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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Autoren: Dietrich Faber
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nicke.
    «Er war es aber, und das wusste ich schon damals.»
    Ich wende ein, dass dies doch bis zum jetzigen Moment nicht erwiesen sei.
    «Aber natürlich.» Vater schüttelt verächtlich den Kopf, wie er es schon Tausende Male über mich tat. «Er hat es längst zugegeben. Nur geht er nicht her und sagt, dass er sie getötet habe, sondern dass er sie
gerettet
habe, der Depp. Vor dem prügelnden Vater, dem bekloppten Bruder und vor dem Koitus mit unserem Zimmernachbarn da drüben.»
    Dann war er es also doch.
    «Hat er auch von dem Mord an Gummer und den Schüssen in Berlin gesprochen?»
    Vater nickt und berichtet in umständlichem Polizeideutsch, dass Fichtenau zunächst Viktor Gummer erstickt und danach eben versucht habe, ihn, meinen Vater, auf der Beerdigung zu erschießen.
    «Und den Bruder, den Jochen Gruber, hat er auch den umgebracht? Hat er da was erzählt?»
    An dem ratlosen Blick meines Vaters sehe ich, dass diese Tat in den letzten Tagen wohl kein Thema war.
    Ich muss pinkeln und frage meinen Vater, wie man denn damit hier umgehe.
    «Entweder geht der Spinner her und führt dich mit der Waffe zur Toilette, oder er schiebt dir einen Eimer vor die Füße.»
    Hmm.
    «Dann aber bitte nur im Sitzen pinkeln», fügt Vater an, fängt an wie ein Schulmädchen zu giggeln und freut sich noch sehr lange über seine Bemerkung. Mein Vater macht alberne Scherze. Die Lage ist wirklich ernst.
     
    Danach erzählt er in nüchternem Ton, als berichte er von seiner letzten Urlaubsreise, wie Fichtenau ihn entführt habe. Er habe ihn ganz profan von einem Waldweg weggezerrt und ins Auto verfrachtet. Und nun solle er zunächst als Gefangener und später dann mit dem Tode büßen. Und auch Andreas Burgholtz solle erst sein Vergehen
verstehen
und lange genug gelitten haben, ehe er erlöst werde. Er selbst, Fichtenau, würde sich dann, wenn hier alles erledigt sei, um Jochen Gruber kümmern und abschließend sich selber richten. Und zwar an dem gleichen Ort und der gleichen Stelle, wo er Kirsten Gruber erwürgte. So sei der Plan.
    «Der meint es wirklich ernst, Henning. Du musst ihn aufhalten», redet mein Vater auf mich ein. «Du bist die einzige, die letzte Chance. Du hast einen Draht zu ihm.»
    Ich für meinen Teil bin mir da nicht so sicher. Natürlich werde ich versuchen, weiter auf ihn einzureden, um ihn von seinem unschönen Vorhaben abzuhalten oder es wenigstens aufzuschieben. Irgendwann werden mir die Ideen aber ausgehen, da wird auch ein elftes geträllertes «Ein bisschen Frieden» nichts mehr nutzen. Doch ich konzentriere mich voll auf meine Aufgabe. Dies hält mich auch davon ab, mich vollends machtlos zu fühlen oder an Franziska, Melina und Laurin zu denken.
    «Hiiillllfeeee, Hiiiiilfeeee, ich will hier raus, Hiiiilfeeeee!»
    Mein Vater und ich zucken synchron zusammen. Im Nachbarkeller schreit Andreas Burgholtz.
    «Hören Sie auf, Sie Idiot», ruft mein Vater zurück. «Er wird Sie umlegen.»
    Burgholtz schreit weiter und rasselt dazu mit seiner Kette.
    «Na und, soll er doch. Ich kann nicht mehr. Halloooooo, hört mich denn keiner? Hilfeeeee!»
    Dann schreit Maik Fichtenau die Kellertreppe hinunter:
    «Fresse!»
    Darauf wieder Burgholtz: «Hilfeeeee!»
    Nun poltert Fichtenau die Treppe runter, während er deutlich hörbar seine Waffe durchlädt.
    «Halt die Fresse, Mann», brüllt er gegen das immer lauter werdende Geschrei von Burgholtz an.
    «Maik, Maik», rufe ich. «Komm hierher, ich will dir noch was über Kirsten erzählen.»
    «Fresse, Mann!»
    «Ich kenne ihre Tagebücher.»
    Dann wieder Burgholtz: «Schieß doch, du Arschloch, mach doch.»
    «Ein bisschen Frieden, ein bisschen …»
    Es folgt ein Schuss, dann eine kurze schlimme Stille und danach ein schlichtes «Mann».
    Mein Vater liegt wieder mit seinem Körper auf der Seite und dem Gesicht zur Wand. Ich versuche, meine zitternden Beine in den Griff zu bekommen und nicht an meine Kinder zu denken. Beides gelingt mir nicht. War es das jetzt wirklich? Kommt der jetzt gleich auch hier rüber und bringt es zu Ende? Warum sollte er es nicht tun? Zu verlieren hat er schon lange nichts mehr.
    Plötzlich macht es «Ding Dong».
    Mein Vater liegt noch immer regungslos den Rücken zu mir gewandt auf dem Boden.
    «Papa», flüstere ich aufgeregt. «Es hat geklingelt.»
    «Hmm.»
    Wieder klingelt es.
    «Fresse, Mann», höre ich Maik fluchen. Inzwischen ist nun also auch die Haustürklingel ein Mann, der die Fresse halten soll.
    Maik stürmt in unseren Raum,
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