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Totenmesse

Titel: Totenmesse
Autoren: Arne Dahl
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zufolge scheint das nicht der Fall zu sein.«
    Â» Hydrogen economy «, sagte Sara Svenhagen.
    Â»Ja, das ist ein Begriff«, sagte Andreas Becker. »Jetzt beginnt man in solchen Termini zu denken wie Hans und Maxim vor mehr als sechzig Jahren. All diese Gedanken sind nach dem Ende des Weltkriegs verschwunden. Stattdessen machte man das Öl zur Basis der Zivilisation. Aber man kann die Vergangenheit verändern. Wir können uns die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts neu überlegen. Können versuchen, die Dinge zurechtzurücken.«
    Kerstin Holm kratzte sich intensiv an der Stirn. Sie wandte sich an Niklas Grundström, den die Pistolenmündung, die er eben noch an der Schläfe gehabt hatte, nicht im Geringsten beeindruckt zu haben schien. »Du bist hier der höchste Dienstgrad, Niklas«, sagte sie.
    Grundström nickte. »Als Internermittler kann ich keine Abweichungen vom Reglement autorisieren. Aber ich kann in eine andere Richtung blicken. Um einer anderen Welt willen. Um meiner Kinder willen. Aber dann müssen die Waffen abgegeben werden.«
    Andreas Becker machte eine routinierte Mantelbewegung und legte die Maschinenpistole auf das Katheder. Er stand auf und sagte: »Sie war nicht geladen.«
    Dann sagte er etwas zu Vladimir Kuvaldin, der seine Waffe sofort neben die von Becker legte.
    Dann verließen beide das Podium, gingen hinunter und stellten sich mit ausgestreckten Armen hin. Sie wurden abgetastet und nahmen auf zwei Stühlen Platz.
    Â»Die Geiselnahme ist vorbei«, sagte Becker und lächelte schwach. »Ich hoffe, es gibt hier keine falschen Polizisten.«
    Â»Da ist keine Gefahr«, sagte Kerstin Holm. »Wie stellen Sie sich das Weitere vor?«
    Â»Sie überwachen sicher alle meine früheren Dienstorte, Salzburg, Madrid, Venedig, Oslo, Athen, aber es werden kaum mehr als ein oder zwei Agenten in jeder Stadt sein.«
    Â»Wir haben auf den Bildern gesehen, was Sie mit Robert Andrews gemacht haben«, sagte Sara Svenhagen. »Warum sollten wir überhaupt in Erwägung ziehen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten? Wie viele Amerikaner haben Sie in der Villa auf Färingsö umgebracht?«
    Â»Vier«, sagte Becker. »Es waren diejenigen, die meine Frau und meinen Sohn getötet haben. Und die um ein Haar Ihre Frau getötet hätten, Paul Hjelm.«
    Hjelm zuckte zusammen. »Exfrau«, sagte er.
    Â»Die Antwort auf Ihre Frage, Sara Svenhagen, ist, dass Sie nicht mir helfen. Diese Welt hat sich in eine Sackgasse manövriert, als sie sich entschloss, ihre ganze Zukunft auf fossilen Brennstoffen zu errichten. Nicht genug damit, dass wir die Zukunft durch Kohlendioxydemissionen, die Treibhauseffekte produzieren, und Bleiemissionen, die Krebs und alle möglichen anderen Krankheiten verursachen, vernichtet haben. Wir haben unsere Zukunft auf einem Giftherd errichtet. Nein, nicht genug damit, die fossilen Brennstoffe gehen außerdem noch zu Ende. Hitlers Feldzug in Russland, der zu dem Wahnsinn von Stalingrad führte, war ein reiner Ölfeldzug. Er hatte aus den Fehlern im Ersten Weltkrieg gelernt, wo die Deutschen wegen ihrer Abhängigkeit von der Kohle technisch unterlegen waren. Jetzt hielt er eine ganze Armee, einen ganzen Weltkrieg auf der Basis von Öl in Gang. Und er brauchte die Ölquellen im Kaukasus dringend. Heute ist die Lage noch schlimmer. Wir wissen, dass es nur noch ein paar Jahrzehnte dauern wird, bis die fossilen Brennstoffe, all die fossilierten Dinosaurier, zur Neigegehen. Die Rohölvorräte der Erde leeren sich mit phantastischer Geschwindigkeit. Und es wird nicht mehr viele Jahre dauern, bis sämtliche Ölquellen der Erde von islamischen Ländern beherrscht werden. In dieser Lage kann die westliche Welt zweierlei tun: Sie kann sich von fossilen Brennstoffen mehr und mehr unabhängig machen (die kluge Wahl), oder sie kann die versiegenden Ölquellen mit Waffengewalt zu erobern versuchen (die weniger kluge Wahl). Raten Sie, wie die Wahl ausfällt. Es war ein faszinierender Zufall, dass mein kleines Geiseldrama genau auf den Tag der amerikanischen Invasion im Irak fiel. Wir befinden uns in einem Ölkrieg der nächsten Generation, bei dem es darum geht, sich die Kontrolle über die letzten Ölquellen des Planeten zu sichern.«
    Â»Wer sind sie ?«, sagte Paul Hjelm. »Die Amerikaner?«
    Â»Ich weiß nicht recht«, sagte Becker. »Vielleicht eine
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