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Tödlicher Champagner (German Edition)

Tödlicher Champagner (German Edition)

Titel: Tödlicher Champagner (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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türkischen Märkten eingekauft. Privatlehrer hatten sie auf ihren Reisen begleitet. Die unruhige Kindheit hatte ihren Sinn für Stil geprägt und den Wunsch nach einem richtigen Heim er zeugt.
    Während es ihren Eltern gefiel, durch die Länder zu ziehen und alles in Wort und Bild festzuhalten, hatte Pandora etwas Wichtiges versäumt. Wo war ihr Zuhause? Dieses Jahr in Mexiko, das nächste in Athen. Ihre Eltern hatten sich mit ihren Büchern und Artikeln über alles Ungewöhnliche einen Namen gemacht, aber Pandora wünschte sich Wurzeln, die sie sich jedoch selbst suchen musste.
    Sie hatte sich für New York und in gewisser Weise für Onkel Jolley entschieden.
    Jolley McVies allerletzter Scherz, dachte sie, als sie in die lange Zufahrt einbog. Hätte sie doch bloß mehr über Michael gewusst. War es bei ihm das Geld oder Zuneigung zu dem alten Mann, was ihn in die Catskills zog? Seine Serie ‚Logan’s Run‘ war im sehr erfolgreichen vierten Jahr, und er hatte andere lukrative Unternehmungen im Fernsehen laufen. Doch Geld stellte eine Verführung dar, Onkel Carlson hatte mehr davon, als er je ausgeben konnte, und focht dennoch bereits das Testament an.
    Das bereitete ihr keine Sorgen. Onkel Jolley hatte stets nur die besten Leute angestellt. Wenn Fitzhugh das Testament erstellt hatte, wares wasserdicht. Sorgen bereitete ihr dagegen Michael Donahue.
    Als sie ankam, war sie von der Fahrt und der Erkältung erschöpft. Ihre Ausrüstung war schon am Tag davor hergebracht worden, aber sie hatte immer noch drei Koffer im Wagen. Pandora wollte einen nach dem anderen nehmen, öffnete den Kofferraum und sah zu dem Herrenhaus hinüber.
    Onkel Jolley hatte es gebaut, als er vierzig war. Also war das Haus älter als ein halbes Jahrhundert. Es erstreckte sich nach allen Richtungen gleichzeitig. Ohne die Seitenflügel wäre es ein ziemlich nüchternes Herrenhaus im Stil des späten neunzehnten Jahrhunderts gewesen. So aber war es eine verwirrende Vielfalt von Mauern und Ecken, hohen und breiten Gebäudeteilen. Einige Fenster waren lang gestreckt, andere breit, einige vergittert, andere frei.
    Die Steine stammten aus seinen Steinbrüchen, das Holz aus seinen Sägewerken, und für den Hausbau hatte er eine Baufirma ins Leben gerufen. ‚McVie Construction Incorporated‘ war eine der fünf größten Gesellschaften des Landes. Und nun gehörte ihr davon die Hälfte, auch von Baby-Öl, Stahlwerken, Düsentriebwerken und Kuchenmischungen. Pandora biss die Zähne zusammen und hob einen Koffer aus dem Wagen. Worauf hatte sie sich bloß eingelassen!
    Michael beobachtete Pandora von einem Fenster im ersten Stock aus. Sie trug eine lange weite Jacke in drei lebhaften Farben. Blau, Gelb und Rosa. Der Wind fing sich in ihrer gelben Hose und ließ sie flattern. Sie wirkte nicht verweint, sondern grimmig entschlossen. Umso besser. Bei dem Begräbnis ihres Onkels hatte er sie trösten wollen, doch zu viel Mitgefühl für eine Frau wie Pandora war tödlich, und das Wissen darum hatte ihn abgehalten.
    Er kannte sie von Kindheit an und hatte sie immer für ein verwöhntes Biest gehalten, musste ihr aber zugestehen, dass sie aufrichtiger und ehrlicher als der Rest der Verwandtschaft war.
    Eine kurze Zeit hatte er für sie ein gewisses Verlangen verspürt, nur das seichte Verlangen eines Teenagers. Sie hatte schon immer ein faszinierendes Gesicht besessen, aber er zog sanftere Frauen vor, Frauen mit mehr Glanz und Weiblichkeit – und kürzeren Klauen.
    Michael verschob das Einrichten seines Arbeitszimmers und ging nach un ten.
    „Charles, sind meine Sachen gekommen?“ Pandora ließ ihre Autofahrerhandschuhe auf einen kleinen runden Tisch in der Halle fallen. Wegen Charles, dem alten Butler, der ihren Onkel schon vor ihrer Geburt versorgt hatte, freute sie sich über ihr Kommen.
    „Alles ist heute Morgen eingetroffen, Miss.“ Der alte Mann wollte ihren Koffer nehmen, doch sie winkte ab.
    „Nein, bemühen Sie sich nicht. Wohin haben Sie die Sachen gebracht?“
    „In das Gartenhaus im östlichen Hof, wie Sie es wünschten.“
    Sie lächelte ihm zu und gab ihm einen Schmatz auf die Wange, und sein eckiges Bulldoggengesicht rötete sich leicht. „Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann. Ich habe Ihnen noch gar nicht gesagt, wie glücklich ich darüber bin, dass Sie und Sweeney bleiben. Das Haus wäre nicht mehr dasselbe, würden Sie nicht Tee servieren und Sweeney Kuchen backen.“
    Charles drückte seinen Rücken noch gerader durch.
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