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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley
Autoren: Patricia Highsmith
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wenn er untertauchen wollte?«
    Tom rückte sich auf seinem Stuhl etwas bequemer zurecht. Das war schon das Schlußlicht, dachte er. »Nun, soviel ich weiß, mag er Italien am liebsten. Auf Frankreich würde ich nicht setzen. Auch Griechenland hat er gern. Manchmal hat er davon gesprochen, nach Mallorca zu gehen. Ganz Spanien kommt meiner Meinung nach in Frage.«
    »Aha«, sagte McCarron und seufzte.
    »Fahren Sie heute noch nach Rom zurück?«
    McCarron zog die Augenbrauen hoch. »Ich denke schon, wenn ich hier noch ein paar Stunden Schlaf finden kann. Ich habe seit zwei Tagen kein Bett gesehen.«
    Er hielt sich aber gut, dachte Tom. »Ich glaube, Mr. Greenleaf hat sich nach den Zügen erkundigt. Es gehen zwei heute vormittag, und am Nachmittag gibt es wahrscheinlich auch noch ein paar. Er hatte vor, heute abzureisen.«
    »Von mir aus können wir heute fahren.« McCarron griff nach dem Kassenzettel. »Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Mr. Ripley. Ich habe ja Ihre Adresse und Telephonnummer für den Fall, daß ich mich noch einmal an Sie wenden muß.«
    Sie erhoben sich.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich noch mit hinaufkomme und mich von Marge und Mr. Greenleaf verabschiede?«
    Es machte McCarron nichts aus. Sie fuhren mit dem Fahrstuhl wieder nach oben. Tom mußte sich zusammennehmen, um nicht zu pfeifen. Papa non vuole ging ihm im Kopf herum.
    Tom sah sich Marge genau an, als er ins Zimmer trat, er suchte nach Anzeichen der Feindseligkeit. Marge blickte nur ein bißchen tragisch drein, dachte er. Als wäre sie gerade Witwe geworden.
    »Ich hätte auch Ihnen gern ein paar Fragen gestellt, Miss Sherwood - allein«, sagte McCarron. »Wenn Sie nichts dagegen haben«, wandte er sich an Mr. Greenleaf.
    »Natürlich nicht. Ich wollte gerade in die Halle hinuntergehen und ein paar Zeitungen kaufen«, sagte Mr. Greenleaf.
    McCarron machte also weiter. Tom sagte auf Wiedersehen zu Marge und zu Mr. Greenleaf, falls sie heute noch nach Rom zurückfahren und sie sich nicht mehr sehen sollten. Zu McCarron sagte er: »Ich komme gern jederzeit nach Rom, wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann. Ich werde jedenfalls bis Ende Mai voraussichtlich hier sein.«
    »Bis dahin haben wir schon etwas«, sagte McCarron mit seinem zuversichtlichen Irenlächeln.
    Tom ging mit Mr. Greenleaf in die Halle hinunter.
    »Er hat mir all die alten Fragen noch einmal gestellt«, teilte Tom Mr. Greenleaf mit, »und hat mich außerdem nach meiner Meinung über Richards Charakter gefragt.«
    »Na, und wie lautet Ihre Meinung?« fragte Mr. Greenleaf in hoffnungslosem Ton.
    Ob Dickie nun Selbstmord begangen hatte oder ob er davongelaufen war und sich verborgen hielt, beides war in den Augen Mr. Greenleafs gleichermaßen schändlich, das wußte Tom. »Ich habe ihm gesagt, was ich für zutreffend halte«, sagte Tom, »nämlich daß Dickie imstande ist wegzulaufen und daß er ebenso imstande ist, sich das Leben zu nehmen.«
    Mr. Greenleaf sagte nichts dazu, er tätschelte nur Toms Arm. »Auf Wiedersehen, Tom.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte Tom. »Lassen Sie von sich hören.«
    Zwischen ihm und Mr. Greenleaf war alles in Ordnung, dachte Tom. Und auch mit Marge würde alles in bester Ordnung sein. Sie hatte die Selbstmorderklärung geschluckt, und von nun an würden all ihre Gedanken in diese Richtung laufen, das wußte er.
    Den Nachmittag verbrachte Tom zu Hause, er erwartete einen Anruf, wenigstens einen Anruf von McCarron, selbst wenn es nichts Wichtiges zu besprechen gab, aber es kam kein Anruf. Es kam nur ein Anruf von Titi, der Contessa, die ihn für heute nachmittag zu ein paar Cocktails einlud.
    Warum sollte er von seiten Marges Ärger zu erwarten haben, dachte er. Sie hatte ihm noch nie Ärger gemacht. Der Selbstmord war ihr zur fixen Idee geworden, und nun würde sie sich in ihrem stumpfen Hirn alles so zurechtbiegen, daß es ins Schema paßte.

28
    Am nächsten Tage rief McCarron aus Rom bei Tom an und wollte die Namen sämtlicher Leute in Mongibello wissen, die Dickie gekannt hatten. Das war anscheinend alles, was McCarron wollte, denn er ließ sich viel Zeit, sie alle aufzunehmen und mit der Liste zu vergleichen, die er von Marge hatte. Die meisten Namen hatte ihm Marge schon gegeben, aber Tom ging sie alle durch mit ihren schwierigen Adressen - Giorgio natürlich, Pietro, der Hafenmeister, Faustos Tante Maria, deren Zunamen er nicht wußte, obwohl er McCarron eine komplizierte Beschreibung lieferte, wie man zu ihr kam, Aldo, der
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