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Totenkopf-TV

Totenkopf-TV

Titel: Totenkopf-TV
Autoren: Jason Dark
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hinter dem Schreibtisch herum. Er riss den Mund sperrangelweit auf und brüllte nur ein Wort. »Raus!«
    Das schrie er so laut, dass selbst wir erschraken, aber der Aufforderung keine Folge leisteten und stehen blieben.
    Beckman starrte uns an. Sein Mund stand noch immer offen. Hinter der Brille verengte er die Augen. Wahrscheinlich konnte er es nicht fassen, dass wir seiner Aufforderung keine Folge geleistet hatten, denn er holte abermals Luft, um erneut zu schreien.
    Ich kam ihm zuvor. Wesentlich leiser als er, aber unüberhörbar gab ich die Antwort. »Nein!«
    Sein Mund klappte zu. So etwas hatte er wohl noch nicht erlebt. Sekundenlang blieb er starr sitzen, stemmte schließlich seine Hände auf die Platte und drückte sich langsam in die Höhe. Dabei kam er mir vor wie ein Raubtier kurz vor dem Sprung. Sein Drehstuhl fuhr nach hinten, bevor er um den Schreibtisch herumging. Er passierte dabei eine mit Postern beklebte Wand, kickte einen Papierkorb aus Kunststoff zur Seite und richtete seinen Adlerblick auf uns.
    Bill begann leise zu lachen. Auch ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Lässig griff ich in die Tasche und holte abermals meinen Ausweis hervor. Als der Typ vor mir stehen blieb, hielt ich das Dokument so, dass er es einsehen konnte.
    Beckman holte Luft. Sein rechter Ann zitterte. Ich glaubte damals, dass er uns verscheuchen wollte.
    »Können Sie lesen?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Scotland Yard«, sagte ich.
    Er ließ Dampf ab. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, da er die Luft an meinem Gesicht vorbeipustete. Sein weißes Hemd war durchgeschwitzt. Den Knoten in der dunklen Strickkrawatte hatte er geöffnet und sich den Binder wie einen Schal um den Hals gehängt.
    »Was wollen Sie?« Seine Stimme klang rauh, auch als er leise sprach. Wahrscheinlich hatte er während der letzten halben Stunde getobt und gewütet wie ein Irrwisch.
    »Mit Ihnen reden.«
    »Und worüber?«
    »Nehmen Sie erst einmal Platz.«
    »Nein, das werde ich nicht. Das ist mein Büro. Hier habe ich zu sagen. Wer hat Sie überhaupt reingelassen, verdammt?«
    »Ein Geist«, erwiderte Bill und eckte mit dieser Antwort bei dem anderen an.
    »Halten Sie ja den Mund! Witzig auch noch, wie?«
    »Wegen eines Witzes sind wir sicherlich nicht hergekommen«, erklärte ich. »Dazu ist uns die Zeit zu schade.«
    »Wie heißen Sie überhaupt?« Wir nannten unsere Namen.
    »Gut, dann weiß ich wenigstens, über wen ich mich beschweren kann.«
    »Das können Sie halten wie ein Dachdecker«, gab ich zurück. »Aber ich möchte, dass Sie uns antworten.«
    Er nahm wieder Platz. »Und was wollen Sie wissen? Weshalb sind Sie hergekommen?«
    »Müssen wir das noch erklären?« fragte ich zurück.
    Er lachte so hoch wie eine hysterische Frau. »Wegen des Skeletts? Dieser beiden Hände?«
    »Genau.«
    Wieder lachte er schrill. »Das war ein Scherz, ein Witz. Seit wann interessiert sich die Polizei für Witze oder Gags, die wir vom Fernsehen einsetzen.«
    »Uns kam es nicht wie ein Gag vor«, warf Bill ein.
    »Natürlich war es ein Gag.« Mit der flachen Hand schlug der Mann auf den Schreibtisch. »Hören Sie, wir sind ein privater Sender. Wir müssen zusehen, dass wir Zuschauer und Werbegelder bekommen. Aus diesem einfachen Grunde lassen wir, die Kreativen unter den Fernsehmachern, uns immer etwas Neues einfallen. Und der Gag ist angekommen, wie mir ihr Besuch beweist.«
    »Danach hörte sich Ihr Gespräch vorhin nicht an.«
    »Ach.« Er verengte die Augen. »Sie haben gelauscht?«
    »Zwangsläufig, denn Sie sprachen laut genug. Mit wem haben Sie sich eigentlich unterhalten?«
    »Darüber bin ich Ihnen keine Rechenschaft schuldig.«
    »Hieß der Mann zufällig Jason Printer?« warf Bill Conolly lässig ein. Wir bekamen keine Antwort, aber unser Freund hinter dem Schreibtisch war zusammengezuckt. Ein Beweis, dass Bill mit seiner Frage genau ins Ziel getroffen hatte.
    »Also war es Printer!« stellte ich fest. »Das habe ich nicht gesagt, Sinclair.«
    »Printer ist Ihr Boss«, sagte Bill. »Ich kenne ihn. Er hat die Gesellschaft mit aufgebaut. Ihm gehören die Hauptanteile von TTV. Und er wird im Dreieck springen, wenn Sie nicht senden. Schließlich haben Sie den Zuschauern keinen Horrorfilm geboten, sondern eine Störung. Printer wird sich gefreut haben.«
    Bill hatte mit seiner Rede den Aufnahmeleiter leicht aus dem Konzept gebracht. »Hat Jason Printer Sie geschickt?« fragte er deshalb.
    »Nein, aber ich bin informiert.«
    »Das sind viele.« Beckman
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