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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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alle Kartons gefüllt waren, trug er sie nach hinten und deponierte
sie auf dem Tisch, der ihm als Einstiegshilfe gedient hatte.
    »Ich hab was gefunden. Lakritz und so.«
    »Was ist mit Geld?«
    »Wieso Geld?«, fragte Knut erstaunt. »Du hast gesagt, wir wollten
nur …«
    »Frag nicht. Da steht doch die Kasse?«
    »Ja.«
    »Kannst du sie aufmachen?«
    »Weiß nicht.«
    »Versuch es. Wenn sie abgeschlossen ist, guck, ob du einen Schraubenzieher
oder so was findest.«
    »Aber du hast …«, wagte Knut zu widersprechen, wurde jedoch erneut
von Peter unterbrochen.
    »Mach los!«
    Gehorsam trabte er zurück. Wie von Peter vermutet, ließ sich die
Kasse nicht öffnen und geeignetes Werkzeug, um sie aufzubrechen, fand sich
ebenfalls nicht.
    Peters Stimme klang unwirsch, als er die Nachricht hörte. »Hol die
Zigaretten. Schmeiß die Schachteln durchs Fenster, das geht schneller.«
    »Was ist mit dem Lakritz?«
    »Scheiß drauf. Das ist Kinderkram. Besorg die Kippen! Und beeil
dich!«
    Knut tat wie geheißen. Er hatte gerade erst neun oder zehn Packungen
ins Freie geworfen, als er Peter aufgeregt rufen hörte: »Da kommen Leute.
Schnell, beeil dich!«
    Eilig griff Knut zu einem Stuhl und stellte ihn auf den Tisch. Dann
kletterte er darauf. Der Möbelturm wackelte bedenklich. Trotzdem gelang es
Knut, sich nach oben zum Fenster zu ziehen. Er streckte den Kopf durch das
Gitter und sah Peter, der die Zigarettenschachteln einsammelte und in seine
Taschen steckte. »Du musst mir beim Rausklettern helfen«, bat Knut. »Das ist zu
hoch.«
    Einen kurzen Moment lang blickte Peter zu ihm hin. »Geht nicht«,
stieß er hervor. »Ich muss weg. Sonst schnappen sie mich.« Er wandte sich um
und rannte davon.
    Aus Richtung der Straße näherten sich Schritte. Jemand rief: »Stehen
bleiben! Polizei!«
    Panisch schob Knut seinen Oberkörper nach vorn, hing mit dem Kopf
voraus etwa zwei Meter über dem Boden. Sein Herz pochte bis zum Hals. »Peter!«,
rief er ohne viel Hoffnung. Er hielt sich mit der rechten Hand fest, stützte
sich mit der linken an der Außenmauer ab und versuchte, seinen Körper durch
Fenster und Gitter zu winden. Als er es fast geschafft hatte, rutschte er nach
unten und sein Schultergelenk überdrehte. Vor Schmerz schrie er auf und ließ
los. Er stürzte in die Tiefe, drehte sich im Fallen und schlug zuerst mit dem
linken Fuß, dann mit der Hüfte auf das Pflaster. Eine Welle des Schmerzes
durchzuckte ihn. Mühsam rappelte er sich auf. Mehr stolpernd als laufend trat
er die Flucht an, die jedoch nach wenigen Schritten von einem der Polizisten
gestoppt wurde. Seine Gegenwehr war erfolglos. Der Beamte nahm in mit einem Arm
in den Schwitzkasten und fixierte ihn so mit Leichtigkeit.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Knut Peters Festnahme. Doch es
ärgerte ihn nicht, sondern versöhnte ihn etwas. Sein Freund hatte ihn immerhin
im Stich gelassen, nur an seine eigene Sicherheit gedacht.
    Und so musste Knut schon früh die Erfahrung machen, dass nicht
jeder, der sich als Freund bezeichnet, wirklich einer ist.

11
    Am nächsten Morgen, noch vor dem Frühstück, erreichte
Rainer endlich Elke. Sie erzählte ihm, dass Oskar seinen Vater vermisse und sie
Grüße von ihm bestellen solle. Der Kleine sei heute von ihr eher in den Kindergarten
gebracht worden als üblich, da sie einen frühen Gerichtstermin habe. Deshalb
fehle es ihr an Zeit, um ausgiebig mit Rainer zu plaudern. Esch schilderte kurz
und fast wahrheitsgemäß, dass er sich mit der Polizei in Verbindung gesetzt
habe und sonst alles nach Plan verlaufe. Wobei er, während er das sagte, das
dumme Gefühl nicht loswurde, dass ihm seine Freundin seine Halbwahrheiten nicht
ganz abnahm. Aber egal. Richtig gelogen hatte er schließlich auch nicht.
    Das mit dem Plan war eindeutig untertrieben. Er fragte sich nicht
zum ersten Mal, seit er auf der Insel war, wie er diese Aufgabe eigentlich
lösen sollte. Altehuus schwieg wie ein Grab, mit Harms durfte er nicht in
Kontakt treten und offensiv Erkundigungen einholen auch nicht. Was sollte er
tun? Und da ihm nichts Sinnvolles einfiel, ließ er Aufgabe Aufgabe sein und
verbrachte den Freitag mit einer ausgiebigen Strandwanderung. Schließlich war
er auf Juist.
    Am nächsten Tag schreckte Rainer gegen vier Uhr in der Frühe
hoch. Er meinte, Sirenen gehört zu haben. Er stand auf, schlurfte zum Fenster
seines Hotelzimmers und sah hinaus. Im Osten zeigte ein heller Streifen am
Horizont, dass der Sonnenaufgang kurz bevorstand. Der Teil
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