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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack
Autoren: James Patterson
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einmal eine dumme Frage war zu hören.
    Man muss zu den Eigenschaften meiner Frau »brillant« hinzufügen. Sie muss gewusst haben, wie sehr die Kinder litten, wie orientierungslos und nutzlos sie sich vorkamen. Also hatte sie ihnen etwas zu tun gegeben, um diese Leere auszufüllen und sich nützlich zu fühlen.
    Ich wünschte nur, es gäbe etwas, womit ich mich genauso fühlte.
    Wie die meisten Eltern wissen, ist die Zeit des Zubettgehens die schlimmste des Tages. Alle, einschließlich der Eltern, sind müde und gereizt, und Unruhe wechselt rasch zu Frust, Schreierei, Drohungen und Bestrafungen. Ich wusste nicht, wie Maeve das jeden Abend geschafft hatte - es
lag an ihrem magischen, angeborenen Sinn für Mäßigung und Ruhe, nahm ich an. Mir auch nur eine dieser Eigenschaften zuzulegen, kam mir fast unmöglich vor.
    Doch um acht Uhr an diesem Abend hätte man denken können, wir wären in die Weihnachtsferien verreist, so leise war es.
    Ich vermutete schon, die Kinder hätten Bettlaken aneinandergeknüpft und wären durchs Fenster geflohen, als ich das Zimmer der kleinen Mädchen betrat - doch Chrissy, Shawna, Fiona und Bridget hatten ihre Decken bis ans Kinn gezogen, und Julia klappte gerade ein Olivia-Buch zu.
    »Gute Nacht, Chrissy.« Ich küsste sie auf die Stirn. »Dein Dad liebt dich.«
    Ich war gerührt von meiner väterlichen Leistung, als ich meine Runde fortsetzte.
    Auch die Jungs lagen bereits in ihren Betten. »Gute Nacht, Trent.« Ich gab ihm einen Kuss auf die Augenbraue. »Das hast du heute toll gemacht. Wie wär’s, wenn du morgen mit mir zur Arbeit kommst?«
    Trents winzige Stirn legte sich nachdenklich in Falten.
    »Hat dort morgen auch jemand Geburtstag?«, fragte er nach einer Weile. »Einer der anderen Detectives?«
    »Nein«, antwortete ich.
    »Dann gehe ich in den Kindergarten«, legte er fest und schloss die Augen. »Morgen hat Lucy Shapiro Geburtstag, und das heißt, es gibt Schokoladenkuchen.«
    »Gute Nacht, Jungs«, verabschiedete ich mich und ging zur Tür. »Ohne euch würde ich das nicht schaffen.«
    »Das wissen wir, Dad«, rief Brian oben in seinem Stockbett. »Keine Sorge. Wir halten dir den Rücken frei.«

6
    Ich zog die letzte Tür hinter mir zu und blieb einen Moment vor dem Jungenzimmer stehen. An einem normalen Abend hätte, wenn ich in etwa einer halben Stunde von meinem Revier nach Hause gekommen wäre, Maeve im Wohnzimmer im blauen Licht des Fernsehers oder im warmen, nicht flackernden, gelben Licht der Stehlampe gesessen, wo sie auf dem Sofa ein Buch gelesen und auf meine Ankunft gewartet hätte.
    Den Blick vom Flur aus in mein dunkles Wohnzimmer gerichtet, wurde mir zum ersten Mal bewusst, was Dunkelheit wirklich bedeutete.
    Ich ging hinein und schaltete die Lampe neben dem Sofa ein. Schweigend saß ich da und ließ meinen Blick langsam über die Erinnerungen schweifen.
    Die Tapete, die wir mit viel Mühe an die Wand gebracht hatten. All die Familienfotos, die Maeve gemacht und gerahmt hatte. Von den Weihnachtsausflügen in den botanischen Garten in der Bronx. Von der Kürbisernte. Sie hatte kleine Schaukästen gebastelt und Muscheln und Sand von unserem Urlaub hineingetan, den wir zwei Jahre zuvor unten in Myrtle Beach verbracht hatten, und Tannenzapfen und Blätter von unserer Woche in den Poconos im letzten August.
    Wie hatte sie so viel Energie aufbringen können? Und so viel Zeit?
    Antwort: Weil meine Frau etwas Besonderes war.
    Und ich war nicht der Einzige, der das dachte. Eigentlich kannte ich niemanden, der Maeve nicht bewunderte.

    Nachdem wir Julia adoptiert hatten, kündigte Maeve im Krankenhaus, um mehr Zeit mit ihr verbringen zu können, doch sie hatte die Pflege eines älteren Herrn auf der West End Avenue übernommen. Mr. Kessler war fünfundneunzig Jahre alt gewesen und stammte aus einer wohlhabenden Eisenbahnerfamilie, ein verbitterter und über die moderne Welt wütender Mensch. Doch Maeve hatte ihn mit kleinen Freundlichkeiten und Mitgefühl mürbe gemacht. Sie hatte ihn regelmäßig im Rollstuhl in den Riverside Park gefahren, um ihn daran zu erinnern, dass er lebte, auch wenn er es nicht wollte.
    Am Ende war er ein anderer Mensch gewesen, hatte seiner Verbitterung abgeschworen und sich sogar seiner ihm entfremdeten Tochter wieder angenähert.
    Als er starb, hatte er Maeve seine Wohnung hinterlassen, in der unsere Familie jetzt lebt.
    Und statt mit Antiquitäten und persischen Teppichen, auf die viele unserer Nachbarn zu stehen schienen, füllte
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