ersten Untersuchungsergebnissen rechnen, Doktor?«
    »Wie immer werde ich mich so schnell wie möglich an die Arbeit machen, Frau Greve, aber vor ihr habe ich noch eine andere Leiche auf dem Tisch«, gab Dr. Severin zurück. »Ich melde mich.«
    Suchend blickte sich Anna nach Weber um und entdeckte ihn beim Leiter der Spurensicherung.
    »Wie sieht’s aus, Weber?«
    »Die Kollegen haben dort hinten in den Sträuchern einen
Rock sowie Lederstiefel, einen Slip und eine Strumpfhose sichergestellt. Alles in Schwarz. Die Sachen sind schon auf dem Weg ins Labor.«
    »Das ist gut«, entgegnete sie knapp. »Wissen wir inzwischen auch, wer die Frau ist?«
    »Ja, wir haben ihre Brieftasche in der Innentasche ihres Mantels gefunden. Bei der Toten handelt es sich um Monika Jacobsen, wohnhaft in der Godeffroystraße 14, hier in Blankenese. Der Chef ist bereits auf dem Weg dorthin. Er wird auch ihre Angehörigen benachrichtigen.«
    »Wieso denn das?«, wunderte sich Anna.
    »Zufälligerweise hat Sibelius vorhin, als ich mit ihm telefonierte, den Kollegen Krüger im Tabea-Krankenhaus besucht. Und das liegt doch gleich bei der Godeffroystraße um die Ecke.«
    »Und was ist mit der Handtasche
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