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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition)
Autoren: Anja Buchmann
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Tharet dafür gesorgt, dass sich ihre beiden Peiniger vor Gericht für ihre Tat verantworten mussten. Er hatte die beiden Verbrecher ob seines Amtes so sehr eingeschüchtert, dass sie freiwillig gestanden hatten. Somit blieb Galica eine Aussage vor Gericht erspart. Ihre Peiniger jedoch würden einige Jahre im Kerker verbringen und mussten ihr eine hohe Summe zahlen. Obgleich sie dadurch vermögend genug geworden war, um zu tun, was ihr beliebte, hatte sie sich entschieden, bei Tharet zu bleiben. Dies hatte ihn sehr glücklich gemacht, denn schon während er sie geheilt hatte, war sein Herz für sie entbrannt. Dennoch hatte er es lange nicht gewagt, ihr seine Gefühle zu gestehen. Er hatte sich eingeredet, dies geschähe aus Rücksicht auf ihre traumatische Vergangenheit. Rückblickend musste er jedoch zugeben, es war lediglich die Angst vor Zurückweisung gewesen. 
    Dennoch hatte sich vor drei Monden alles zum Guten gewendet. Er war ungewöhnlich früh heimgekehrt und hatte Galica weinend am Küchentisch vorgefunden. Er hatte den Arm um sie gelegt und gefragt: „Warum weint Ihr, was ist geschehen?“ 
    Sie jedoch hatte seinen Arm beiseitegeschoben und traurig erwidert: „Bitte lasst das. Ihr dürft es mir nicht noch schwerer machen.“ 
    Er musste sie wohl ziemlich verdutzt angeschaut haben, denn sie hatte hinzugefügt: „Ihr wart so freundlich zu mir. Aber ich muss Euch verlassen.“ 
    „Warum? Fühlt ihr Euch hier nicht mehr wohl. Bin ich Euch irgendwie zu nahe getreten?“ 
    „Ganz im Gegenteil.“ Die nächsten Worte waren ihr sichtlich schwergefallen. „Ich habe Gefühle für Euch entwickelt. Ich... Ich habe mich in Euch verliebt.“ Während dieser Worte war sie erneut in Tränen ausgebrochen. 
    In diesem Moment hatte Tharet seine Gefühle nicht mehr zurückhalten können. Überglücklich hatte er Galica in seine Arme geschlossen und ihr überschwänglich seine Liebe gestanden. Sogleich hatte er sie gebeten, seine Frau zu werden. Jedoch hatte sie keineswegs begeistert zugestimmt, vielmehr hatte sie sich gesträubt und ihn gebeten, sie gehen zu lassen und zu vergessen. Erst nach einigem Zureden hatte er ihr den Grund dafür entlocken können. Sie hatte sich darauf versteift, ihn nicht glücklich machen zu können, da sie ihm aufgrund ihrer Verletzung niemals würde Kinder schenken können. Es hatte ihn seine ganze Überzeugungskraft gekostet, ihre Bedenken zu zerstreuen. Bereits sechs Tage später waren sie verheiratet gewesen. 
    Nun war Galica sein ganzes Glück. Wann immer es ihm möglich war, verbrachte er seine Zeit mit ihr. Er hatte ihr auch angeboten, ihn zu der Zeremonie zur Wintersonnenwende zu begleiten, sie jedoch hatte angelehnt. Wahrscheinlich wusste sie, wie besonders diese eine Nacht für ihn war.
     
    Die Stunden der Meditation waren wie im Flug vergangen. Schon näherte sich das Ritual dem Ende. 
    Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, sprach Yerina die rituellen Schlussworte und beendete damit das Ritual. Obgleich die nächtliche Meditation sie erschöpft hatte, blieb ihr keine Zeit, sich auszuruhen. Sie bahnte sich einen Weg durch die Gläubigen, die die Zeremonie die ganze Nacht verfolgt hatten, und schritt zum Hauptportal, um es zu öffnen. Dabei beobachtete sie aufmerksam die Menge. Zu ihrer Erleichterung entdeckte sie Tharet, der neben dem noch geschlossenen Hauptportal an der Wand lehnte. Bevor sie das Tor öffnete, bedeutete sie ihm mit einem Handzeichen zu warten. 
    Es dauerte eine Weile, bis sie alle Gläubigen, die der Zeremonie beigewohnt hatten, gebührend verabschiedet hatte. Als Oberpriesterin war sie eine der einflussreichsten Personen des Landes. Daher versuchten viele, ihr Wohlwollen und ihre Freundschaft zu erlangen. Nahezu jeder war ausnehmend höflich zu ihr, die sie doch nur ein Waisenkind war, das etwas Glück gehabt hatte. Sie war jedoch klug genug, sich nicht von Schmeicheleien und schönen Worten einwickeln zu lassen. Sie wusste, dass sie nur wenige wahre Freunde hatte und das waren jene, mit denen sie vor sechs Jahren unzählige Gefahren durchgestanden und Cytria gerettet hatte. Sie stand in regem Briefkontakt mit Peria und Jeven sowie mit Carlynn und Aden. Obgleich sie einander seit sechs Jahren nicht mehr gesehen hatten, – durch ihre Arbeit und die kleinen Kinder hatte keiner die Möglichkeit gesehen, eine weite Reise zu unternehmen - standen sie einander nahe und nahmen regen Anteil am Leben der anderen. Auch traf Yerina sich, wann immer es ihre
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