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Tödlicher Champagner (German Edition)

Tödlicher Champagner (German Edition)

Titel: Tödlicher Champagner (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Erben und dem Institut zum Studium fleischfressender Pflanzen zu. Ich segne euch, meine Kinder. Lasst einen alten, toten Mann nicht im Stich.“
    Eine volle Minute herrschte tiefe Stille.
    Dann murmelte Michael: „Der alte Bastard.“ Pandora hätte daran Anstoß genommen, hätte sie ihm nicht völlig zugestimmt. Weil Michael voraussah, dass die Temperatur in dem Raum anstieg, zog er Pandora mit sich hinaus, den Korridor entlang und in einen jener seltsamen kleinen Salons, die man überall im Haus fand. Unmittelbar bevor er die Tür schloss, ging in der Bibliothek die erste Explosion hoch.
    Pandora holte ein frisches Taschentuch hervor, schnäuzte sich und ließ sich auf die Armlehne eines Sessels plumpsen. Sie war zu entgeistert und erschöpft, um sich zu amüsieren. „Na, und jetzt?“
    Michael tastete nach einer Zigarette, ehe er sich daran erinnerte, dass er aufgehört hatte. „Jetzt müssen wir einige Entscheidungen treffen.“
    Pandora schenkte ihm einen jener langen, starren Blicke, die nach ihrer Erfahrung die meisten Männer ins Stottern brachten. Michael saß ihr jedoch bloß gegenüber und starrte zurück. „Ich habe gemeint, was ich gesagt habe. Ich will dieses Geld nicht. Nach Aufteilung und Abzug der Steuern sind das ungefähr fünfzig Millionen pro Kopf. Fünfzig Millionen“, wiederholte sie und rollte die Augen. „Lächerlich.“
    „Das war immer Jolleys Meinung“, sagte Michael und bemerkte die Trauer in ihren Augen.
    „Er hat das Geld nur zum Spielen benutzt. Das Problem war, dass er jedes Mal nur noch Geld dazugewonnen hat.“ Pandora konnte nicht still sitzen und ging ans Fenster. „Michael, mit so viel Geld würde ich ersticken.“
    „Bargeld ist nicht so schwer, wie du denkst.“
    Mit einem abfälligen Lächeln drehte sie sich um und setzte sich auf das Fensterbrett. „Du hättest nichts gegen fünfzig Millionen nach Abzug der Steuern einzuwenden.“
    Er hätte liebend gern diesen Ausdruck aus ihrem Gesicht weggewischt. „Ich besitze nicht deine feine Missachtung für Geld, Pandora, vielleicht weil ich ohne Geld aufgewachsen bin.“
    Sie zuckte die Schultern. „Dann nimm alles.“
    Michael griff nach einem kleinen blauen Glasei und warf es von einer Hand in die andere. Es war kühl und glatt und ein paar tausend Dollar wert. „Das wollte Jolley nicht.“
    Schniefend riss sie ihm das Ei aus der Hand. „Er wollte, dass wir heiraten und glücklich zusammenleben bis ans Ende unserer Tage. Ich würde ihm gern den Gefallen tun.“ Sie warf ihm das Ei wieder zu. „Aber ich bin keine derartige Märtyrerin. Und bist du nicht ohnedies mit irgendeiner kleinen blonden Tänzerin verlobt?“
    Er legte sorgsam das Ei weg, bevor er dem Drang folgte, es nach Pandora zu werfen. „Für jemanden, der die verwöhnte Nase über das Fernsehen rümpft, zeigst du wenig intellektuelle Geringschätzung für Klatsch und Tratsch.“
    „Ich liebe Klatsch und Tratsch“, sagte Pandora so gigantisch übertrieben, dass Michael lachte.
    „Also gut, Pandora, stecken wir für einen Moment die Schwerter weg. Ich bin mit niemandem verlobt, aber Heirat ist gar keine Bedingung des Testaments. Wir müssen nur sechs Monate unter demselben Dach le ben.“
    Während sie ihn betrachtete, fühlte sie Enttäuschung in sich aufkommen. „Du willst also wirklich das Geld?“
    Er machte zwei wütende Schritte auf sie zu, bevor er sich zurückhielt. Pandora zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Denk, was du willst“, sagte er leise, als wäre es unwichtig. Seltsamerweise ließ es sie schaudern. „Du willst das Geld nicht, gut. Abgesehen davon, willst du denn zusehen, wie dieses Haus an die Verwandtschaft da draußen geht oder an einen Haufen lächerlicher Wissenschaftler, die die Venusfalle untersuchen? Jolley hat dieses Haus und alles darin geliebt, und ich dachte immer, du auch.“
    „Tue ich auch.“ Die anderen würden es verkaufen, und das Haus wäre für sie verloren. Alle diese unsinnigen, prunkvollen Räume und die lächerlichen Bogengänge. Jolley mochte nicht mehr unter ihnen sein, aber er hatte das Haus wie eine baumelnde Karotte zurückgelassen, und er hielt nach wie vor den Stock, an dem der Köder hing.
    „Er versucht noch immer, unser Leben zu bestimmen.“
    Michael hob eine Augenbraue. „Überrascht?“
    Leise lachend sah Pandora zu ihm. „Nein.“
    Langsam schritt sie durch den Raum, während die Sonnenstrahlen durch die geschliffenen Glasscheiben fielen und in ihr rotes Haar Hochglanz zauberten.
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