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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
Autoren: Mark Billingham
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über »Kommunikationsstrategien« – siebtes Kapitel, siebter Teil, zweiter Abschnitt (Umgang mit den Medien) – anging, konnte ihm niemand das Wasser reichen.
    »Lassen Sie mich noch einmal darauf hinweisen, dass das Opfer dieses verabscheuungswürdigen Verbrechens zu den verwundbarsten Mitgliedern unserer Gesellschaft gehört. Wir gehen davon aus, dass der Angreifer bereits zwei Menschen umgebracht hat. Verstehen Sie uns nicht falsch, wir werden alles tun, was nötig ist, um den Täter zu fassen, bevor er erneut Gelegenheit hat zu töten.«
    Sie waren im Presseraum der Colindale Police Station zusammengekommen, fünf Minuten entfernt vom Peel Centre, wo die Murder Squad im Becke House untergebracht war. Thorne sah sich die Sache von hinten aus an, über die Köpfe von mehreren Dutzend Schreiberlingen hinweg. Beugte sich mal in die eine, dann in die andere Richtung, um zwischen den Kamerastativen hindurch auf die Bühne zu spähen.
    »Geht man davon aus, dass sein letztes Opfer überlebt?«
    »Mr. Hayes befindet sich in einem kritischen Zustand. Er liegt auf der Intensivstation des Middlesex Hospital und wird künstlich am Leben erhalten. Ohne Rücksprache mit den verantwortlichen Ärzten ist es mir leider unmöglich, Ihnen darüber hinaus Auskunft zu geben.«
    Nicht allzu vielen Leuten im Raum konnte verborgen geblieben sein, dass Paddy Hayes so gut wie hinüber war.
    »Sie deuteten an, zwischen dem versuchten Mord an Mr. Hayes und den zwei anderen Morden an Obdachlosen bestehe möglicherweise ein Zusammenhang. Es handle sich dabei um den letzten Fall einer Serie …«
    Jesmond hob die Hand, nickte. Er gab zu verstehen, dass der Journalist richtig lag, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Außerdem wollte er ihn in seiner Fragewut bremsen. Natürlich waren sie mit dem Eingeständnis an die Öffentlichkeit gegangen, dass die Morde zusammenhingen. Die Boulevardpresse würde eins und eins zusammenzählen, und die Met konnte es sich nicht leisten, dumm daneben zu stehen und so zu tun, als wäre sie selbst nicht darauf gekommen.
    »Wir müssen von einem Zusammenhang ausgehen, ja«, sagte Jesmond.
    »Haben wir es dann mit willkürlichen Morden zu tun? Keine Motive, nur sinnlose Gewalt?«
    Die grimmige Andeutung eines Lächelns. »Detective Inspector Brigstocke und sein Team denken, sie haben es mit einem Mörder zu tun, der nicht zum ersten Mal zuschlug. Die Ermittlung geht in diese Richtung, und auf diesem Weg werden wir wohl weiterkommen.«
    Er machte das hervorragend. Diese Gratwanderung zwischen Zuversicht an den Tag legen und übertriebene Hoffnungen dämpfen. Entscheidend war natürlich, jede öffentliche Panik zu vermeiden.
    Thorne war, wie Jesmond, klar, dass nichts von dem, was hier gesagt wurde, die Presse davon abhalten konnte, mit einer großen Story über einen Serienmörder aufzumachen. Damit ließen sich mehr Zeitungen verkaufen als mit Posh oder Beckham, und die Herausgeber in der Fleet Street hatten keine Skrupel, die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Ein Ausdruck, den Thorne hasste. Er hatte eine ganze Reihe dieser Typen gefasst – oder eben auch nicht gefasst –, die Menschen umbrachten, die sie nicht kannten, und keiner hatte auch nur die geringste Ähnlichkeit mit diesem Monster gehabt, das man sich unter einem »Serienmörder« vorstellte. Die Männer und Frauen, die er kennen lernte und die mehr als einen Mord begangen hatten, hatten ihrer Meinung nach gute Gründe für ihr Handeln. Keiner hatte sich für einen Übermenschen gehalten oder seine Opfer gejagt, wenn der Vollmond am Himmel stand. Ihre Motive hatten nichts damit zu tun, dass sie als Kind in den Keller gesperrt oder gezwungen wurden, die Kleider ihrer Mutter zu tragen …
    »Wie immer ersuchen wir die Öffentlichkeit, uns mit Hinweisen zu helfen, diesen abscheulichen Übergriffen ein Ende zu setzen.«
    Ein Aufruf wie aus dem Lehrbuch. Jesmond nannte die wichtigen Fakten und forderte jeden, der über sachdienliche Informationen verfügte oder sich in der Nähe des Tatorts befand, auf, seiner Pflicht nachzukommen und sich bei der Polizei zu melden. Wahrscheinlich war das Ganze umsonst. Wer trieb sich schon mitten in der Nacht in finsteren Seitenstraßen herum? Und falls sich doch jemand dort aufhielt, sprach einiges dagegen, dass er sich melden würde. Dennoch musste man die Öffentlichkeit mit einbeziehen und die entsprechenden Details bekannt geben: exakte Zeitangaben und Örtlichkeiten. Das Letzte, was sie
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