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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück
Autoren: Granger Ann
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weiß nicht, was ich als Nächstes tat. Ich weiß, was ich getan haben muss, aber ich erinnere mich an nichts. Ich muss den Fleischhammer von der Wand genommen haben. Es ist ein großer, schwerer Fleischhammer. Ich habe ihn aus Soho mitgebracht, aus einem Küchenladen, vor vielen Jahren, als wir gerade geheiratet hatten und ich mir noch ein Leben im Haushalt vorstellte. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ich war draußen im Garten. Mir war kalt. Andrew lag am Boden, im Licht der Küchentür. Er rührte sich nicht. Ich merkte, dass ich den Hammer hielt. Ich beugte mich über ihn und sah das viele Blut und dass er tot war. Ich ging wieder nach drinnen. Ich war fassungslos. Ich musste ihn getötet haben. Ich verschloss die Tür und ging nach oben und saß vielleicht eine Stunde wie betäubt in meinem Zimmer. Dann bemerkte ich, dass mein Morgenmantel voller Dreck und Blut war. Also ging ich wieder nach unten und stopfte alles in die Waschmaschine und den Trockner. Danach packte ich die sauberen Sachen in einen Altkleiderbeutel für Irenes Handarbeitszirkel. Ich wusch den Hammer und hängte ihn wieder auf. Falls er verschwunden war, würde Irene es vielleicht bemerken. Ich verbrannte die Fotos. Es war inzwischen Morgen. Ich ging nach draußen und setzte mich zu seinem Leichnam und wartete darauf, dass Irene käme. Ich saß bei Andrew, weil ich ihn nicht alleine lassen wollte. Ich redete mit ihm, während ich dort saß. Ich erzählte ihm, wie schlecht er uns behandelt und wie falsch er sich verhalten hatte. Und ich weinte, weil ich ihn geliebt hatte und ihn immer noch liebte, aber er hätte uns nicht so behandeln dürfen.«
    Schweigend lauschte Meredith der traurigen Geschichte. Bis Markby mit seinem Bericht fertig war, hatten sie den Waldrand erreicht. Hier gab es einen breiten Feldweg mit tiefen Reifenspuren, dahinter eine dünne Hecke und ein Viehgatter. Sie lehnten am Gatter, Seite an Seite, und blickten hinaus auf das hügelige Ackerland. Es senkte sich in ein weit ausgeschnittenes Tal, das auf der anderen Seite in einen weiteren Hügelkamm überging, ähnlich dem, den sie soeben überquert hatten. Ohne den Schutz der Bäume wehte ihnen ein frischer Wind über das freie Land entgegen.
    Hoch über ihren Köpfen kreisten Krähen und stießen ihre misstönenden Schreie aus. Wenn der Landbesitzer starb, so wollte es der Brauch, dann war es wichtig, jeden Krähenhorst auf dem Land zu besuchen und es den Krähen zu berichten, erinnerte sich Meredith. Auch den Bienen. Wenn man den Bienen nicht Bescheid sagte, würden sie verschwinden. Der Tod brachte die Dinge durcheinander. Er bedeutete ein Ende der alten Ordnung, und die neue Ordnung war noch unbekannt. Die alte Ordnung auf Tudor Lodge war verschwunden, und die neue Ordnung, Luke und Kate – was würden sie daraus machen?

    »Was mich verwirrt«, sagte Meredith,

    »ist die Frage, warum sie so lange gewartet hat, bevor sie versucht hat, Kate zu ermorden. Wenn sie es früher versucht hätte, beispielsweise, nachdem sie Kate bei Lukes Rugbyspiel gesehen hat, hätte es mehr Sinn ergeben. Carla muss doch aufgefallen sein, dass Kate versucht hat, mit Luke bekannt zu werden. Doch sie hat gewartet, bis überall Polizei war und eine neue Ermittlung wegen Brandstiftung anfing.«

    »Um ihr nicht unrecht zu tun«, sagte Markby,

    »Carla ist von Natur aus keine Mörderin. Kates Ermordung zu planen, nachdem sie das Mädchen Anfang des Jahres bei einem Rugbyspiel gesehen hat, wäre kaltblütig gewesen. Sie konnte nicht abschätzen, wie Andrew auf den Tod seiner Tochter reagiert hätte. Also unternahm sie nichts und hegte weiter heimlich ihren Groll. Sie hoffte vermutlich, dass Andrew die Dinge regeln würde, wie er es bis dahin immer getan hatte. Erst als sie hörte, wie er im Garten Kates Namen rief und zu der Annahme gelangte, dass er Kate in das Haus der Familie einladen würde, ist sie durchgedreht.
    Nachdem Andrew tot war, war die Katze aus dem Sack, was sein Doppelleben anging, und so ging es für Carla darum, den Schaden zu begrenzen. Sie nahm Kate in ihrem Haus auf, um die Presse von ihr fern zu halten und sie im Auge zu haben, während sie darüber nachdachte, was als Nächstes zu tun wäre. Und dann unterschrieb Kate ihr eigenes Todesurteil – oder besser, Freddie Green unterschrieb es für sie. Er legte vor Gericht Widerspruch gegen Andrew Penhallows Testament ein und beantragte Aussetzung von der Vollstreckung. Andrew war ein reicher Mann, und es gab genug zu
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