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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley
Autoren: Patricia Highsmith
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denen?«
    »Tommie, nimmst du mich mit?« Das war Ed Martins Freundin, ein Mädchen, dessen bloßer Anblick Tom unerträglich war.
    Da waren sie alle, größtenteils Bobs lausiger Klüngel, sie fläzten sich auf seinem Bett herum, auf dem Fußboden, überall. Bob hatte herausgefunden, daß Tom wegfuhr, aber daß er ihm so etwas antun würde, das hätte Tom nie geglaubt. Es kostete ihn sehr viel Selbstbeherrschung, nicht mit eisiger Stimme zu sagen: »Hier gibt es keinen Champagner.« Er mühte sich, allen guten Tag zu sagen, er versuchte zu lächeln, aber er hätte in Tränen ausbrechen können wie ein kleines Kind. Er schickte einen langen, vernichtenden Blick zu Bob hinüber, aber Bob schien sich sowieso schon über irgendwas zu ärgern. Es gab nur wenige Dinge, die ihm auf die Nerven gingen, rechtfertigte Tom sich im stillen, und das gehörte dazu: solche lärmenden Uberraschungen, solches Gesindel, all diese Vulgären, diese Schlampen - da glaubte man gerade, man hätte sie hinter sich gelassen, wenn man den Fuß auf Deck gesetzt hat, und nun sielten sie sich in ebendem Räume herum, in dem man die nächsten fünf Tage zubringen sollte!
    Tom ging zu Paul Hubbard, dem einzigen anständigen Menschen im Raum, er setzte sich neben ihn auf das kleine Einbausofa. »Tag, Paul«, sagte er ruhig. »Tut mir leid, das alles hier.«
    »Ach nein«, spöttelte Paul. »Wie lange wirst du weg sein? - Was ist los, Tom? Ist dir schlecht?«
    Es war schrecklich. Es ging weiter, der Krach und das Gelächter, und die Mädchen befühlten sein Bett und schauten ins Klo. Gott sei Dank, daß die Greenleafs nicht gekommen waren, um sich von ihm zu verabschieden! Mr. Greenleaf mußte geschäftlich nach New Orleans, und Mrs. Greenleaf hatte sich heute früh, als Tom anrief, um auf Wiedersehen zu sagen, nicht ganz so wohl gefühlt, um ans Schiff zu kommen.
    Endlich brachte Bob oder jemand anders eine Flasche Whisky zum Vorschein, und sie fingen alle an zu trinken, sie tranken aus den beiden Zahnputzgläsern, und dann kam ein Steward mit einem Tablett voller Gläser. Tom weigerte sich zu trinken. Er schwitzte so stark, daß er sein Jackett auszog, damit es nicht feucht wurde. Bob kam zu ihm herüber und rammte ihm ein Glas in die Hand. Tom sah, daß er im Grunde nicht Spaß machte, und Tom wußte auch, warum - weil er einen ganzen Monat lang Bobs Gastfreundschaft in Anspruch genommen hatte, und jetzt konnte er wohl wenigstens ein freundliches Gesicht machen, aber Tom konnte so wenig ein freundliches Gesicht machen, als wäre sein Gesicht aus Granit. Na wenn schon, dachte Tom, sollten sie ihn doch alle hassen nachher, was hatte er schon verloren?
    »Hier passe ich ´rein, Tommie«, sagte das Mädchen, das entschlossen war, irgendwo hineinzupassen und mitzufahren. Sie hatte sich seitlich in ein enges Schränkchen gezwängt, das etwa die Größe einer Besenkammer hatte.
    »Das möchte ich erleben - Tom in seinem Zimmer mit einem Mädchen ertappt!« lachte Ed Martin.
    Tom funkelt ihn an. »Komm hier ´raus, frische Luft schöpfen«, murmelte er Paul zu.
    Die anderen machten solchen Lärm, niemand bemerkte ihr Verschwinden. Sie standen nahe beim Heck an der Reling. Es war ein Tag ohne Sonne, und die Stadt zu ihrer Rechten war für Tom schon wie ein graues, fernes Land, das er von hoher See aus betrachtete - wenn man von der Bande unten in der Kabine absah.
    »Wo bist du denn immer gewesen?« fragte Paul. »Ed rief mich an und sagte mir, daß du wegfährst. Ich habe dich wochenlang nicht gesehen.«
    Paul gehörte zu denen, die glaubten, er arbeite bei Associated Press. Tom gab eine nette Geschichte zum besten über einen Sonderauftrag, der ihm übertragen worden sei. Vielleicht der Mittlere Osten, sagte Tom. Er machte es sehr geheimnisvoll. »Ich habe in letzter Zeit auch sehr viel Nachtarbeit gehabt«, sagte Tom, »daher kommt es, daß ich nicht viel ´rausgekommen bin. Es ist schrecklich nett von dir, daß du gekommen bist.«
    »Ich hatte heute morgen keinen Unterricht.« Paul nahm die Pfeife aus dem Mund und lächelte. »Nicht, daß ich nicht auch sonst gekommen wäre, wahrscheinlich. Aber irgendeine Entschuldigung muß man haben.«
    Tom lächelte. Paul war Musiklehrer an einer Mädchenschule in New York, um sein Geld zu verdienen, aber es lag ihm viel mehr, Musik zu komponieren in seiner Freizeit. Tom konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie er Paul kennengelernt hatte, aber er wußte noch, daß er einmal mit ein paar anderen Leuten zum
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