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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz
Autoren: Jason Dark
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auch die Puppe dazwischen, deren Kopf eine Fingerlänge vom Körper entfernt lag.
    Der Anblick ließ Helen schaudern, denn sie brachte ihn in Verbindung mit ihrem toten Hund.
    Im Korb war noch Platz, um die benutzten Gläser einzuladen. Während sie das tat, überlegte sie, wo ihr Mann mit seinen Besuchern wohl stecken könnte.
    Möglicherweise waren sie zum Grillplatz gefahren. Natürlich, das mußte es sein, schließlich wollten sich die Polizisten einen Eindruck vom Tatort verschaffen.
    Helen ging ins Haus.
    Sie nahm den Seiteneingang, schloß die Tür nicht auf, denn ihr Mann hatte vergessen, die Tür abzuschließen, was Helen ärgerte. Auch in dieser Gegend war man vor lichtscheuem Gesindel nicht sicher. Einmal hatten sie böse Erfahrungen mit zwei jugendlichen Ausbrechern gemacht, die Garry glücklicherweise mit seiner Waffe in Schach hatte halten können, während Helen die Polizei alarmiert hatte.
    Im Haus selbst war es still.
    Die Frau runzelte die Stirn, als sie in die Küche ging. Nicht etwa, weil ihr die Stille seltsam vorgekommen wäre, sie war immer vorhanden, wenn ihr Mann unterwegs war, aber diese Stille empfand Helen als anders.
    Beklemmend möglicherweise, und das änderte sich auch nicht, als sie die Küche betrat.
    In ihr hatte sie viel Platz. Sie paßte wegen ihrer Rustikalität in dieses Landhaus. Ansonsten war sie sehr modern eingerichtet. Der Frau fehlte es an nichts.
    Helen öffnete die Tür des großen Kühlschranks und begann damit, die Milchflaschen hineinzustellen, räumte noch andere Dinge um, schuf so Platz für den Orangensaft und wollte die Tür wieder schließen, als sie das Gefühl hatte, nicht mehr allein zu sein.
    Da war jemand…
    Sie wartete, doch es war niemand zu hören, der auf leisen Sohlen durch das Haus schlich. Die Stille hatte sich nicht verändert.
    Dafür aber ihr Gefühl.
    Sie holte tief Luft, schloß die Kühlschranktür und drehte sich langsam um.
    Aus dieser Position hervor konnte sie einen Blick auf die offenstehende Küchentür werfen.
    Da war niemand.
    Helen atmete tief durch. Ich will mich nicht verrückt machen lassen, dachte sie. Es ist alles in Ordnung, nur ich bin es nicht. Keiner außer mir hält sich im Haus auf.
    Nur beruhigten sie die Worte nicht. Der Schweiß auf ihrer Stirn war trotz allem dichter geworden. Auch ihr Herz klopfte schneller. Sie befand sich an einem Punkt, wo es ihr kaum noch Spaß machte, sich in diesem Haus aufzuhalten.
    Darüber ärgerte sie sich.
    In der Küche war niemand, das stand fest. Hier unten waren noch der Wohnraum, das kleine Bad, und es gab den Durchgang zum Anbau, der auch als Stall verwendet werden konnte und schon Tieren Unterschlupf geboten hatte, die im Winter verletzt vor der Kälte Zuflucht gesucht hatten. Das alles gehörte zu einem Försterhaus, das alles war normal, aber nicht die zarte Mädchenstimme.
    »Ich will meine Puppe zurück…«
    Helen McBain hatte sich schon zwei Schritte von ihrem Kühlschrank fortbewegt, als sie die Stimme hörte, und diesmal hatte sie sich nicht getäuscht.
    Sehr deutlich, beinahe von allen Seiten kommend hatten die Worte ihre Ohren erreicht.
    Und sie hatten sehr traurig geklungen, als hätte die Sprecherin etwas verloren, an dem sie mit großer Sehnsucht hing.
    Die Puppe…
    Und zwar die Puppe, die draußen auf dem Tisch der Tenasse lag und geköpft worden war.
    Helen erschrak über ihre eigenen Gedanken, während ihre Blicke durch die Küche streiften, ohne allerdings die geheimnisvolle Sprecherin entdecken zu können.
    »Ich will meine Puppe…«
    Da – wieder! Helen schloß für einen Moment die Augen. Sie spürte den Kloß im Hals. Gleichzeitig blockierte etwas ihre Gedanken, als wären diese ein Strom, der durch ein Stauwehr aufgehalten wurde. Eine Kinderstimme bat um eine Puppe. Es gab kein Kind in der Nähe. Sie lebten sehr einsam. Die nächsten Nachbarn waren weit entfernt. Sie hätten lange laufen müssen, um das Haus zu erreichen, und Kinder hatten die auch keine.
    Helen wollte sich auch nicht vorstellen, daß sich ein fremdes Kind verlaufen hatte, obwohl es nicht ausgeschlossen war, denn diese Gegend war auch bei Spaziergängern beliebt.
    Die Frau hatte einen Fuß nach vorn geschoben. Sie achtete auf jedes fremde Geräusch, aber sie hörte nur den eigenen Schlag ihres Herzens und ärgerte sich dann darüber, daß beim nächsten Schritt der Stoff ihrer Jeans in Oberschenkelhöhe gegeneinander rieb und so ein schabendes Geräusch entstand, das zumindest ihr laut
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