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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu
Autoren: Tom Sharpe
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Schmuck seiner Insignien als Ritter des Königlichen Victoriaordens und Vizekönig von Matabeleland zeigte. Sir Theophilus stand da, in Hermelin gehüllt, die scharlachrote Uniform mit edelsteinverzierten Sternen und Orden verheerender Schlachten übersät, von denen jeder den Tod von mindestens zehntausend Soldaten repräsentierte, den sie der Unfähigkeit ihres Generals zu verdanken hatten. Des Vizekönigs Linke ruhte arthritisch auf dem Heft eines Schwertes, das aus seiner Scheide zu ziehen er immer viel zu feige gewesen war, während seine Rechte an einer geflochtenen Leine ein Wildschwein hielt, das extra aus Böhmen importiert worden war, um der Ehre teilhaftig zu werden, die Familie Hazelstone in diesem bedeutenden Kunstwerk darzustellen. Kommandant van Heerden war besonders von dem Wildschwein beeindruckt. Es erinnerte ihn an Wachtmeister Els. Er konnte nicht wissen, daß das arme Tier erst an ein Eisengerüst gekettet werden mußte, ehe der Vizekönig den Raum mit diesem lebenden Familienemblem betrat, und das auch nur, nachdem ihn der Künstler dazu überredet und ihm eine halbe Flasche Brandy eingetrichtert hatte. All das entging dem Kommandanten und ließ ihn im festen Glauben an die bedeutenden Qualitäten dieses Staatsmannes, dessen Enkelin er vor den Folgen ihrer Torheiten bewahren wollte.
    Geistig gestärkt durch den Anblick dieses Porträts sowie eines ähnlichen vom seligen Richter Hazelstone, auf dem er genauso unbarmherzig aussah, wie ihn der Kommandant von jenem Tag im Gericht in Erinnerung hatte, als er elf Männer vom Stamm der Pondos wegen des Diebstahls einer Ziege zum Tode verurteilte, stieg Kommandant van Heerden langsam die Treppe nach oben, um nach einem Plätzchen zu suchen, wo er sich ausruhen könne, bis Luitenant Verkramp mit der Verstärkung kam.
    Wenn Jacaranda Park erst einmal von der Außenwelt abgeschnitten wäre, würde er sich an die Aufgabe machen, Miss Hazelstone davon zu überzeugen, daß sie ihren Koch niemals ermordet und sich den ganzen Quatsch mit der Spritze und der Liebesaffäre ausgedacht hatte. Er war sicher, daß er die alte Dame zur Vernunft bringen könne, und wenn nicht, dann gäben ihm die Ausnahmebefugnisse das Recht, sie unbefristet und ohne Beistand eines Rechtsanwalts festzuhalten. Notfalls würde er auf den Terroristenerlaß pochen und sie in Einzelhaft bis ans Ende ihrer Tage einsperren, die durch geeignete Maßnahmen und eine zwangsläufig strenge Behandlung noch verkürzt werden konnten. Das war zwar kaum die Art und Weise, wie er mit einer Dame ihrer Herkunft hätte umgehen wollen, aber im Augenblick fiel ihm nichts Besseres ein. Als er oben angelangt war, blieb er einen Augenblick stehen, um wieder zu Atem zu kommen, dann ging er die Galerie entlang, die die ganze Länge von Jacaranda House einnahm. Wenn die Halle unten mit Porträts und ausgestopften Köpfen vollgepfropft war, so waren die Wände der Galerie entsprechend mit Trophäen vergangener Schlachten vollgehängt. Zu beiden Seiten erblickte der Kommandant zu seiner Verblüffung Waffen aller Formen und Größen, Waffen jedes Alters und Typs, die, soweit der Kommandant feststellen konnte, nur eines gemeinsam hatten, daß sie nämlich alle perfekt in Ordnung und dermaßen tödlich waren, daß er das absolut haarsträubend fand. Er blieb stehen und untersuchte eine Maschinenpistole. Tadellos geölt und intakt hing sie neben einer uralten Donnerbüchse. Kommandant van Heerden staunte. Die Galerie war ein regelrechtes Waffenarsenal. Hätte Miss Hazelstone nicht angerufen, um ihr Malheur mit Fünfpenny anzuzeigen, und sich statt dessen entschlossen, Jacaranda House zu verteidigen, dann hätte sie mit diesen Waffen die gesamten Polizeistreitkräfte Piemburgs wochenlang in Schach halten können. Der Kommandant gratulierte sich zu seinem Glück, daß Miss Hazelstone so kooperativ war, öffnete eine der Türen, die von der Galerie abgingen, und sah hinein.
    Wie er erwartet hatte, war es ein Schlafzimmer und mit so viel Geschmack und Eleganz ausgestattet, wie es dem Heim der führenden südafrikanischen Expertin zurückhaltender Raumgestaltung angemessen war. Chintzvorhänge und eine dazu passende Tagesdecke auf dem Bett verliehen dem Raum eine heitere, duftige Note. Was auf dem Bett lag, hatte den entgegengesetzten Effekt. Es hatte überhaupt nichts Geschmackvolles oder Elegantes an sich, und niemand hätte es als duftig bezeichnen können. Denn dort lag – und seine Unangemessenheit wurde durch das
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