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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis
Autoren: Lisa J. Smith
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veränderte sich. Das Fleisch bewegte sich vor Mary-Lynnettes Augen. Seine Wangenknochen wurden breiter, seine Nase und sein Mund traten mehr hervor. Haar kroch zwischen die Augenbrauen und verwandelten sie in einen durchgehenden Streifen. Sie konnte tatsächlich sehen, wie einzelne, dicke Haare sprossen und sich schwarz von der weißen Haut abhoben.
    Ich glaube, mir wird übel ... Sie schluckte heftig.
    „Was ist los, Mary-Lynnette?" Er stand auf, und sie erkannte, dass sich auch sein Körper veränderte. Es war immer noch ein menschlicher Körper, aber er war dünn und lang gestreckt, als bestünde er nur noch aus Sehnen und Muskeln.
    „Nichts", stieß sie kaum hörbar hervor. Sie verdrehte ihre Fesseln heftig und spürte, wie eine Hand sich freier bewegen konnte. Das ist es, dachte sie. Jetzt lenke ihn weiter ab. Locke ihn von Ash weg.
    „Erzähl weiter", stieß sie atemlos hervor. „Was ist dann geschehen?"
    „Ich wusste, dass ich ihnen eine Botschaft schicken musste. Ich kam in der nächsten Nacht für die Ziege zurück - aber wieder warst du da. Du bist vor mir in den Stall geflohen." Er kam näher heran. Das Mondlicht wurde von seinen Augen zurückgeworfen. Die Pupillen leuchteten grünlich orange. Mary-Lynnette konnte ihn nur anstarren. Dieser Schatten auf der Lichtung ... Die Augen, die ich gesehen habe, erinnerte sie sich. Es war kein Kojote gewesen, sondern er. Er ist uns überallhin gefolgt.
    Bei dieser Vorstellung überlief sie eine Gänsehaut. Aber da war noch ein anderer Gedanke, der schlimmer war. Das Bild, wie er die Ziege getötet hatte. Kaltblütig und methodisch. Als Warnung gedacht. Deshalb hat er Herz und Leber nicht gegessen, dachte sie. Er hat nicht getötet, um Nahrung zu bekommen. Das war kein normales Töten gewesen, so wie es ein Werwolf macht. Aber er war auch kein Werwolf wie die anderen.
    Er war überhaupt nicht so, wie Rowan einen Werwolf beschrieben hatte - ein edles Tier, das nur jagte, um zu essen. Stattdessen war er ... ein tollwütiger Hund.
    Ausgerechnet Ash hatte es richtig erkannt. Er und seine Witze über Tollwut ...
    „Du bist so wunderschön", sagte Jeremy plötzlich. „Das habe ich immer gedacht. Ich liebe dein Haar."
    Er stand direkt vor ihr. Sie konnte jede einzelne Pore in seinem Gesicht erkennen, aus denen krauses Haar spross. Und sie konnte ihn riechen. Es war ein wilder, animalischer Geruch wie in einem Zoo.
    Jeremy streckte die Hand aus, um ihr Haar zu berühren. Seine Fingernägel waren dunkel und dick. Mary-Lynnette merkte entsetzt, wie ihre Augen immer größer wurden. Sag etwas, ermahnte sie sich hektisch. Zeig ihm jetzt bloß nicht, dass du Angst hast.
    „Du wusstest, wie Mrs. Burdocks Ehemann ums Leben gekommen ist", stieß sie hervor.
    „Sie hat es mir vor langer Zeit erzählt", antwortete er fast abwesend und fuhr mit den Fingern immer noch durch ihr Haar. Er hatte sich inzwischen so sehr verwandelt, dass seine Stimme kaum noch zu verstehen war. „Ich habe kleine Holzstäbe von meinen Modellen benutzt. Du weißt, dass ich gern bastle. Und eine schwarze Iris für ihn. Ash." Jeremy stieß den Namen mit wildem Hass hervor. „Ich hatte ihn an diesem Tag mit seinem albernen T-Shirt gesehen. Der Club der Schwarzen Iris. Mein Onkel war einmal Mitglied dort. Sie haben ihn behandelt wie Abschaum."
    Seine Augen waren nur Zentimeter von den ihren entfernt. Sie fühlte seinen Fingernagel an ihrem Ohr. Plötzlich hatte sie die Kraft, hinter ihrem Rücken mit einem Ruck fest zu ziehen und eine Hand war frei. Sie erstarrte vor Angst, Jeremy könnte etwas merken.
    „Ich warf die Ziege auf die Veranda und lief weg." Er säuselte die Worte fast, während er Mary-Lynnette weiter liebkoste. „Ich wusste, dass ihr alle im Haus wart. Ich war so außer mir, ich habe das Pferd getötet und bin immer weiter gerannt. Ich habe das Fenster an der Tankstelle eingeschlagen. Ich wollte sie niederbrennen, aber dann habe ich mich entschlossen, noch abzuwarten."
    Ja, ja und ja, dachte Mary-Lynnette, während sie vorsichtig ihre andere Hand befreite, dabei in Jeremys wahnsinnige Augen starrte und seinen Tiergestank roch. Ja, natürlich warst du es, den wir haben weglaufen hören. Du bist nicht in das Loch auf der Veranda gestolpert. Du wusstest genau, wo es war, denn du wolltest es ja reparieren. Und ja, du hast das Fenster eingeschlagen, denn wer sonst würde die Tankstelle hassen als jemand, der dort arbeiten musste?
    Ihre Finger lösten das Seil um ihr anderes Handgelenk. Sie
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