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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)
Autoren: A. G. Stoll
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Sie hatte sich schon gefragt, warum ihr Vater nicht nach ihr suchen ließ. Weder in der Zeitung noch in Aushängen hatte sie eine entsprechende Nachricht oder ein Suchbild von sich gefunden, wohingegen er damals alles getan hatte, um Elise zu finden. Vermutlich betrachtete er sie nicht länger als seine Tochter. Obwohl es ihr Leben leichter machte, schmerzte sein Desinteresse dennoch. Nur würde sie das Gustav niemals verraten und sich seinem Spott ausliefern.
    »Selbst wenn sie dich nicht wollen, was mich persönlich nicht verwundert, was ist mit dem Geld, mit dem du mich kaufen willst? Das werden sie zurückhaben wollen, wie auch immer du es dir von ihnen besorgt hast«, stellte er höhnisch fest.
    Trotz aller Häme wirkte er das erste Mal ein bisschen interessierter. Sie schüttelte den Kopf. Nun begann der Teil der Verhandlung, der ihr gefährlich werden konnte.
    »Davon ahnen sie nichts. Ein Goldschatz. In Madames Haus. Ich wusste schon lange, dass es ihn gibt. Ich dachte doch, Madame hätte mich mit einundzwanzig Jahren gehen lassen müssen, und hatte geplant, ihn dann heimlich mitzunehmen.«
    Er blickte sie an, als rede sie in einer fremden Sprache.
    Sie atmete tief durch und erklärte: »In dem Gebäude befinden sich Geheimgänge. In einem habe ich ein Säckchen mit Goldmünzen gefunden. Wir können sie eintauschen, sie sind wertvoll.«
    Ohne eine Miene zu verziehen, stellte Gustav fest: »Ich könnte dich vergiften und kein Mensch würde sich einen Deut darum scheren.«
    Kate nickte. »Ich weiß. Das Risiko nehme ich in Kauf.«
    Gustav blies die Wangen auf und überlegte. Schließlich deutete er mit dem Kopf in Richtung der heruntergekommenen Apotheke.
    »Du hast das Höllenloch gesehen, in dem ich arbeite?«
    Sie nickte ein weiteres Mal.
    Er fuhr fort: »Als Bezahlung gibt es nichts als Schweinefraß und ein stinkendes Loch zum Schlafen.« Er zog eine Grimasse. »Niemand sonst stellt mich ein. Ein Blick auf mich, und sie schicken mich weg. Daran ändert dein Geld auch nichts.«
    Verbitterung und Resignationen klangen aus seinen Worten. Sie kannte seine Eitelkeit, wusste, wie sehr er das bequeme Leben in Madames Haus genossen hatte, und ahnte, wie er nun litt.
    »Wir machen uns selbstständig. Gründen eine Firma, stellen Salben und Puder her«, stieß sie schnell hervor, um ihm keine Chance zu geben, sie zu unterbrechen.
    Er wandte sich ab, sagte nichts.
    »Gustav. Ihr müsst Euch nur als mein Onkel ausgeben, mehr nicht. Sobald ich volljährig bin, trennen wir uns und Ihr seht mich nie wieder«, flehte sie. »Falls Ihr es verlangt, braucht Ihr bis dahin nicht einmal mit mir zu reden. Nur Euren Schutz, mehr benötige ich nicht.«
    Er drehte sich zurück.
    »Du hast mein Leben zerstört.«
    Kate schluckte. Das entsprach der Wahrheit und daran gab es nichts zu beschönigen.
    »Das hatte ich nie beabsichtigt. Aber es ging nicht anders, wenn ich Elise retten wollte. Rufus hätte sie umgebracht, da bin ich mir sicher«, sagte sie ein wenig hilflos.
    Er musterte sie abwägend aus seinen hervorstehenden Augen. »Ich und Audra, ich …«, mehr bekam er nicht heraus, blinzelte, als wäre ihm Schmutz in die Augen gekommen.
    Sie wusste auch so, was er zu sagen versuchte und nicht über die Lippen brachte.
    Ich habe sie geliebt.
    Wobei sie sich fragte, ob Madame nur mit seinen Gefühlen gespielt hatte.
    »Sie hätte mich aus dem Weg geschafft, getötet. Irgendwann. Das wisst Ihr so gut wie ich«, flüsterte sie mit plötzlich rauer Stimme.
    Nun war es an ihm zu nicken.
    »Ich wollte das nicht.«
    »Dafür bin ich Euch dankbar.«
    Als Antwort schnaubte er nur.
    »In meinem Hotel ist noch ein Zimmer zu bekommen«, lenkte sie ihn ab.
    Er starrte sie eine halbe Ewigkeit an und sagte dann: »Ich hole meine Sachen. Warte auf mich.«
     
    Seine wenigen Habseligkeiten passten in eine abgegriffene Ledertasche, deren Henkel abgerissen waren. Ihr Angebot, sie für ihn zu tragen, lehnte er brüsk ab.
    Stumm liefen sie nebeneinander her.
    Schließlich ertrug sie das Schweigen nicht länger.
    »Das Buch über die Expeditionen. Ich habe es mitgebracht.«
    »Wofür dieser Unsinn?«, knurrte er.
    Kate räusperte sich. »Nun, wir werden Geld verdienen, und sobald wir es uns leisten können, erkunden wir die Welt. Stellt Euch vor, Gebirge, Wälder, ewiges Eis, Wüsten! Wir sehen uns alles an. Das wollt Ihr sicher auch.«
    Erleichtert und aufgeregt, ihn doch noch zum Mitkommen bewegt zu haben, warf sie die Hände hoch in die Luft und
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