Toedliches Versprechen
einen Karton packte.
Mit einem erschrockenen Schrei fuhr sie zu ihm herum. Er zögerte keine Sekunde, fasste in ihr hässliches kurzes Haar und zerrte sie in ihr Zimmer. Vor ihrem Bett ließ er sie los. Sie versuchte, sich aufzurappeln und von ihm wegzukommen. Nicht schnell genug. Schallend klatschte erst seine Handfläche auf die rechte Wange, dann sein Handrücken gegen die Linke. Ihr Kopf flog hin und her wie ein Tennisball. Über ihrem Wangenknochen platzte die Haut auf. Er zog sie an ihren Haaren hoch, bis sie seinem Gesicht ganz nah war. »Willst du abhauen, du verdammte Schlampe? Glaubst du, du entkommst mir? Glaubst du, du kannst dich irgendwo auf dieser Welt vor mir verstecken?«
Er ließ ihren Kopf los. Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit genügte, und sie zerkratzte ihm mit den Nägeln ihrer linken Hand die Wange, während sie mit der Rechten nach seinen Eiern griff und mit aller Macht zudrückte. Er hatte ihre Kraft unterschätzt. Mit einem Schmerzensschrei fuhr er zurück und verpasste ihr einen Faustschlag ins Gesicht. Ihr Nasenbein brach knirschend und das Blut vermischte sich mit dem, das von ihrem Wangenknochen über ihr Gesicht lief.
Gurgelnd versuchte sie, zu schreien, aber er war schon wieder über ihr. »Du hättest alles von mir haben können. Du verdammtes Miststück. Und wie dankst du es mir?«, brüllte er.
Sie wand sich unter ihm, versuchte von ihm wegzukommen, sich zu wehren.
Mit einer Hand hielt er ihre Arme über ihrem Kopf fest, mit der anderen zog er das Messer, mit dem er eigentlich sein verstecktes Geld hatte ausgraben wollen, aus der Hosentasche und ließ es aufschnappen.
Sie wurde still unter ihm. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf das Messer.
Plötzlich wurde auch er ruhig. Wie eine friedliche, kühle Decke breitete sich die Erkenntnis über die glühend heiße Wut, die ihn innerlich verbrannte. Er musste sie auslöschen. Wenn sie vernichtet war, würde er wieder atmen können, wieder denken können, leben können. Sie hatte ihm alles geraubt. Alles. Jetzt war es an ihm, sich aus ihren Fängen zu befreien. Er hob den Arm und stieß zu. Die Klinge, an der noch Reste von Erde und Gras klebten, fuhr in ihren Körper. Sie bäumte sich mit einem stummen Schrei unter ihm auf und er zog das Messer zurück. Die Erde und das Gras hatten sich mit ihrem Blut vermischt.
Wieder trieb er das Messer in ihren Oberkörper.
Wieder.
Und wieder.
22.
G riffin parkte hinter dem Wagen der Frau, die heute Morgen zu Besuch gekommen war und seine Rosen gefunden hatte. Er musste nicht lange warten. Schon zehn Minuten später öffnete sie, mit dem Handy am Ohr, die Haustür. Das Kind rannte an ihr vorbei zum Auto. Sie rief der Kleinen hinterher, sie solle warten. Aber da war es schon zu spät. Griffin hatte sie am Auto abgefangen und hielt ihr sein Messer an den Hals.
Die Mutter blickte auf – und riss schockiert die Augen auf.
»Auflegen«, formte er mit den Lippen.
Sie nickte und beendete hektisch das Telefonat.
»Ins Haus!«
Sofort drehte sie sich um und rannte fast zur Tür. Er folgte ihr mit dem Kind, versucht, sich unauffällig wie möglich zu verhalten. Ein Blick zu den Nachbarhäusern beruhigte ihn. Eine Entführung war eine riskante Sache, aber niemand schien sie zu beobachten. In einer Gegend wie dieser wusste man allerdings nie. Er wollte möglichst wenig Aufsehen erregen. Glücklicherweise war der Weg bis zur Haustür nicht wirklich lang.
Er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Wenn man Müttern drohte, ihren Kindern etwas anzutun, wurden sie zahm wie Kätzchen und taten alles, was man wollte. Nicht, dass er auf diesem Gebiet Erfahrungen gesammelt hätte, aber es war immer wieder faszinierend, wie gut sich die Schilderungen des einen oder anderen Knastinsassen, den er kennengelernt hatte, in die Tat umsetzen ließen.
Im Haus dirigierte er die Frau samt des schwanzwedelnden, offensichtlich ungefährlichen Hundes in einen kleinen Toilettenraum. Sehr klein. Ein weit oben liegendes, winziges Fenster. Perfekt. Hier kamen sie so schnell nicht wieder raus.
Er drückte das Messer ein wenig fester gegen die Schlagader des Mädchens. »Wo ist Nadine?«
»Wer?« Die Frau schluckte. »Ich kenne niemanden mit diesem Namen.«
Das Messer drückte ein wenig tiefer in den Hals. Das Kind wimmerte leise. Noch einen Millimeter, und er würde die Haut aufritzen. Blut würde fließen. Das wollte er nicht. Er wollte weder jemanden töten noch verletzen. Er wollte nur
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