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Tödliche Mitgift

Tödliche Mitgift

Titel: Tödliche Mitgift
Autoren: Eva Almstädt
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zu tun, als sich ruhig zu verhalten. Doch dann hatte Rizzo an einem Kiosk an der Piazza Matteotti von dem Mord an einer Deutschen im Guarini Hotel gehört. Er hatte die lokale Presse studiert, die sich aber nur sehr zurückhaltend zu dem Vorfall äußerte. Immerhin hatte er herausgefunden, dass es sich bei der Ermordeten wohl um Annegret Dreyling handelte, die Polizei jedoch noch niemanden verhaftet hatte. Der Begleiter der deutschen Touristin war seit dem Mord angeblich spurlos verschwunden.
    »Wie … ist sie gestorben?«, fragte Nowak. Seine Stimme klang durch den Stoff von Caterinas Rock gedämpft.
    »Sie wurde … ihr wurde … die Kehle durchgeschnitten.«
    » Was? Wie einem Tier?« Die Vorstellung, dass sie so ermordet worden war, erschien ihm entsetzlicher als alles. Barbarisch, grausam – und Annegret hatte doch kein Blut sehen können. Er konnte den Schmerz, das ungläubige Entsetzen, wenn geschliffener Stahl durch Haut, Sehnen und Gefäße schneidet, fast spüren. Wie war sie gestorben? Verblutet? Erstickt? Alles in ihm krampfte sich zusammen.
    »Ich kann es nicht ändern, Matthias.«
    »Und keiner hat etwas gemerkt? Keiner hat was gehört in diesem piekfeinen Hotel?«
    »Wenn einem die Kehle durchgeschnitten wird, kann man nicht mehr schreien.«
    Es war eine dieser typischen Bemerkungen seiner Frau, nüchtern und irgendwie brutal, auch wenn sie es wohl gar nicht so meinte. Matthias spürte den selbstzerstörerischen Drang, immer weiterzufragen, auch wenn der Schmerz ihn zu überwältigen drohte. »Und wann ist es passiert?«
    »Am Sonntagabend. Ziemlich spät, heißt es.«
    »Da war ich in Rom im Restaurant La Rampa «, murmelte Nowak. Bei der Erinnerung an das üppige, mehrgängige Abendessen, das er zu diesem Zeitpunkt ahnungslos zu sich genommen hatte, schüttelte es ihn im Nachhinein vor Ekel.
    »Dann hast du ja ein Alibi«, hörte er Caterina sagen. Klang sie … zufrieden?
    »Weiß die Polizei schon, wer es war? Es war doch nicht Berry, dieser Idiot?«, fragte er verwirrt.
    »Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, oder? Ich nehme an, Bernhard Löwgen, dein lieber, netter Berry, ist mit ziemlicher Sicherheit Annegrets Mörder. Er ist abgehauen, das sagt doch schon alles, oder?«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Nowak. »Ich will, dass der wahre Mörder bestraft wird. Was ist, wenn sie ihn nicht finden?«
    »Sie werden ihn finden.«
    »Ich muss eine Aussage machen.«
    »Nicht jetzt, wo wir fast … fertig sind. Noch weiß niemand, dass eine Verbindung zwischen uns und Annegret bestanden hat.«
    »Meine Schwester ist mir wichtiger. Ich will, dass sie ihren Mörder finden! Ich will, dass er leidet, so wie sie gelitten hat.«
    Caterina seufzte. »Sie werden ihn finden, glaub mir. Aber wir müssen das Richtige tun. Lass uns nachher in Ruhe darüber reden …«
    »Es gibt nichts zu bereden.«
    »Ich glaube, mein Onkel sieht das anders …«
    Ratatatatat! Das Geräusch des hinunterfallenden Rollladens vor der Schaufensterfassade klang wie die Salve eines Maschinengewehrs. Jedenfalls dann, wenn man sich in einem Zustand permanenter Panik befindet, dachte Bernhard Löwgen. Perugias Vorstadt war bereit für die hereinbrechende Nacht. Nur er war es nicht. Solange es hell gewesen war, hatte er sich einreden können, dass er schon noch einen annehmbaren Schlafplatz finden würde. Doch nun, im fahlen Licht vereinzelter Straßenlaternen, machte ihm die Aussicht darauf, irgendwo hier draußen in einer dunklen Ecke allein nächtigen zu müssen, Angst. Die letzten zwei Nächte hatte er in einem privaten Fremdenzimmer bei einer alten Italienerin geschlafen. Sie hatte ihm keine Fragen gestellt und es vermieden, ihm in die Augen zu sehen. Aber als er das Geld auf den Tisch gelegt hatte, waren ihre knotigen Hände hervorgeschossen, hatten die Scheine gegriffen und in den Falten ihres schwarzen Kleides verschwinden lassen, während sie ihm einen wachsamen Blick zugeworfen hatte. Dann hatte sie mit dem Kopf in Richtung der steilen Stiege gedeutet, die zu dem Zimmer führte. Doch selbst die dreißig Euro für ein durchgelegenes und trotz der sommerlichen Temperaturen klammes Bett für die Nacht konnte er sich nicht mehr leisten. Auch war ihm die Frau zunehmend misstrauisch vorgekommen. Immerhin hatte er gestern noch daran gedacht, sich an dem Spiegel über dem Waschbecken in seinem Zimmer seine auffälligen rötlichen Locken abzuschneiden und die Stoppel schwarz zu färben. »Poly Man, keiner merkt’s«, hatte er mit
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